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7. Mühlenwanderung führte nach Zeilfeld

Erstellt von Kurt Lautensack | | ZeilfeldRömhildSteinsburg

Seit mehr als drei Jahrzehnte lädt der Verein „Gemeinde der Steinsburgfreunde“ am ersten Sonntag im Mai, zur traditionellen Frühjahrswanderung in die Grabfeld- und Gleichbergregion ein.

Römhild/Zeilfeld – Diese heimatgeschichtliche Wanderung mit dem ergründen von naturhistorischen und geografischen Gegebenheiten findet bei den Wanderfreunden stets eine große Resonanz. So fanden sich auch am ersten Mai wieder ca. 40 Leute ein, um sich auf Spurensuche nach Mühlen in Zeilfeld zu begeben. Für die 7. Mühlenwanderung waren drei Anläufe notwendig, um sie durchführen zu können, erklärte Vereinsvorsitzender Horst Worliczek, weil in den beiden vorangegangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt Corona eine solche Menschenansammlung nicht zuließ.

Nach dem Wanderstart am Waldhaus die erste Station zunächst die Sankt–Oswald-Kirche, deren Turm mit seinem spitzen Helm das Wahrzeichen des Ortes ist. Dort stießen weitere Wanderfreunde aus anderer Richtung kommend dazu. Hiltrud Röhrig vom Kirchenvorstand öffnete für die Wanderer die Kirche, um einen Einblick ins Kircheninnere und in die Kirchengeschichte zu gewähren. Eine erste Erwähnung des Ortes gehe auf die Jahreszahlen 1130 und 1210 zurück, so Hiltrud Röhrig, wobei auch schon frühzeitig eine Kirche vorhanden war. Um 1640 sei sie als Wehrkirche ausgebaut worden, was einerseits die erhöhte Lage begünstigte, aber vor allem die starken Umfassungsmauern daraufhin deuten. Besonders erwähnte sie den gotischen Schnitzaltar von 1523 und das „Auge Gottes“, das bei Restaurierungsarbeiten wieder freigelegt wurde. Erwähnenswert auch das restaurierte Tonnengewölbe der Kirche mit seinen Malereien. Die Orgel in der kleinen Dorfkirche zu Zeilfeld wurde 1767 von Johann Christian Dotzauer (1696 – 1778) erbaut. Auf dieser beinahe original erhaltenen Orgel habe der Organist und Kantor der Dresdner Frauenkirche, Matthias Grünert, im Juni 2021 gespielt, nachdem die Orgel zwischen 2008 und 2013 restauriert und erneuert wurde.

Vorbei am Brauhaus, in dem nach wie vor zwei Mal im Jahr gebraut wird, und am Backhaus, dessen Schornstein beim Backhaudfest am kommenden Wochenende wieder rauchen wird, ging es dem Hauptziel der Wanderung entgegen. Es ist das etwa 150 m abseits vom Dorf liegende Anwesen von Ilma und Ernst-Ludwig Müller, zu dem bezeichnenderweise die „Straße zur Mühle“ führt. Dort wurde eine Schneidmühle betrieben, erklärte Ilma Müller den interessierten Teilnehmern, „die noch bis wenige Jahre vor der Wende in Betrieb war. Viele Leute, die bauen wollten, ließen hier noch ihre Bretter und Balken zurechtschneiden“. Allerdings sei sie zu dieser Zeit natürlich mit Strom betrieben worden, ergänzte Ernst-Ludwig, denn das vom Wasser des Zeilbaches angetriebene „oberschlächtige Wasserrad“ (hier trifft das Wasser von oben auf die Zellen des Wasserrades), habe es längst nicht mehr gegeben. „Im Laufe ihres Bestehens sorgten Wasser, Dampf und Strom für den Antrieb der Schneidmühle“ so Ernst-Ludwig Müller.

Kaum noch greifbares erinnere an die einstige Schneidmühle, erklärte Sohn Toralf (Chef des Agrarunternehmens Pfersdorf eG) der ebenfalls mit seiner Familie auf dem Anwesen wohnt, aber ein Teil des Mühlgrabens sei noch vorhanden. „Vom Zeilbach führte ein Mühlgraben zur Mühle und hinter dem Anwesen zurück zum Zeilbach“ erklärte Toralf Müller. Lediglich hinter den Gebäuden, wo eine sicherlich über 150-jährige weit ausladende Eiche steht, verlaufe noch der ausgetrocknete Graben. Interessant sei aus seiner Sicht auch die Wassersituation. Das Dorf liegt auf einer Wasserscheide Main-Rhein und Werra-Weser und gehört somit zum Quellgebiet beider Flüsse, wobei der Zeilbach in der Ortslage Reurieth in die Werra mündet.

Übrigens habe der Name Müller nichts mit der einstigen Mühle zu tun, erklärte Ilma Müller. Sie seien die erste Generation namens Müller auf dem heutigen Anwesen. Ausgangspunkt sei ihr Urgroßvater Rudolf Kuhn gewesen, der das Haus als „kleine Kate mit samt der Mühle“ erworben habe. Der Familienbesitz wechselte nicht, lediglich der Name, denn sie selbst sei eine geb. Fischer, so die heutige Rentnerin und Hausfrau. Dabei musste Ilma Müller zugeben, dass der erstmals vor zwei Jahren angekündigte Besuch der Steinsburgfreunde durch Horst Worliczek sie in der Familienforschung beflügelte.

Die Mühle sei im Laufe der Zeit um- und ausgebaut worden, so dass heute nur noch Fotos an frühere Zeiten erinnern, die auch in Augenschein genommen werden konnten. Heute ist es ein stattliches wunderbares Anwesen, das inzwischen drei Generationen beherbergt. So ist zwar von der oft gepriesenen Mühlenromantik nichts geblieben, wobei die damalige Arbeit auch alles andere als romantisch war. Aber ein wunderschönes Wohnparadies haben sich die Müllers mit ihrem Anwesen allemal geschaffen, das durchaus etwas Romantisches an sich hat. Und wer Zeilfeld in Richtung Reurieth verlässt, kann mit einem Blick nach rechts die einstige „Schneidmühle“ sehen.

Ein drittes Ziel der Frühjahrswanderung war ein Abstecher zur Zeilfelder Landwehr. Deutlich erkennbare Überreste dieses Grabensystems sind am Friedhof (Ortsausgang nach Roth) zu sehen. Eine Info-Tafel informiert auch darüber, dass Zeilfeld durch die Landwehr über Jahrhunderte geteilt war. Der größere westliche Teil von Zeilfeld gehörte zur Grafschaft der Henneberger, während der östliche Teil seit 1353 den Wettinern der Pflege Coburg gehörte. Durch diese Teilung gab es immer wieder ein Gegeneinander, so dass sich zunächst keine gemeinsame Dorfkultur entwickeln konnte. Diese Teilung endete erst 1826. Von da an gehörte Zeilfeld zum Herzogtum Sachsen-Meiningen, später Kreis Hildburghausen, der neben Sonneberg oder Meiningen in der Regierungszeit von Herzog Georg II. (Theaterherzog) durch eine 1868 durchgeführte Kreisordnung (Kreiseinteilung) entstand.

So wurde beim gemeinsamen Wandern mit den Steinsburgfreunden wiederum ein Stück Heimatgeschichte lebendig. Und zum Ausklang dieser Wanderung hatte schließlich der Heimatverein Zeilfeld im und am Vereinshaus (an der Straße nach Römhild) zu einer kleinen Stärkung mit Bratwurst und Getränken eingeladen.

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