Zum Hauptinhalt springen

Gefahrensituationen im Alltag selbst meistern

Erstellt von Kurt Lautensack | | Römhild

Sich selbst verteidigen zu können, wenn es darauf ankommt, das ist das Ziel eines Kurses zur „Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen“, wie ihn Maria Struck aus Römhild anbietet.

Römhild – Ein solcher Kurs fand kürzlich im Vereinshaus des „Kinder- und Jugendmusikvereins“ stattfand, geleitet von Maria Struck. Ca. 20 Mädchen (die meisten zwischen 13 und 15 Jahre) und Frauen nutzten die Gelegenheit, bei diesem kostenlosen Kurs zur Selbstverteidigung ein erstes Gefühl dafür zu bekommen, was man in Gefahrensituationen tun kann, um sich zur Wehr setzen zu können. Maria Struck, Kreisrätin und Kreiselternsprecherin für die Gymnasien im Schulamt „Süd“ und Mutter von zwei Kindern hat selbst seit ihrer Schulzeit bis vor wenigen Jahren aktiven Kampfsport (Judo und Krav Maga) betrieben, erklärte sie im Gespräch mit Freies Wort und auch zur Kurseröffnung am Freitag. Dabei wollte Freies Wort erfahren, welche Beweggründe dazu führten, einen solchen Selbstverteidigungskurs für Frauen und Mädchen jeglichen Alters im Vereinsheim an beiden Tagen anzubieten.

Viele Frauen, ob nun jüngere oder ältere, fürchten oft bei abendlichen Gängen alleine durch die Innenstädte, Parks, etwas abseits gelegenen Wegen oder auch im ländlichen Raum, um von A nach B zu kommen, verbale Belästigungen und körperliche Übergriffe, erklärte Maria Struck. Einige wenige Beispiele und Zahlen die sie dabei nennt, bestätigen das Gesagte. So hätten weltweit 97 % der Frauen und Mädchen Erfahrungen mit sexueller Belästigung oder Gewalt gemacht. Alle 45 Minuten würden Frauen Opfer von gefährlicher Körperverletzung und aufs Jahr gerechnet, erklärt die engagierte Kreisrätin, werde täglich eine Frau umgebracht. Bezogen auf immer wieder aktuelle Fälle, einschließlich der häuslichen Gewalt, wie sie aus Rundfunk und Fernsehen zu hören und zu sehen sind, ist es nachvollziehbar. Hinzu komme die „Internetfalle“, der gerade auch Mädchen und Frauen ausgesetzt sind.

Diese Tatsachen seien für sie Motivation genug, hier in Römhild einen solchen kostenlosen Kurs anzubieten. Eine gern gesehene Spende werde ausschließlich dem Vereinsheim zu Gute kommen. Außerdem möchte Maria Struck auf diese Weise auch ihre Verantwortung als Kreisrätin wahrnehmen, sich für den Schutz des persönlichen Lebens einzusetzen. Einen Anstoß dazu, einen Selbstverteidigungskurs durchzuführen, sei auch von Marina Richter vom Musikverein während der Sanierung des „Mehrgenerationenraumes“ im Vereinsheim gekommen. Dieser wunderbar völlig neu gestaltete Raum soll Teil eines „Hauses der bunten Vielfalt“ werden, so Marina Richter während der Kurseröffnung, in dem die verschiedensten Veranstaltungen, eben auch dieser Kurs, stattfinden sollen. Dass Bedarf für einen solchen Kurs bestehe, beweisen die vielen Anfragen Maria Struck, so u.a. aus Altenburg, Mühlhausen, Suhl, Schmalkalden-Meinigen oder dem Ilmkreis.

In dem Kurs gehe es ausschließlich um die „Verteidigung in alltäglichen Situationen, um das richtige Einschätzen und das Erkennen einer Gefahrensituation“, erklärte die Kursleiterin den Anwesenden. Dabei freute es sie besonders, dass auch Bürgermeister Heiko Bartholomäus und Dirk Lindner, Beigeordneter des Landrates, zu den Gästen während der Eröffnung gehörten. In ihrem Kurs gelte es u.a. die Frage zu klären, welche Abwehrtechniken und Möglichkeiten habe ich als Mädchen und Frau, auch untrainiert und ohne größere Vorkenntnisse, um sich gegen einen Angreifer zu wehren und es mit ihm aufzunehmen. Oder die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, d.h. ab wann soll ich mich wehren oder wann stellt sich so ein mulmiges Gefühl ein? Eine andere Frage, die sich stelle, sei es, welche Gegenstände, die jemand mit sich führt, eignen sich zur Abwehr? Dabei durften Dirk Lindner, Heiko Bartholomäus und Gerald Wilhelm (Musikverein) abwägen, wie man z.B. einen Kugelschreiber, eine Taschenlampe oder einen Schlüsselbund wirksam einsetzt. Die Frage, wann man die Polizei rufe, so Struck, stelle sich gar nicht, weil sie in jedem Fall gerufen werden sollte, so wie es möglich ist.

Für Heiko Bartholomäus, den Maria Struck als ihren Unterstützer bezeichnet, ist es wichtig, „dass so ein Kurs angeboten wird“. Dabei soll keinesfalls Angst geschürt werden, da wir in einer sicheren Gesellschaft lebten, trotzdem solche Übergriffe nicht ausgeschlossen werden. Deshalb seien gewisse Kenntnisse zur Selbstverteidigung wichtig. Dem stimmte auch Dirk Lindner zu, der 21 Jahre als Jugendamtsleiter tätig gewesen sei und leider in der Praxis vieles Negative erfahren habe. Beide wünschten den Teilnehmern viel Spaß und Erfolg. Dabei waren sich beide mit Maria Struck darüber einig, dass ein gewisses Maß an Selbstverteidigung vor allem auch „das Selbstbewusstsein aufbaut und stärkt“ und sich ein „Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten einstellt“. Außerdem diene es der Fitness und wie bereits erwähnt, spielt auch der Spaßfaktor eine wichtige Rolle. Nach diesen einführenden Worten stieg die erfahrene ehemalige Kampfsportlerin ohne Zuschauer mit den Mädchen und Frauen in den praktischen Teil ein.

Zurück