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Erstellt von Kurt Lautensack | | Milz

Ein Hirschrufer und ein gut aufgelegter Thüringer MP

Beim 10. kabarettistischen Frühschoppen mit Fredi Breunig und seinem Überraschungsgast blieb am vergangenen Sonntag in Milz kein einziger Stuhl mehr frei.

Milz – Garant für diesen vom Milzer Carnevalsverein (MCV) veranstalteten Frühschoppen unter dem Motto „Brezel, Bier & domms Gebabbel“ ist natürlich der unterfränkische Kabarettist und Mundart-Autor Fredi Breunig. Das bestätigte ihm das Publikum postwendend und lautstark auf seine Frage: „Seid ihr eigentlich wegen dem Bier, dem guten Mittagessen oder wegen mir gekommen?“ Gleichzeitig freute er sich, „endlich wieder unter normale Leut“ zu sein. Denn er war vor nicht allzu langer Zeit gerade erst vom Rad gestiegen, mit dem er Andalusien durchkreuzte. Dabei waren seine geschilderten Gaumenfreuden beim Essen von „Stierschwanz-Ragout“ von seinem fränkischen Humor durchsetzt und sofort zwerchfellanregend. 

Von fränkischer Redegewohnheit und Wortkargheit

„Was gibt’s Neues, ich war ja schon ein Jahr nicht da“, fragte er in die Runde, um beim vor zwei Tagen ausgetragenen Bratwurstboxkampf zwischen Thüringen und Bayern zum Aufwärtshaken auszuholen. Der war allerdings humoristischer Art. So ließen seine facettenreichen Informationen über das „freiwillige soziale Jahr der Rentner“ (wahrscheinlich sollen wir früh’s die jungen Leute wecken), über die „Blaulichtflotte“ oder die „Orange Flotte“ (kleidungsmäßig) die Lachmuskeln nicht zur Ruhe kommen. Als bekennender Franke, dabei sieht sich der Mundartspezialist durchaus geeint mit dem fränkisch geprägten Südthüringern, spielt er natürlich auf die Wortkargheit der Franken an, die eigentlich eher fröhlicher Natur sind. So erlebte er bei seinem Fahrradausflug zum „heiligen Berg der Franken“ (Kreuzberg) mit seinem Tischnachbarn einen sprachlichen Austausch, der lediglich die Worte „Mahlzeit“ und „Servus“ beinhaltete, dazwischen nichts, meinte Fredi. Und die Gespräche zwischen lange Verheirateten? Auch dafür hatte er Antworten parat. 

Als der Hirsch röhrte 

Seine Auftritte spickte er gerne neben seinen Überraschungsgast zuvor mit weiteren Einlagen. Ein Jäger mit besonderem Talent sollte es sein und Andreas Peter wurde mit Unterstützung vom Revierförster auch fündig. So kündigte Fredi Breunig mit Silvio Koch aus Einsiedel einen „Hirschrufer“ an. Sein Gespräch mit Silvio Koch und den humoristisch kommentierten Hirschrufen sollten wahre Beifallsstürme folgen. Die Zuschauer erfuhren von Silvio Koch etwas über die Hirschbrunst und wie sich ein „alterssuchender Hirsch“ anhört, wie ein „Schrei des Siegers“ oder ein „ruhender abgebrunster Hirsch“. Der Hirschrufer darf sich sicher sein, dass ihn auf jeden Fall nun hunderte Leute kennen. Fredi Breunig schüttelte für seine Lacher noch so manches aus dem Ärmel. Wie war das doch gleich mit der KI (Künstliche Intelligenz). Die verfasst z. B. Leserbriefe mit den ganz persönlichen Rechtschreibfehlern, kann sich schlagfertig, aber auch unfreundlich und widerwärtig geben. 

Die Milzer sind einzigartig 

So arbeitete sich Fredi mit Witz, gute Laune und Scharfsinn allmählich durch die zehnjährige „Ahnengalerie“ zu seinem Überraschungsgast vor. Er war schon einmal da und hatte 2021 zugesagt, noch einmal zu kommen, wenn er Ministerpräsident ist. Und so erlebten die Saalgäste einen gut gelaunten 7. Thüringer Ministerpräsidenten Mario Voigt als Überraschungsgast. Da er sich noch gut erinnern konnte, kam auch gleich die Frage, „wo ist denn heute die Bowle?“. Große Lacher. Sie gehört zum Markenzeichen des Frühschoppens und gab’s sogar zweifach. Und sie schien Mario Voigt im Laufe der Unterhaltung köstlich zu schmecken. Natürlich testete Fredi Breunig den MP bezüglich des neuesten Ereignisses, dem Bratwurstboxkampf. Doch er wusste darüber Bescheid, wobei er auch das Treffen der ostdeutschen Ministerpräsidenten auf Schloss Ettersburg bei Weimar erwähnte. In den lockeren Gesprächen mit Fredi Breunig zeigte sich Voigt recht ungezwungen, ob es um den Urlaub auf dem Darß oder um die Regierungskoalition ging. Da er bereits in Milz gewesen war, konnte Breunig einige persönliche Fragen aussparen. Wer 2021 dabei war, weiß, dass er zwei Söhne hat, in Jena wohnt und Familienband in den Kreis Sonneberg führen. Auf Milz bezogen sagte Mario Voigt: „Was die Milzer so auf die Beine stellen ist einzigartig“. Zustimmender Beifall im Saal. So gab es noch so einige Punkte, die angesprochen wurden. Unter anderem stand er dafür ein, das Leistungen in der Schule auch benotet werden müssen. Als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Carl Zeiss Jena ließ er sich von Fredi entlocken, dass er FC Bayern-Fan ist. Doch auch eine solche Gesprächsrunde geht einmal zu Ende und auf die Frage, was er mitnehme, gab er als Antwort, „der Kopf ist leicht (lag es an der Bowle?) und das Herz voll, da kann ich beruhigt heimfahren“. Und so ging auch der 10. Kabarettistischer Frühschoppen mit Fredi Breunig zu Ende. Aber nicht ohne sich bei allen für ihr Kommen zu bedanken, insbesondere auch bei Andreas Peter, seinem MCV sowie den Frauen und Männern für eine wiederum prima Bedienung und Mittagsversorgung. Bis nächstes Jahr, versicherte Fredi Breunig. 

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