Die Geschichte von Roth in Kalenderblättern festgehalten
Roth – „An den nordöstlichen Ausläufern des Großen Gleichberges liegt in einem Milzquellbachtal der Ort Roth…Während ein südlicher und ein nördlicher Ortsteil sich an die beiderseitigen Keupermergel-Hänge anlehnen, reicht ein zwischen ihnen gelegenes Wohngebiet in die Bachaue hinein….Nahe dem Dorf zieht die Sächsische Landwehr vorüber“, so und in anderen ähnlichen Formulierenge wird in verschiedenen Schriften (hier: Das Gleichberggebiet) der Ort Roth beschrieben. In einer anderen Niederschrift wird Roth auch als „ein freundliches Kirchdorf, eingebettet in die Ausläufer der beiden Gleichberge, im Tal der Milz, in einem fruchtbaren Gründchen“ bezeichnet. An dieser landschaftlichen Lagebeschreibung hat sich bis heute nichts geändert, wohl aber vieles in seiner 825-jährigen Geschichte des schmucken Dörfchens an der Milz. Wie sich das Leben der Menschen und das Dorf selbst verändert hat, das haben glücklicherweise zu verschiedenen Zeiten die Ortschronisten festgehalten bzw. halten es weiter fest, wie es die jüngste Berufung von Stefan Klopf zum Chronisten zeigt.
Auf der Suche nach einer Ersterwähnung gab es zunächst in Vorbereitung der 800-Jahrfeier 1998 einige Wirrungen, da auch andere Zahlen (1141, 1144) kursierten, die sich bei einer Schenkung durch Berthold von Rode an Veßra wohl mehr auf das heutige Bad Rodach bezogen. Dazu hatte der ehemalige Direktor des Hennebergischen Museums Kloster Veßra Günther Wölfing schon 1988 an den damaligen unvergesslichen Ortschronisten Erich Bosecker geschrieben: „In den Jahren 1144 und 1198 erhielt das Kloster Veßra bedeutende Schenkungen zu Roth…“, die aber mit Unsicherheitsfaktoren belastet seien, weil größtenteils Urkunden fehlten. Doch bei diesen Schenkungen fehle eben auch das genaue Datum, so dass man aber von der „ca. 1200 ausgestellte Urkunde“ wirklich von „Roth im benachbarten Bedheim als Beleg“ ausgehen könne. So blieb man bei der Jahreszahl 1198.
Wie schon erwähnt, ist die Ortsgeschichte in einem Jahreskalender, einer höchst anerkennenswerten Leistung von Ronald Wiegler, auszugsweise festgehalten. Da kann man durchaus in Anbetracht des Zeitdruckes den kleinen Zahlendreher (1189 statt 1198) verzeihen. Schließlich hat alles andere seine Richtigkeit. Neben einer Zeittafel, die sich von der Ersterwähnung um 1200 bis in das Jahr 2013 auf 12 Monatsblättern wiederfindet, sind besondere Themen ein wenig näher beleuchtet. So erfährt der Geschichtsinteressierte zum Beispiel, dass Roth im Jahr 1729 die Braukonzession von Herzog Ernst Friedrich von Hildburghausen für 300 Gulden erhält. Neben dem Dorfbrauhaus hatte Roth u. a. das Gasthaus „Zum Goldenen Stern“ und „Zur Guten Quelle“ aufzuweisen. Da vom Braurecht immer weniger Gebraucht gemacht worden sei, sei das Brauhaus auf Grund des schlechten Zustandes 1977 abgerissen worden.
Ein anderes Kalenderblatt hat zum Beispiel die Landwehr oder die Gleichberge zum Inhalt und wieder ein anderes stellt die Dorfschule in den Mittelpunkt. Dabei ist vermerkt, dass „im Herbst 1661 eine neue Schule“ für 203 Gulden gebaut wurde und an gleicher Stelle 1783 ein neueres Schulgebäude errichtet wurde. Die im Untergeschoss als Backsteinbau 1896 errichtete Schule steht heute noch am Ortseingang und wird privat genutzt. Ab dem Jahr 1964 wurden alle Schüler an der Polytechnischen Oberschule Bedheim unterrichte. Aus Platzmangel bis zum Neubau der heutigen Schule in Bedheim wurde Roth von 1966 bis 1982 jedoch nochmals für eine Unterstufenklasse genutzt. Andere ausgewählte Themen waren u. a. die Kirmes, das Backhaus, Sportverein und Chor oder die Jagd. So füllten sich Kalenderblatt um Kalenderblatt zu einem wunderbaren Gesamtwerk.
Eine außergewöhnliche Leistung der Dorfbevölkerung soll hier ebenfalls noch erwähnt werden. Der Bau des Mehrzweckgebäudes (Kulturhaus), bei dem die Einwohner von Roth mehrere tausend Stunden (nach Chronikberichten) geleistet haben. Die Einweihung erfolgte am 1. Februar 1976. Man mag es aus heutiger Sicht kaum glauben und doch war es Tatsache, was der damalige Ortschronist Erich Bosecker alles festhielt. So schrieb er: „Das Kulturhaus wurde bereits im ersten Jahr vielseitig genutzt. So fanden bis Jahresende 1976 68 Kulturveranstaltungen (u.a. Schuleinführungen, Frauentagsfeiern, Versammlungen von Vereinen usw.), 27 Brigadefeiern, 17 Tanzveranstaltungen (einschließlich Jugendtanz) und 12 Familienfeiern statt“. Man mag sich diese Zahlen mal auf der Zunge zergehen lassen.
So füllten sich Kalenderblatt um Kalenderblatt zu einem wunderbaren Gesamtwerk, reich bebildert mit Fotos aus frühester Zeit bis hin zu aktuellen, auf dem sich so mancher selbst oder Vorfahren erkennen wird. Natürlich wären aus der Ortschronik von Roth noch viele andere Zeitabschnitte der älteren und jüngeren Zeit erwähnenswert, von der Dorfverschönerung 1988 bis zur Neugestaltung des Dorfplatzes 1998, von der Glockenweihe 2005 bis zur Wiedereinweihung der restaurierten Kirche 2020.