Waidmannsheil heißt es bei den Hainaer Jagdhornbläsern schon 44 Jahre
Dass aus dem 40-jährigen Jubiläum der Hainaer Jagdhornbläser in diesem Jahr das 44-jährige wurde, hat verschiedene objektive Gründe, doch die 44 ist doch eine stattliche Zahl.
Haina – Mit Worten wie Wald, Hunde, Jagd und Hörnerklang verbinden heute die Menschen nicht nur das Jagdgeschehen an sich, sondern das jagdliche Brauchtum mit all seinen traditionellen Gepflogenheiten. Natürlich gehören das Jagdhornblasen bzw. die Jagdsignale dazu, wenn sie auch mittelbar in der Jagd nicht mehr üblich sind und vom leiseren Mobiltelefon verdrängt wurden. Früher hingegen war das Jagdhorn ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Jagd, weil seine Signale zur Verständigung für Jäger und Treiber über weite Distanzen gut zu hören und damit sehr wichtig waren. Doch unmittelbar vor und nach einer Jagd (je nach Art) gehören die Jagdsignale auch heute noch dazu. Vor allem geht es auch um die Pflege und Erhaltung dieses jagdlichen Brauchtums, um eben diesen wundervollen Klang einer Jagdhornbläsergruppe bei den verschiedensten Gelegenheiten.
Genau diese Gedanken seien es gewesen, die zur Gründung der „Jagdhornbläsergruppe Haina“ führten, erklärten der Chef der Bläsergruppe, Frank Hummel und sein Mitstreiter bei einem Gespräch mit „Freies Wort“, als es um ihre 44-jährige Geschichte ging. Da fiel zunächst der Name Karl-Heinz Liebetrau aus Heßberg, der nicht nur ein Bläser sei, sondern „durch und durch ein Organisationstalent“, wenn es etwas zu besorgen oder zu organisieren galt. Es waren die Arbeiterfestspiele 1978 im damaligen Bezirk Suhl, in die auch das Grabfeld eingebunden war. Karl-Heinz Liebetrau sei bei einer Veranstaltung im Schlosshof von Meiningen von einer Jagdhornbläsergruppe so fasziniert gewesen, dass er nicht mehr davon ließ, erklärte Frank Hummel. Im damaligen Hainaer Musiklehrer Karl-Heinz Fuchs habe er einen Mitstreiter gefunden und erste Versuche gab es noch im gleichen Jahr.
Was aber fehlte, erinnert sich Frank Hummel noch an die Zeit, waren Jagdhörner. Also wurde nach Markneukirchen gefahren, um ventillose Parforce-Hörner zu erwerben. Dieses Horn sei ein Vorläufer des Waldhorns gewesen, so Hummel, das in den ersten Jahren auch in der Bläsergruppe eingesetzt wurde. Aber schon vor Jahrzehnten hätten sie umgestellt auf die Fürst Pless-Hörner mit Ventilen, allesamt aus Markneukirchen.
Die Bildung der Jagdhorngruppe sei auch dadurch begünstigt worden, so beide Gesprächspartner, weil (leider) das Jugendblasorchester Haina auseinandergefallen war. Karl-Heinz Liebetrau (bläst heute bei den Neuhofer Jagdhornbläsern) hätte die Gruppe gerne in Heßberg angesiedelt, doch die Mehrheit der Bläser sei aus Haina gekommen und so entstanden 1979 die „Hainaer Jagdhornbläser“, deren Leitung schließlich Frank Hummel übernahm. Geprobt habe man manchmal in freier Natur, an der Wuthaburg oder dann auch im Kulturhaus, das es seit 1976 gab.
In den Jahren zwischen 1981 und 1984 war Frank Hummel zur Armee einberufen und Martin Meisch kümmerte sich um die Bläsergruppe. „Ich habe zwar auch Trompete gespielt (selbst angeeignet) und Fanfare geblasen, doch ich bin eben kein Musiker, habe aber in dieser Zeit die Truppe zusammengehalten“. Doch nach wie vor fehlten die nötigen Mittel für die Jagdhornausstattung, um ihren musikalischen Anspruch gerecht zu werden. Ein Auftritt bei einer Feier des Suhler Polizeichefs im Waldhaus (Römhild) kam ihnen zu Hilfe, meinte Martin Meisch, der zeitwiese mit drei Familienmitgliedern in der Jagdhornbläser-Gruppe vertreten war. Der Polizeichef habe damals seine Beziehungen spielen lassen und so kamen sie zu drei Oktavhörnern. Eine Art Parforcehörner, die in der Tonlage eine Oktave tiefer spielen als die Fürst Pless-Hörner.
Ihre beste Zeit als Jagdhornbläsergruppe sei wohl in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre gewesen, so Frank Hummel. Beim Landeswettbewerb der Jagdhornbläser, der alle zwei Jahre stattfindet, bewiesen sie ihre inzwischen hohe Qualität und erreichten zwei Mal in Folge einen 2. Platz. Längst hatten sich die Hainaer eine Namen erspielt und traten auf zahlreichen Hubertusmessen auf, ob in Römhild, Gleichamberg, Häselrieth, Ummerstadt oder Eisfeld, um nur einige zu nennen. Es ist eine Messe zu Ehren des Heiligen Hubertus, dem Schutzheiligen der Jäger, die jährlich um den 3. November herum gehalten wird. Besonders in Erinnerung sei den Jagdhornbläsern das Pokalblasen auf der Schießanlage auf dem Suhler Friedberg, im Jahr 2000 ein Ausflug ins böhmische Budweis, nachdem sie nach einem Auftritt des böhmischen Blasorchesters „Budvarka“ in Haina Kontakt zum Orchester hatten. Unvergessen auch ein Auftritt zu Ehren eines Geburtstagsjubiläums im „Bayrischen Hof“ in München. Aber auch Bläsertreffen in Bad Berneck (Fichtelgebirge), in Plothen oder Hammelburg sind den beiden in bester Erinnerung. Nicht vergessen sei auch ein Auftritt in der großen Jagdhornbläsergemeinschaft anlässlich des Jubiläums 750 Jahre Berlin im Jahr 1987.
Wie in anderen Bereichen oftmals der Fall, haben auch die Jagdhornbläser inzwischen Nachwuchssorgen, obwohl sie zwischenzeitlich sehr gut besetzt gewesen seien. Die Kinder oder Jugendlichen seien herangewachsen und die berufliche Entwicklung (Studium, Lehre weit weg von zu Hause, Arbeitsstellen) machen eine Verstärkung schwierig und nur selten gebe es Rückkehrer wie Carolin Link und Florian Hochstrate. Zu heutigen Sechsergruppe gehören Frank Breitung (Schleusingen) Klaus Gundelwein und eben Martin Meisch und Frank Hummel als Leiter. „Ohne seinen engagierten Einsatz sei die Bläsergruppe nicht vorstellbar“, so Meisch, der außerdem noch im Männer- und im gemischten Chor Haina singt. Für Frank Hummel steht aber „seine Mannschaft“ im Vordergrund, weil eine Bläsergruppe nur als Gemeinschaft funktioniert.
Es war auch der Wunsch der Gemeinschaft, das vor zwei Wochen begangene Jubiläum nicht im „stillen Kämmerlein“ zu begehen, wenn es auch durch Corona, gesundheitlichen und familiären Gründen zur Verschiebung kam. Es sei vor allem Martin Meisch gewesen, so Frank Hummel, der auf ein festliches Jubiläum (Kirche und Kulturhaus) mit großer Öffentlichkeit bestand. Mit „Wir brauchen Auftritte und nicht nur Proben“ habe er sich durchgesetzt. Dass sie auch weiterhin viele Auftritte bei den verschiedensten öffentlichen und privaten Anlässen haben werden, dazu der Bläsergruppe ein Horrido und ein Waidmannsheil.