Sonderausstellung im Doppelpack mit Torsi-Enthüllung
Das 7. Museums Café in der Glücksburg hatte für die gut 40 Besucher, die bei der Eröffnung am 30. Juli 2023 dabei waren, ganz besondere Leckerbissen in doppelter Hinsicht parat.
Römhild – In Zusammenarbeit mit Sandra Müller, Vorsitzende des „Museumsverband Thüringen e.V.“, Julia Böhler vom „Museumsnetzwerk Süd e.V.“, dem Förderverein „Internationales Keramiksymposium Römhild e.V.“ und der Stadtverwaltung boten Museumsleiterin Kerstin Schneider und ihre Mitarbeiterin Hella Licht ein ganzes Paket an. Zwei Sonderausstellungen mit Führung, eine Kunstwerk-Enthüllung auf dem hinteren Schlosshof sowie einen Sonntagsnachmittags-Café bei interessanten Gesprächen zu dem vorher Gesehenen. Und natürlich konnten auf zwei Etagen alle Ausstellungsräume besichtigt werden, wobei man beim Rundgang gleich noch eine „halbe Schlossbesichtigung“ dazu bekam, wie es Kerstin Schneider ausdrückte.
Die Kraft der Kunst öffentlich wirken lassen
„Es passt alles“ meinte die Museumsleiterin mit Blick auf das Wetter, die Besucherkulisse und die angereiste Künstlerin Michaela Biet beim Auftakt im hinteren Schlosshof, wo die Eröffnung mit der Enthüllung zweier Kunstwerke (Torsi) im „öffentlichen Raum“, und damit zugänglich für jeden zugänglich, stattfand. Bei der Begrüßung aller Anwesenden durch Bürgermeister Heiko Bartholomäus verwies er besonders auf diese Art der öffentlichen Ausstellung. Man versuche bereits schon mehrfach, verschiedene bei den Keramiksymposien entstandene Werke öffentlich zu präsentieren. Als Beispiele nannte er die Skulpturen an der Regelschule, im Keramikgarten des Schlosses oder die ausgestellten Werke in den Schaufenstern der Stadt. Nun werde nach längerer Anstrengung ein weiteres Kunstwerk der Stadt Römhild gut zu Gesicht stehen.
Kerstin Schneider verwies zunächst auf die seit 1975 bis 1993 stattgefundenen Symposien sowie auf die nun seit 2008 alle drei Jahre wiederkehrenden Keramiksymposien. Die Sonderausstellung „Die Kraft der Kunst“, unter diesem Motto fand das Keramiksymposium 2022 mit acht Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt statt, zeige ihre „fantastischen Werke“. Darunter auch die von Michaela Biet, von denen nun zwei den Eingang ins Museum an der Rückseite des Schlosses zieren. Die beiden Torsos symbolisieren Herzog Heinrich, der Mitte des 17. Jh. in Römhild regierte, und seine Frau Marie Elisabeth von Hessen-Darmstadt, von ihm Marielies genannt. In Verehrung für seine Frau gab er dem Schloss den Namen Glücksburg. Ihre Liebesgeschichte habe die Künstlerin so fasziniert, dass sie diese als Anregung für ihr Werk aufnahm (mehr zur Künstlerin und ihre Teilnahme am Symposium siehe nebenstehend). Kerstin Schneider ergänzte noch zum Herzog-Ehepaar, dass der Herzog geäußert habe, als er seine Frau ins Schloss führte: „Marielies, das soll deine Glücksburg sein“. So erhielt das Schloss seinen Namen. Die Enthüllung nahmen die Künstlerin Michaela Biet, Kerstin Schneider und Heiko Bartholomäus vor.
Die Sonderausstellung „Scherben bringen Glück“, die der über 300-jährigen Geschichte des Töpferhofes Römhild gewidmet ist, führte die Besucher wieder in das Innere der Glücksburg. Da das 300-jährige Jubiläum 2020 Corona zum Opfer gefallen sei, wie Kerstin Schneider erklärte, freue sie sich, nun endlich die Besucher durch die sehr beeindruckende Ausstellung zum Töpferhof Gramann führen zu können. Leider konnte kein Vertreter des Unternehmens teilnehmen, da sie auf einer Messe unterwegs waren.
Die Keramik: eine lange Tradition
In verschiedene Zeitabschnitte ist die Geschichte des Töpferhofes aufgegliedert und verschiedene Tafeln stellen die Entwicklung des Töpferhandwerks des Familienunternehmens von der Gründung bis heute dar. So geht die Töpfertradition auf den Marbacher Häfner Abraham Loos zurück, der 1720 in Römhild eine Töpferei eröffnete. Erst viel später – beinahe 200 Jahre später – kam der noch heute gültige Name Gramann in das Familienunternehmen. Der 1890 in Jüchsen geborene Bildhauer Karl Gramann heiratete 1912 in Römhild Marie Loos – eine Nachfahrin des Firmengründers. Von da an wurde das Töpferhandwerk unter dem Namen Gramann fortgeführt. Die Ausstellung zeigt auch die weitere Entwicklung in der DDR-Zeit und die Zeit nach der Wiedervereinigung Deutschlands bis heute. Die Vielzahl der ausgewählten Ausstellungsstücke spiegelt die jeweiligen Trends in der Entwicklung dieses Handwerks wider. Dabei verweist die Museumsleiterin auf besondere Raritäten und Einzelstücke. Dazu gehörte auch das Modell einer alten Töpferscheibe, die durch reine Fußkraft in Drehung versetzt werden musste.
Aber auch den Töpfereien von Markus Weingarten aus Römhild und Simone Graßmann aus Sülzdorf haben Exponate zur Ausstellung beigetragen. Neben diesen altbekannten Vertretern des Römhilder Töpferhandwerks habe sich mit der „Römhild Keramik GmbH“ inzwischen ein weiteres Unternehmen in der Stadt angesiedelt, erklärte Kerstin Schneider. In der Folge schloss sich eine Führung in die bereits in unserer Zeitung vorgestellte Sonderausstellung „Die Kraft der Kunst“ an,
wo die ausgestellten Werke der Symposiumsteilnehmer im Fokus standen. Wie schon der Titel der Veranstaltung „Museums-Café“ ankündigt, bildete die Kaffeetafel mit Kuchen im Festsaal der Glücksburg bei interessanten Gesprächen über das Gesehene den sonntäglichen Abschluss. Dabei
galt ein Dank auch den Helferinnen im Museum und im Museums-Café: Bärbel Freund, Isabella Kariton und Bärbel Filler.