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Kindergarten „Gleichbergwichtel“ wird 80 Jahre

Erstellt von Kurt Lautensack | | Gleichamberg

Der Kindergarten „Gleichberg-Wichtel“ Gleichamberg feiert heuer sein 80-jähriges Bestehen. Zeit für einen Blick in die Chronik.

Gleichamberg – „Die Welt wird im Spiel erfahren und das Innere des Kindes wird ebenfalls im Spiel dargestellt. Spiel ist die höchste Stufe der Kindesentwicklung“ formulierte einst Friedrich Fröbel (1782 – 1852) und forderte die Eltern eindringlich auf, das Spiel der Kinder zu fördern. Denn, so Fröbel, „den Kindern sind ihre Spiele ernste Tätigkeit“. Friedrich Fröbel war es, der 99 Jahre vor der Eröffnung des Kindergartens in Gleichamberg im thüringischen Bad Blankenburg den ersten „Allgemeinen deutschen Kindergarten“ gründete. Den Namen hatte Fröbel bewusst gewählt, da ein Kind wie eine Pflanze im Garten heranwachsen und gepflegt werden soll.

Laut einer Eintragung in der Ortschronik wurde am 5. Mai 1938 das zum Bau bestimmte „Grundstück am Rasen durch das Kreisbauamt Hildburghausen vermessen“. Bereits zwei Tage später wurde mit den Ausschachtungsarbeiten für den Kindergarten begonnen. Ein Jahr später war das „Kinderheim“, dessen Bezeichnung wohl der damaligen Zeit geschuldet war, fertig. Am 21. Juni 1939, die offizielle Einweihung war am 16. Juli, konnten die Mütter erstmals ihre Kinder freudestrahlend zur Betreuung in den Kindergarten geben. Unter den Klängen der „hiesigen Musikkapelle“, so heißt es in der umfänglichen Beschreibung der Einweihungsfeier, seien 60 Kinder in das neue Heim eingezogen.

War es auch für den Ort und seinen Kindern eine großartige Einrichtung, so waren die politischen Vorzeichen jener Zeit alles andere als erfreulich, denn wenige Wochen später begann der 2. Weltkrieg und manche Kindergartenbesucher jener Jahre sahen ihre Väter nicht wieder. Auch die Nachkriegsjahre erwiesen sich als schwierige Zeiten, auch für die durchgehende Betreuung der Kinder, denn das dörfliche Leben kam nur allmählich wieder in Gang. Doch das örtliche Geschehen normalisierte sich und der Kindergarten wurde zu einer unverzichtbaren Einrichtung für Kinder und Eltern. Um die Versorgung der Kindergartenkinder in der hauseigenen Küche kümmerten sich die Küchenfrauen mit ihren Kochkünsten. Das Mittagessen kostete in den 1960er Jahren im Kindergarten 1,75 Mark pro Woche, während der Kindergartenbesuch kostenlos war. Im wiedervereinten Deutschland hatte der Staat dafür immer weniger Geld übrig und die eigenen Küchen wurden nicht nur in Gleichamberg geschlossen. Seit vielen Jahren bekommen die Kinder ihr Essen vom Landgasthaus in Gleichamberg, das die Eltern nach Aussage der Kindergartenleiterin Dagmar Frank selbst bezahlen.

Sprach man bei der Einführung des Heimatkundeunterrichts 1955/56 noch von der „nationalen Erziehungsaufgabe der Deutschen… „ und von einem „nationalen Zusammenschluss“, also der Wiedervereinigung, so sind diese Worte ebenso verschwunden wie mit dem Mauerbau 1991 die Worte „Deutschland einig Vaterland“ aus der Nationalhymne der DDR. Doch die Verbesserungen der materiellen Bedingungen im Kindergarten von Gleichamberg waren unübersehbar. Um dem Spieltrieb der Kinder gerecht zu werden, wurde der weiträumige Spielplatz immer wieder mit neuen Spielgeräten ausgestattet, was sich eigentlich bis in heutiger Zeit fortsetzte. Ähnliches galt für die Ausgestaltung und Ausstattung der Gruppenräume und die wachsende Kinderzahl führte zunächst zum Ausbau der oberen Etage zu Gruppenräumen. Natürlich gingen mit dem materiellen Verbesserungen auch die inhaltlichen Veränderungen einher. Neben neuen erziehungsrelevante Rahmenplänen ging es auch um die Einbeziehung des dörflichen Umfeldes, so beispielsweise um Beziehungen zur Patenbrigade, um das Kennenlernen der Produktionsstätten der Eltern, um de3n Umgang untereinander, um Bewegung durch sportliche Aktivitäten und vieles andere mehr.

Mit der Wende 1989/90 blieben tiefgreifende Veränderungen und eine allgemeine Aufbruchstimmung nicht aus. Während Betriebe nach und nach „geschlossen oder übernommen“ wurden, auch die bis dahin eigenständige Kinderkrippe (heutiges Ärztehaus) wurde geschlossen, ging die Sorge bei den Kindergärtnerinnen um, wie es mit der Arbeit in der Einrichtung weitergeht. Sie ging weiter, doch bereits ein Jahr nach der Wende zeichnete sich ein starker Geburtenrückgang in den Orten ab, so auch in den sieben Orten, die sich 1993 zur Einheitsgemeinde Gleichamberg zusammenschlossen. Die Kindergärten in Bedheim und Gleichamberg blieben erhalten, bauliche Verbesserungen weiter durchgeführt. Da nun auch Kinder aus anderen Ortsteilen in Gleichamberg betreut wurden, wurde es allmählich eng und man suchte nach Lösungen, um „den räumlichen und gestalterischen Ansprüchen einer Kindertagesstätte“ gerecht zu werden. Für Bürgermeister Günther Köhler und seinen Gemeinderäten bestand daher kein Zweifel daran, dass „ein neuer Kindergarten längst überfällig“ war und so entstand „eine gelungene Kombination aus saniertem Altbau und neuem Anbau“. Im Dezember 2004 fand die festliche Einweihung des Erweiterungs- und Neubaus mit der Schlüsselübergabe statt. Mit der Neueinweihung ging gleichzeitig die Namensgebung „Gleichberg-Wichtel“ einher.

Inzwischen sind fast 15 Jahre vergangen, in denen sich vor allem inhaltlich einiges verändert hat, aber auch Bewährtes beibehalten wurde. Viele schöne Sommer- und andere Feste erlebten seitdem Kinder und Eltern, gab es viele wundervolle Märchenaufführungen des Elternbeirates, wurde der Eingang mit Namenszug neu gestaltet, eine Unterstellhalle für Spielgeräte errichtet und der Spielplatz erhielt ein neues Gesicht. Seit 2014 bereichert der Wichtelkarneval die Saison des Gleichamberger Karnevalsverein, ein großes Aquarium mit beeindruckender Optik schafft für die Kinder eine entspannende körperliche und seelische Wirkung und die musikalische Frühförderung gehört zu den „Leitlinien der frühkindlichen Bildung“. Natürlich hat sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte auch ein Personalwechsel vollzogen, doch das alles und viele andere Informationen wird es beim Fest geben.

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