Göttliches und Märchenhaftes – Römmlld Helau!
Die „Hauptstadt“ des thüringischen Grabfeldes startete am Wochenende mit Volldampf in den karnevalistischen Sitzungsmarathon, den sich gleich mehrere Vereine beiderseits der Kreisgrenze anschlossen.
Römhild – „Jetzt geht die Party richtig los, die närrische Zeit fängt an“, so könnte es in Abwandlung eines altbekannten Schlagers heißen, das den berühmten Nagel bei der RKG auf den Kopf trifft. Denn es war eine Party der Götter und Märchenfiguren, der Balletts und Büttenredner, aber auch des Kostüm- und Schminkteams, was sich bei den Auftritten mehrfach bestätigen sollte. Sie alle sorgten für gute Stimmung, fröhliche und lachende Gesichter im Vereinshaus der Römhilder Karnevalsgesellschaft. Nicht zu vergessen das Team der Bühnengestalter um Lukas Möhring und die hervorragenden Licht- und Tontechniker sowie alle helfenden Hände, die zum Gelingen eines furiosen Auftaktes beigetragen haben.
Nach dem Einzug des Elferrats und der Begrüßung durch Präsident Lukas Möhring und Sitzungspräsident Martin Bartholomäus setzte ein Feuerwerk der Ballettkunst und ihrer märchenhaften Umsetzung ein, getreu nach dem Motto: „Die RKG will’s wagen – Götter, Mythen und Heldensagen“. Dazu eröffnete das Gardeballett den Reigen tänzerischer Darbietungen mit zünftiger Marschmusik. Mystische Dinge erlebten die 21 Waldfeen (Kinderballett) als sie durch die Gleichberge streiften, während das Juniorenballett „Dia de los Muertos“, den mexikanischen „Feiertag der Toten“ zelebrierten. Die Skelettdame ist dabei die Hauptfigur, die aber nicht Grusel, sondern Freude verbreiten soll. Wunderschön umgesetzt vom Showballett die Fantasy-Geschichte „Alice im Wunderland“, wo sich die kleine Alice gegen skurrile Wunderlandbesucher und der roten Königin behaupten muss. Dazu wurde das Hinabfallen ins wunderliche Reich videotechnisch bravurös von Leonard Graf umgesetzt. Die Götter des Olymps (Männerballett) verlegten ihren Hauptsitz mit Zeus und der schönen Aphrodite kurzerhand auf den Stammsitz der Kelten. Und beim Sirtaki tanzen fragten die Götter: „Wir trinken Uso, was trinkst du so?“ Komplettiert wurden die tänzerischen Leistungen durch Tanzmariechen Celine Schleusing, die auf der Bühne ihrem 19. Geburtstag feierte. Die Vorstellung der Ballettgruppen bot darüber hinaus gute Gelegenheiten, auch allen Trainerinnen für ihren engagierten Einsatz zu danken.
Unverzichtbar und stets das i-Tüpfelchen bei den „Weltenbummlern“ war auch hier der Videobeitrag mit Leonard Graf beim Märchenmix in ihrem Streifzug durch das Gleichberggebiet, der immer wieder zu Lachsalven führte. Dazu natürlich passend der Gesang mit musikalischer Begleitung durch Doris Hochstrate. Ihre vielgeliebte Ukulele in der Hand hatte, war auch Annemarie Lins aus dem Programm kaum noch wegzudenken. Mit ihren heiteren Liedchen mit tiefsinnigen Texten begeisterte sie das Publikum. Dabei gab sie Antworten auf die Frage, was man jemanden gerne schenken könnte und jenen, die man gar nicht mag. Bei den Zugabe-Rufen wusste sie schon, was die Saalgäste hören wollten und so erklang ihr unverwechselbares „Taaamara“.
Büttenredner in Hochform
Selbst Sitzungspräsident beim Behrunger Carnevalsverein, stellte Sebastian Schmitt alias Babo in der Bütt fest, was man alles nicht mehr sagen darf, dafür aber gendern. Bei seinem Streifzug durch die politische Landschaft fragte er sich, ob Scholz auch vergessen habe, dass er Kanzler ist. Nach einjähriger Pause wieder dabei war Dieter Scholz als Wandergeselle mit Station auf einem Bauernhof. Luisa Kerrut in der neuzeitlichen Fassung vom „Rotkäppchen“, wartete dagegen auf einer Bank, als sie auf dem Weg zur Großmutter war, auf den Wolf (Robin Werner). Dieser interessierte sich dann mehr für die beiden „Körbchen“ vom Rotkäppchen als für die Großmutter und den ihr zugedachten Getränkekorb. Mit im Spiel Großmutter Sandra und Jäger Jens Neubert.
Petra und Luisa Hänisch dachten über Mutter-Tochter-Probleme nach, über den Entzug der Lebensgrundlage Wodka wegen Putin und Döner wegen Erdogan und darüber, ob die Infusionsbeutel in Altenheimen nicht besser mit Weinbrand gefüllt werden sollten. Pfarrer i. R. Thomas Perlick erinnerte daran, wie er seine Kollekte in Römhild umgesetzt habe und wie er in Bad Brückenau zum „Kollektenverwalter“ wurde, während Tochter Margarete davon sprach, wie sie das Heimweh ihres Vaters mit einer Römhild-Miniatur zu lindern versucht. Die Lachmuskeln gehörig zu strapazieren schaffte der thüringenweit bekannte Wieland Hense aus Weimar. Als „Künstliche Intelligenz“ (KI) schoss er seine Pfeile zielgenau ab, wenn es um die Mafiageschäfte der Grünen oder um Fachkräftemangel im Bundestag ging. Seine Nadelstiche in fein geschliffener Wortwahl erreichten selbst die „diebische Elster“ im Finanzamt.
Wer mit Uwe Peter alias Bums als Chefpilot in einen Jumbo-Jet steigen würde, würde wohl auf weitere Abenteuer verzichten. Was er so von seinem Chaosflug berichtet, treibt jeden Lachtränen in die Augen. Dem setzte schließlich Eddi aus Reuert (Helmut Ettlinger) noch einen drauf als angehender Rentner. Wie sich seine träumerischen Vorstellungen von einem Abschied aus dem Arbeitsleben und dem Rentnerdasein umkehren, kann man in seinem Vortrag erleben. Den Schlusspunkt unter einem mehr als fünfstündigen Abend setzte das gemischte Ballett mit Trainerin Franziska Meininger. Es entführte sein Publikum in eine orientalische Zauberwelt. Schließlich war es dem souverän durch das Programm geführten Martin Bartholomäus und Lukas Möhring vorbehalten, nochmals allen vor, auf oder hinter der Bühne oder im Saal ein Danke zu sagen und alle Mitwirkenden auf die Bühne zu bitten. Denn Schluss ist erst, wenn das Traditionslied vom Kalten Markt durch die Festhalle schallt.