Erfolgreicher Angriff auf das Zwerchfell in Milz
Mit dem kabarettistischen Frühschoppen „Brezel, Bier und domm’s Gebabbel“ mit Fredi Breunig und seinem Überraschungsgast war dem Milzer Karnevalsverein (MCV) im Kulturhaus wieder ein toller Sonntagvormittag gelungen.
Milz – Beim kabarettistischen Frühschoppen in Milz könnte man den Eindruck gewinnen, dass mindestens die Hälfte der Besucher früher mal in eine Schule gegangenen ist. Da spürt man eine Wiedersehensfreude als hätte man sich viele Jahre nicht gesehen, obwohl man sich erst bei der jüngsten Mundartrallye, bei der letzten Karnevalssitzung, spätestens aber vor einem Jahr bei gleicher Veranstaltung begrüßt hatte. Das spricht für die Qualität dieses Frühschoppens, für Fredi Breunig als Kabarettist und Moderator und für die Frauen und Männer des Milzer Carnevalvereins als Gastgeber.
Mit dem dritten Gong verstummten alle Gespräche, erwartungsvolle und freudige Gesichter und dann bricht der Beifall der mehr als 300 Besucher los, Fredi Breunig betritt die Bühne. Vorbei die Frage, was wird er heute für Alltagsprobleme servieren, garniert mit Witz, Humor und Scharfsinn für die Situation. Das jeder Satz das Zwerchfell anregt und jede Episode einen Lachsturm verursacht, zeugt davon, dass er meistens den Nagel auf den Kopf trifft. Und schon ist er mittendrin im neuen Leben, dem Rentnerleben, aber „noch im alten Rhythmus“, was manchmal den Tagesablauf (früh aufstehen) betrifft. Und bei einer Rentnerfahrt habe er sich die Frage gestellt, ob die Entscheidung für ein Rentnerleben richtig war, weil er schon früh um Zehn drei Bier hinunter gekippt hatte. Von der Busfahrt zum Marktplatz, weil er auf einen solchen gerne das Treiben beobachtet. Dabei stellte er fest: „Euch hier ausgenommen, gibt es nicht mehr viele schöne Menschen“. Die Haut ziert alle (un)möglichen Tätowierungen und es werde kein Wert auf ordentliche Kleidung mehr gelegt.
„Was gibt’s sonst Neues“, fragte er in die Saalrunde und meinte gleich, „seid froh, dass ihr keine Landtagswahl habt, überall hängen die Köpfe rum“, außerdem gebe es Baustellen ohne Ende. Auf die Sperrung in Milz bezogen sagte er, „ich habe noch nie so viele Anlieger auf einmal gesehen, wie heute im Saal“. Schon greift er humorvoll regionales Geschehen auf oder startet Umfragen zum Urlaub oder zur Arbeitswelt. Dabei stellt er fest, dass Deutschland in der Bürokratie versinkt. Da habe sich in einer Stadt tatsächlich jemand darüber beschwert, dass beim Bäcker, kauft man ein halbes Brot, die beiden Hälften nicht genau sind. Und schon war er bei Bäckermeister Thomas Kühn aus Milz gelandet, um bei Zerteilen die Probe aufs Exempel zu machen. Eine tolle Idee, die die Lachmuskeln kaum entspannten. Als Gegenüber war Jörg Schwamm angetreten und es ging darum, wer trifft genau die Hälfte. Gewinner Jörg durfte natürlich das frisch gebackene Brot auch mitnehmen.
Was Fredi Breunig in zwei Stunden von sich gab, kann eigentlich nur in Stichworten oder Telegrammstil wiedergegeben werden. Da geht es um künstliche Intelligenz, um die Frage, ob Adam und Eva überhaupt einen Bauchnabel hatten, was eine Apotheke mit Einwohner von Frankreichs Hauptstadt zu tun hat oder um Ernährungstipps, die nicht einmal einen „Haxen“ (Eisbein) empfehlen. Pointe auf Pointe, dass man die vorherige schon wieder vergessen hat. Es ist eben genau der Augenblick, der ein wunderbares Gefühl erzeugt und das Zwerchfell arbeiten lässt. Und das Wort „Gemeinde-Hymne“ dürfte er für das nächste Mal vorgemerkt haben.
Die letzte gute halbe Stunde gehörte wie immer dem Überraschungsgast, von dem bis zum Auftritt wirklich nur drei Personen wussten. Der Name Reiner Calmund war von Fredi Breunig kaum ausgesprochen, brandete Beifall auf. Selbst weniger Fußballbegeisterten ist Reiner „Calli“ Calmund bestens bekannt als Manager von Bayer 04 Leverkusen, wo er von 1976 an 28 Jahre tätig war und die Persönlichkeit im deutschen Fußball war. Und Fredi Breunig ahnte es schon vorher, wenn Reiner Calmund kommt, dann gehört ihm die Show. Da braucht es nur kurze Anstöße und der Fußballexperte, Kolumnist und Buchautor mit seinem unverkennbaren Rheinischen Dialekt erzählt aus seinem Leben, was natürlich nur in Ansätzen möglich war.
In Köln-Brühl geboren, begann der gelernte Außenhandelskaufmann mit abgeschlossenem Studium der Betriebswirtschaft seine Managerkarriere. Zunächst als Trainer 1967 in Frechen, nachdem er verletzungsbedingt die Fußballschuhe an den Nagel hängen musste. Wie er selbst sagte, machte er später „die graue Maus Bayer Leverkusen“ zu einem international renommierten Fußballclub. Er erinnerte an spektakulären Spielerverpflichtungen (u. a. Rudi Völler, Bernd Schuster oder Michael Ballack und andere aus dem Osten Deutschlands sowie die Brasilianer Jorginho, Paulo Sergio, Emerson oder Zé Roberto. Unvergessen auch, dass Reiner Calmund von der UEFA den "Fair PlayAward" zugesprochen bekam, u.a. für das faire Verhalten der Spieler und Verantwortlichen von Bayer Leverkusen nach der Niederlage im Finale um die UEFA Champions League gegen Real Madrid. Sehr am Herzen liegen dem einst Schwergewichtigen von 180 kg, worauf er ebenso einging, die Kinder in Not. So unterstützt er die caritative Stiftung „Tapfere Kinder" und den Verein „Mutige Kinder e.V.", für die er Geld einsammelte, um Projekte in Thailand und Deutschland mitzufinanzieren. So verrann die Zeit wie im Flug und viele Besucher dürften in ihrem Handy ein Erinnerungsfoto mit Reiner Calmund haben.
Keinesfalls unter den Tisch darf ein Danke für das Team vom MCV, dass höchste Anerkennung für die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung verdient hat. Die Männer werden es verkraften, wenn besonders den Frauen für ihre flotte Bedienung im Laufe des Vormittags und beim Servieren des Sonntagsbratens ein Lob ausgesprochen wird. Ein Dankeschön auch an Andreas Peter, dem es zusammen mit Fredi Breunig immer wieder gelingt, für eine echte Überraschung zu sorgen. Danke an Fredi, dem für seinen nächsten Besuch schon das Wort „Gemeinde-Hymne“ im Kopf herumschwirrt.
Fotos:
Fredi Breunig in Aktion (2)
Brotschneid –Wettbewerb mit Breunig, Jörg Schwamm und Thomas Kühn (rechts)
R. Calmund als Überraschungsgast im Gespräch mit F. Breunig
R. Calmund und R.C. mit Andreas Peter
Ein Publikum, das begeistert war.