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Rücksicht macht Wege frei

Erstellt von Kurt Lautensack | | Simmershausen

Immer häufiger treffen auf den Wirtschaftswegen landwirtschaftliche Fahrzeuge und Fahrradfahrer bzw. Fußgänger aufeinander, was oft zu Unstimmigkeiten auf beiden Seiten führt.

Simmershausen – Um landwirtschaftliche Nutzflächen zur Bearbeitung oder Aussaat zu erreichen, um weg vom üblichen Verkehrsgeschehen auf öffentlichen Straßen Ernteprodukte zu transportieren oder auch um zu den Betriebsstätten (z. B. Stallanlagen) zu gelangen, sind inzwischen Wirtschaftswege unverzichtbar. Sie wurden und werden mit erheblichen Aufwand und finanziellen Mittel, gefördert durch die zuständigen Ministerien von Bund und Länder, gebaut und stellen, wenn man so will, ein multifunktionales Wegenetz dar. Gerade in den arbeitsintensiven Zeiten, in denen die Landwirte das günstige Wetter möglichst nutzen möchten, freuen sie sich über eine freie Fahrt zum Feld oder Betriebsstätte.

Gerade in solchen Zeiten wollen auch viele Menschen Natur und Landschaft genießen und sich in freier Natur bewegen. So sind Radfahrer, Reiter, Jogger, Wandergruppen oder Spaziergänger, auch in Begleitung von Hunden, sehr oft auf diesen Wegen unterwegs. Das darf und soll auch so sein, da diese Wege auch mit dem Hinweis „Fahrrad frei“ versehen sind und teilweise auch als Radrouten (Keltenradweg, Werra-Obermain-Radweg, Werratalradweg) ausgewiesen sind. Doch gerade dann, wenn Landwirte und öffentliche Nutzer, aus unterschiedlichen Motiven unterwegs seien, komme es zu Konflikten, die nicht sein müssten, erklärten Roland Günther, Geschäftsführer des Zuchtzentrums eG Gleichamberg (ZZ) und Sindy Brückner vom Regionalbauernverband (RBV) Südthüringen e.V. mit Sitz in Hildburghausen.

Aus diesem Grund habe der Bauernverband Südthüringen im vergangenen Herbst die Aktion „Rücksicht macht Wege breit“ ins Leben gerufen, so Sindy Brückner, die nun in der Region und natürlich nicht nur da, schrittweise umgesetzt werden soll. Denn immer häufiger komme es vor, das es zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Fahrern landwirtschaftlicher Maschinen oder Traktoren als Hauptnutzer und den genannten Nebennutzern. Zur Interpretierung dieses Sachverhaltes werden in symbolhafter Darstellung ein Traktor und ein Radfahrer mit dem entsprechenden Schriftzug auf diesen landwirtschaftlichen Wegen mit Farbe aufgebracht.

Eine solche Aktion wurde kürzlich auf dem landwirtschaftlichen Weg zwischen Simmershausen (Stallanlage) und Gleichamberg gemeinsam von Roland Günther (ZZ) und Sindy Brückner (RBV) gestartet, der im Landkreis weitere folgen sollen. Dabei bitten Landwirte und Bauernverband Radfahrer*innen und Fußgänger*innen, den landwirtschaftlichen Fahrzeugen den Vorrang zu lassen und auszuweichen bzw. vom Rad abzusteigen, um den nötigen Abstand zu wahren. Dann komme es nicht zu Konflikten oder Wortgefechten, die unnötig für Spannungen sorgen und beiden Seiten nichts nützen.

Welche Breite die Traktoren und deren Anbaugeräte einnehmen, mag das Foto verdeutlichen. Ein Ausweichen ist in der Regel kaum möglich, erklärte Roland Günther, weil dann das Fahrzeug den Randstreifen stark beschädigen würde oder durch das Gewicht am Feldrand tiefer einsinke. Bei der Aktion war auch Römhilds Bürgermeister Heiko Bartholomäus mit zugegen, da die Förderungen zum Wegebau in der Regel auch über die zuständige Stadt/Gemeinde erfolgen. Eingeladen zum Termin waren auch Vertreter des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub), KV Südthüringen. Zwar konnte zu dem Termin kein Vertreter dabei sein, doch versichern sie in einem Schreiben, das diese Aktion auch im Interesse des ADFC sei. So heißt es u.a. im Schreiben: „Schließlich hat sich auch der ADFC mit dafür eingesetzt, dass eine Wegeförderung für die gemeinsame Nutzung durch landwirtschaftlichen und Radverkehr möglich wurde. Und mittlerweile profitieren die Radfahrer auf vielen Routen von gut ausgebauten landwirtschaftlichen Wegen. Umso unverständlicher ist es uns, dass es nicht selbstverständlich ist, auf den Wirtschaftsverkehr Rücksicht zu nehmen“. Der ADFC werde deshalb diese Aktion „moralisch unterstützen“ und für gegenseitiges Verständnis werben. Also liebe Radfahrer, Fußgänger und Wandergruppen, macht mit wenn es am Beginn eines solchen Weges heißt „Rücksicht macht Wege breit“.

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