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Kloster Trostadt im Blickpunkt der Archäologen

Erstellt von Kurt Lautensack | | RömhildSteinsburg

Zur traditionellen Herbsttagung der „Gemeinde der Steinsburgfreunde“ stand in der vergangenen Woche das ehemalige „Kloster Trostadt“ im Mittelpunkt des Geschehens.

Römhild/Trostadt – Zur örtlich zweigeteilten Herbsttagung konnte der Vereinsvorsitzende Johannes Bäumert die ca. 30 interessierten Besucher im Steinsburgmuseum begrüßen. Da es vorrangig um Ergebnisse der in Trostadt vorgenommenen Ausgrabungen ging und die technischen Möglichkeiten zur bildhaften Darstellung begrenzt waren, fand der erste Teil im Steinsburgmuseum statt. Als Referent konnte Mathias Seidel, Leiter des Steinsburgmuseums, den Archäologen Lucas Edgar May begrüßen. Lucas Edgar May nahm aktiv an den Ausgrabungen in Trostadt teil und arbeitet gegenwärtig an seiner Dissertation zum Thema „Historische, baugeschichtliche und archäologische Untersuchung des Prämonstratenserinnen Klosters in Trostadt sowie ein Vergleich der obertägigen Bausubstanz mit dem Mutterkloster in Veßra“.

Da eine Doktorarbeit bekanntlich auch neue Erkenntnisse liefern soll und dabei mindestens eine neue These aufgestellt und überprüft werden muss, fiel die Wahl auf das ehemalige Kloster Trostadt, das diesen Erwartungen durchaus entsprach. Das sah auch Thomas Grasselt so, Abteilungsleiter für Bodendenkmalpflege beim TLDA Weimar und Mitglied der Steinsburgfreunde, der an der Herbsttagung teilnahm. Trostadt bot mehr Potential, Neues zu entdecken als beispielsweise Kloster Veßra, da es in der Vergangenheit weniger im Mittelpunkt archäologischer Untersuchungen stand. Das sollte sich bei den Ausgrabungen im Klosterareal und den anschließenden Untersuchungen der Ergebnisse auch bestätigen, wie Lucas Edgar May mit seinem Vortrag bewies.

Zum Verständnis für die Zuhörer gehörte dazu, zunächst einen allgemeinen Überblick über zeitliche Abschnitte von Trostadt und seiner Klostergeschichte zu zugeben. So teilte May in seinen Ausführungen den geschichtlichen Abriss in drei Perioden ein, wobei das Kloster „ursprünglich nicht mehr als ein Hof“ gewesen sei. Dem folgte die Periode der „Nutzung als Frauenkloster“ und schließlich die Zeit danach „letztlich als dörflicher Ortsteil von Reurieth“. Dabei wurde natürlich der Blick auf die Zeit gerichtet, in der das Kloster dem Verfall preisgegeben wurde, seiner zweckentfremdeten Nutzung bis hin zu den Maßnahmen zur Erhaltung der unter Denkmalschutz gestellten Klosteranlage und dem privaten Erwerb durch die Familie Katrin und Jens Wiener aus Reurieth.

Wie bereits erwähnt, lag sein Schwerpunkt aber auf den baulichen Gegebenheiten des Klosters, die der Archäologe in mehrere Bauphasen untergliederte, von der Errichtung des Klosters im 12. Jh. über einen Brand und dem Umbau (13. Jh.), dem frühgotischen Anbau (14. + 15. Jh.), der Neugestaltung der Dachstühle von Kirche (Turmscheune) und Konvent (steht hier für den Wohnbereich des Klosters) im 16. Jh. bis zum Neubau des Kirchturms im 18. Jh. Nähere Erläuterungen zu den einzelnen Grabungsabschnitten gab es schließlich bei einem Klosterrundgang in Trostadt (2. Teil der Herbsttagung).

Beim 1. Grabungsabschnitt im Dezember 2020 sei bereits nachvollziehbar gewesen, so May, dass verschiedene Bauabschnitte stattfanden. Im darauffolgenden 2. Grabungsabschnitt (Rückseite von Klosterkirche und Konventbau) ergaben Untersuchungen des Mauerbaus, dass die Fundamentstrukturen auf die Gründungszeit von Trostadt im 8. Jh. zurückgehen. Bei den Ausgrabungen rund um das Klostergebäude wurden 1367 keramische Bruchstücke gefunden, die nach verschiedenen Ordnungskriterien wie beispielsweise Herstellungsverfahren, Oberflächenstruktur, Brandart oder Bruchbeschaffenheit sortiert wurden. Zugeordnet werden konnten die Bruchstücke überwiegend dem 13.-14. Jh. als „spätmittelalterlichen Alltags- und Gebrauchskeramik“ Lediglich ein Prozent der Scherben datierten vor der Klostergründung, so May.

Eine Besonderheit sei bei den Ausgrabungen die Entdeckung von Gräbern an der Klosterrückseite (zwischen dem Wohn- und Wirtschaftsgebäude (nördliche Mauer) und dem in den 1980er Jahren errichteten Hochwasserschutzdamm in Verbindung mit dem Bau der Talsperre Grimmelshausen, der die ehemalige Binnenfischerei Trostadt, heute Forellenzucht Tautenhahn, vor dem Werrahochwasser schützen soll. Bei einem entdeckten Knochenmaterial konnte sogar ein ausgeheilter Schlüsselbeinbruch bzw. Störungen im Oberkörperbereich diagnostiziert werden. Die Ausgrabungen sind inzwischen abgeschlossen und die Ergebnisse müssen nun zusammengeführt und ausgewertet werden. An den Ausgrabungsstellen selbst ist inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes wieder „Gras darüber gewachsen“.

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