Geschichten und Legenden um Gräfin Emhilt, Mento, Karl dem Großen und dem Hof Klein-Höchheim (Mönchshof) – Teil 2
Mendhausen/Mönchshof – Wenn die Geschichte von der frommen und reichen Dame Emhild (oft auch Emhilt) berichtet, so traf auf jeden Fall das Wörtchen „reich“ zu, geht man von den großartigen Schenkungen an das Kloster Fulda aus. Was die Frömmigkeit betraf, so setzte sie wohl erst später ein, wenn man dem Glauben schenken kann, von denen überlieferte kleine Geschichten und Episoden künden. Das wiederum hat etwas mit dem Mönchshof und „Mento“, dem Begründer von Mendhausen, zu tun sowie mit dem Frankenkönig und Kaiser des Römischen Deutschen Reiches (800). Zwar liegen Legenden und Wahrheit nicht immer eng beisammen, doch geht man von den Namen, Jahreszahlen und Fakten aus, dann scheinen doch einige der überlieferten Geschichten viele Körnchen Wahrheiten zu enthalten.
Eine Villa der Gräfin und Äbtissin Emhild soll auf der „Habichtsburg“ nördlich von Mendhausen gestanden haben, so heißt es in mündlichen Überlieferungen. Es ist auch von einer Villa der Gräfin am „Höhn“ die Rede, die wohl auf den gleichen Berg verweist. Die Rothäuser, ebenso wie ihre Mendhäuser Nachbarn, sollen dabei den „Burgstättler Weg“, mundartlich auch „Burgstodler Waag“ genannt, benutzt haben, um auf diese Anhöhe zur „Villa Buristolda“ zu gelangen. Das Wappen von Mendhausen zeigt eine Burg auf einen Hügel mit einem Habicht auf der Turmspitze. Die Burg soll im Mittelalter zerstört und die Steine zum Häuserbau beider Dörfer benutzt worden sein.
Doch zu Emhilds Zeiten soll an den Hängen auch Wein angebaut worden sein (Marke Habichtsburg) und alljährlich habe es ein großes Erntefest für Jung und Alt gegeben und der Wein soll in Strömen geflossen sein. Nach Überlieferung der Nachkommen des Mento, der von Emhild als Gutsverwalter und Rechnungsführer eingesetzt war, soll auch Karl der Große während der großen Hirschjagden öfters in der Villa der Gräfin residiert haben. Das wiederum soll den von Emhild eingesetzten Mönchen im Mönchshof gar nicht gefallen haben, weil ihr Vorrat schrumpfte. Schließlich „aßen und tranken sie selbst was das Zeug hielt. Sie hatten ja auch sehr viel Platz unter ihren Kutten“.
Einem Mönchlein war wiederum Mento ein Dorn im Auge, und das kam so. Gräfin Emhild galt als eine junge, attraktive und liebeshungrige Frau, die gerne auch junge Mädchen um sich rum hatte, die allerdings nicht schöner sein durften als sie selbst. Aber auch junge Männer hatten es ihr angetan. Und so verliebte sie sich in ihren Verwalter Mento. Er konnte natürlich nicht in der Villa wohnen, sondern hatte ein Haus in der Siedlung, die später nach ihm benannt wurde. Denn eine Gräfin und ein Dienstmann, das ging gar nicht. Und so schlich sich Mento, so oft sie nach ihm verlangte, in die Gemächer seiner Angebeteten. Darüber seien viele Jahre vergangen. Auch Karl der Große habe bei seinen Besuchen den Reizen seiner Gastgeberin nicht widerstehen können und sei in ihre Gemächer eingelassen worden. Der Wahrheitsgehalt ist nicht zu überprüfen, aber klar sei, dass sich der Kaiser und die Äbtissin gut gekannt haben, wie Beurkundungen belegen.
Die schöne Gräfin hatte ab und zu auch das besagte Mönchlein in ihrer Kemenate zu Besuch, wenn Mento durch seine Tätigkeit verhindert war. Doch mit zunehmendem Alter verblasste ihre Schönheit und Mento verbrachte immer häufiger anderswo seine Liebesnächte. Jetzt kam die Rache des Mönchleins, weil Mento immer bevorzugt wurde. Er verriet die Sache mit Mento der Zofe und die steckte es Emhild. Aus Ärger darüber wurde er als Verwalter entlassen und von der Burg verbannt. Mento schaute sich nach anderen Schönheiten um und nahm sich schließlich eine Frau. Ruhe fand die Gräfin aber nicht, denn sie blickte von ihrer Villa hinunter auf sein Haus. Als aber nach einer Zeit die Burg abbrannte (Brandstifter soll das Mönchlein gewesen sein) zog sich Emhild in ihr Kloster zurück und die Mönche übernahmen die Verwaltung der Güter. Nun war es für die Fronbauern vorbei mit den schönen Festen, denn die geizigen Mönche rückten nichts mehr heraus.
Der inzwischen gealterte Mento war trotzdem kein Höriger, sondern ein freier Mann. Aber die Äbtissin befürchtete, dass ihr ehemaliger Liebhaber eines Tages über ihren freizügigen Lebenswandel in ihrer Jugend reden könnte und befahl den Mönchen, Mento für immer einzukerkern. Mento sei von den Mönchen in die Weinberge bestellt worden, konnte sich aber nicht erklären warum. Da er nichts Gutes ahnte, bewaffnete er sich und nahm seine Söhne mit. In den Weinberger angekommen, fielen Bewaffnete über sie her und Mento und zwei seiner Söhne verbluteten im Gefecht, dabei soll er Mönche, Äbtissin und die Weinberge mit einem Fluch belegt haben. Der jüngste Sohn aber entkam und lebte in Mentos Haus. Er sorgte dabei frühzeitig für zahlreiche Nachkommen und somit für einen Fortbestand von Mendhausen. Die Weinberge aber verdorrten und nie wieder konnte Wein der Marke „Habichtsburg“ getrunken werden.