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Sanierte Denkmalanlage erstrahlt wieder

Erstellt von Kurt Lautensack | | Gleichamberg

Seit mehr als 100 Jahren ist das Kriegerdenkmal mit seinem Umfeld nicht nur für die Gleichamberger Erinnerung und Blickfang zugleich. Eine Sanierung war unumgänglich.

Gleichamberg – Eigentlich sollte eine Gedenkveranstaltung am Denkmal im vorigen Jahr anlässlich seiner Erbauung und Einweihung 1921 stattfinden. Das hätte übrigens gut zum 150. Jubiläum des Männerchores „Sängerlust“ Gleichamberg gepasst, die am Denkmal so manche Gedenkfeier mitgestaltet haben. Doch so wie sich die Anlage präsentierte, konnte es nicht bleiben. Den Einwohnern war und ist es eine Verpflichtung, Denkmal und Umfeld in Ordnung zu halten. Zu ihnen gehört u.a. auch der 97-jährige Armin Schmidt, dessen Großvater zu den Gefallenen des I. Weltkrieges gehörte und er selbst den II. Weltkrieg an der Front erlebt hatte. Das Denkmal wurde nach dem II. Weltkrieg für diese Gefallenen um 56 Holzkreuze ergänzt.

Doch zunächst ein kurzer historischer Rückblick. Am 21. August 1921 wurde das Denkmal zu Ehren seiner im Weltkrieg Gefallenen festlich eingeweiht. Dazu war wenige Tage vor der Einweihung im Hildburghäuser Kreisblatt „Aus Sachsen-Meiningen und den Nachbarstaaten“ zu lesen: „Als wichtiges zyklopisches Mauerwerk erhebt sich das Ehrenmal, aus heimatlichen Gestein zusammengestellt, schlicht und einfach, jedoch des künstlerischen Wertes durch seinen Schöpfer, den Kunstmaler Fritz Hegler von hier nicht entbehrend, hoch oben weit sichtbar am Waldesrand. Aber nicht nur das Denkmal selbst, sondern der dazugehörige terrassenartige Ehrenhain werden für unseren Ort eine Zierde und für jeden Gleichbergbesucher eine Sehenswürdigkeit sein…“ (Der Freistaat Thüringen bestand zwar schon seit dem 01.05.1920, aber die dazugehörige Kreisreform fand erst 1922 statt-die Red.)

Erbaut wurde das Kriegerdenkmal zwischen März und August 1921 von einer Firma Memmler aus Milz im Auftrag der Gemeinde Gleichamberg unter Mitwirkung des Lehrlings Karl Hegler (genannt der Maurer). Der Entwurf stammte von Fritz Hegler (genannt der Maler), der auch das Modell für den aufgesetzten Helm zunächst aus Gips anfertigte. Für die 24 gefallenen Soldaten wurden Tafeln angefertigt und in das Mauerwerk integriert und darüber hinaus die gleiche Anzahl von Linden gepflanzt. Auf Anordnung der damaligen Gemeindeverwaltung musste 1948 der Helm entfernt, also gewissermaßen „vom Sockel gestoßen“ werden. Da er nicht zerstört wurde, machten sich vier Jahre später in einer politisch-riskanten Zeit drei mutige Gleichamberger, Herbert Frank, Otto Heusinger und Roland Thomae, in einer „Nacht- und Nebelaktion“ daran, den Helm wieder auf seinen angestammten Platz zu heben. Die teilweise inzwischen morschen 56 Holzkreuze wurden in den 1990er Jahren durch kleine Namensschilder mit Geburts- und Todestag ersetzt.

Zurück zur Gegenwart. Da eine Sanierung der Anlage, vor allem der breite Treppenzugang, und eine Neugestaltung des Umfeldes unumgänglich war, trafen sich bereits im September 2019 Römhilds Bürgermeister Heiko Bartholomäus mit Einwohnern und Bauhofmitarbeitern vor Ort, um die Anlage in Augenschein zu nehmen. Während die 15 m breite und 3 m hohe Denkmalmauer selbst in einem relativ guten Zustand war und Ausbesserungen ausreichten, waren die untere obere Treppe in einem äußerst schlechten Zustand und für ältere Menschen kaum noch begehbar. Hinzu kam ein gefährdetes Umfeld durch Wildwuchs von Sträuchern und Bäumen sowie durch abgestorbene Bäume, die umzubrechen drohten bzw. ihren Halt schon verloren hatten. Gefährdetes Baummaterial konnte durch den Bauhof beseitigt werden, doch damit war es natürlich nicht getan. Eine fachgerechte Instandsetzung war notwendig. Das Problem wurde dem Stadtrat vorgetragen und schließlich das Architekturbüro Reiner Roßbach mit der Planung beauftragt.

Da der Zeitraum bis zum 100-jährigen Jubiläum knapp bemessen war, weil es auch um Fördermittel für diese Baumaßnahmen ging, konnte natürlich der Jubiläumstermin nicht eingehalten werden. Den üblichen Anträgen, Ausschreibungen und dergl. erfolgte schließlich Anfang August 2021 der Baubeginn. Zur Baumsanierung, wie es hieß, wurde eine Baumbestandsanalyse durchgeführt und die große Freifläche umgebenden Linden wurden auf ihre Standsicherheit geprüft und einer Pflege unterzogen. Der Wildwuchs wurde entfernt, Baumstümpfe ausgefräst und die Unebenheiten im Gelände ausgeglichen. Was die stark geschädigten Treppenanlagen betrifft, so wurden die kleinere untere Treppe und die sehr breite und eindrucksvolle obere Treppe mit neuen Basaltstufen fachgerecht neu aufgesetzt. Eine Fugenerneuerung wurde an der Denkmal- und den Seitenmauern vorgenommen.

Drei fachkompetente Firmen waren am Bau und der Neugestaltung Denkmalanlage beteiligt, die im Wesentlichen im Oktober 2021 zum Abschluss gebracht werden konnte. Nach den Angaben von Reiner Roßbach seien lediglich letzte Baupflanzungen noch im Frühjahr 2022 erfolgt. Doch auch die Gleichamberger waren dabei nicht untätig und haben mitgewirkt. Nachdem die „Gleichbarchrotte“ bereits eine zweiseitig beschriftete Schautafel angebracht hatte, kam noch eine überdachte Sitzgruppe dazu. Mitglieder des Männerchores haben beiderseits der unteren Treppe eine Buchenhecke mit jeweils 33 Pflanzen neu angelegt. Damit sie den trockenen Sommer überstanden, hat sich Stadtrat Arno Schmidt tüchtig um die Wässerung der Pflanzen gekümmert.

Die Gesamtkosten für die Denkmalanlage betrugen nach den Angaben von Stadtkämmerin Lissy Carl-Schumann laut Abschlussrechnung 88217 Euro. Davon entfielen auf die Planungskosten 7868 Euro, die baulichen Anlagen 50847 Euro, die Geländebearbeitung und –regulierung 13462 Euro und auf die Grünanlagen (Pflanzungen, Baumschnitt usw.) 16040 Euro. Gefördert wurde die Maßnahme mit 65 % der förderfähigen Kosten (56489 Euro) durch das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR, früher ALF). Mit der Umsetzung dieser von den Gleichambergern befürworteten Maßnahme ist zugleich der eingangs gehegte Wunsch realisiert. Das Kriegerdenkmal mit einem sehr gepflegten Umfeld, einer repräsentativen und einladenden Freifläche und der bestehenden Lindengalerie können die Gleichamberger, ihre Gäste und Gleichberg-Wanderer wieder besuchen und den Anblick genießen.

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