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Waldsituation in Augenschein genommen

Erstellt von Kurt Lautensack | | Römhild

Ziel einer kleinen Waldexkursion war am späten Freitagnachmittag in der 2. Juliwoche das Waldstück „Zeilfelder Haid“ im Kommunalwald der Stadt Römhild.

Römhild – Welchen Problemen sehen sich zurzeit Waldbesitzer und Revierförster ausgesetzt, welche Auswirkungen hat die Borkenkäfersituation auf den Finanzhaushalt der Stadt und welchen neuen Herausforderungen steht man gegenüber? Fragen, die keinesfalls mit wenigen Sätzen zu beantworten sind und eine in die Zukunft vorausschauende Sichtweise von allen Beteiligten verlangen, ob Waldeigentümer, Forstamt oder Revierleiter.

Um die gegenwärtige Beurteilung der Schadenssituation im Kommunalwald der Stadt Römhild sowie die entsprechenden Maßnahmen durch die beiden Revierförster Jochen Rottenbach (Revier Römhild) und Florian Stadler (Revier Gleichamberg) nachvollziehen zu können, kam der Vorschlag einer Waldexkursion. Genau aus diesem Grund trafen sich Stadträte, Mitarbeiter der Verwaltung und interessierte Bürger vor Ort in der „Zeilfelder Haid“, Revier Gleichamberg, in Richtung Kleiner Gleichberg.

Die Situation, vor der das Forstamt Heldburg und seine zuständigen Revierförster angesichts des Waldbildes stehen, dass man vor Augen hatte, mag auf den ersten Blick erschreckend gewirkt haben und ließ in sorgenvolle Gesichter blicken. Gleichzeitig aber ist bei den Anwesenden auch das Verständnis für die gegenwärtigen Maßnahmen gewachsen und eine große Anerkennung gegenüber der Arbeit der beiden Revierförster bzw. der beteiligten forstlichen Unternehmen. Auf die entstandene gegenwärtige Holzmarktsituation eingehend, die schon mehrfach in Beiträgen angeklungen sei, meinten sie übereinstimmend, dass sie „extrem schwierig ist, weil Holz in Massen vorhanden ist“. Entsprechend dem Sortiment, das trotz Käferbefall in unterschiedlicher Qualität vorhanden ist, würden die Angebote für die Fichte bei gerade mal 20 Euro/fm liegen, so Rottenbach. Dagegen würden die Aufarbeitungskosten schon bei ca. 24,50 Euro/fm liegen.

Vor diesem Hintergrund zeigte sich Stadtkämmerin Lissy Carl-Schumann, die bei der Exkursion ebenfalls dabei war, noch verhalten zufrieden. Zwar werde vom geplanten Plus aus dem Wald am Jahresende nichts mehr übrig sein, meinte sie, doch zumindest bestehe nach Ansicht der Revierförster die Aussicht auf ein +/- Null. Auch deswegen, weil beide immer wieder die neue Situation analysieren und immer wieder der Frage nachgehen „wo machen wir überhaupt etwas, wo nicht bzw. was ist machbar, um ein +/- Null zu erreichen“, so Stadler. Erschwerend für die Arbeit im Wald seien die oftmals kleinen Privatwaldflächen, was sowohl die Kosten zur Beräumung betreffe als auch die Eigentumsverhältnisse. Oft geht es um eine Erbengemeinschaft, die sich immer weiter multipliziere und somit Ansprechpartner kaum greifbar seien.

Was die vor den Anwesenden liegende Waldfläche betraf, schätzte Revierförster Florian Stadler auf 350 bis 400 fm an gefällten Käferholz. Dabei sei es nicht die einzige Fläche, die in beiden Revieren betroffen sind und eine ähnliche Menge an Holz liefern. „Wir mussten einfach da reingehen, um einigermaßen brauchbares Holz zu liefern“, so der Forstmann. Der Käferbefall und das Absterben der Bäume gehe dabei rasend schnell, denn dazu brauche es nur wenige Tage. „Beim Fällen sahen die Bäume noch grün aus“, erklärte Jochen Rottenbach, doch was sich beim Abheben der Rinde zeigte, war für alle total gravierend. Auf kleinster Fläche tummelten sich unzählige Larven der bereits 2. Generation. Um nur eine kleine Vorstellung vom Ausmaß zu erhalten, nannte Stadler wenige Zahlen. So bringe ein Käfer etwa 300 Nachkommen hervor und in nur einem einzigen Baum seien 20000 bis 30000 Käfer vorhanden. Eine weitere Rechnung kann wohl jeder selbst aufmachen.

Aber es zeichnete sich trotz allem auch ein Hoffnungsschimmer ab, denn zwischen den gefällten Fichten zeigten sich eine Reihe von nachwachsenden Sprösslingen von Laubbäumen, die sich nach dem Abtransport des Holzes im Schutze des liegengelassenen Reisigs weiter entwickeln werden. Für den vollkommenen Laien mag das Bild äußerst unschön wirken, doch das Reisig schütze einerseits den Boden und trage zur Humusbildung bei und verhindere andererseits einen zu großen Verbiss durch das Wild. „Gerade das Rotwild kann großen Schaden anrichten“, so Rottenbach, „weil es nicht nur Verbissschäden anrichtet, sondern junge Bäumchen sogar durch beißt und so eine Verjüngung vermindert bzw. verhindert. Aber eine solche Waldaufforstung mache nur Sinn, war aus den Reihen der Stadträte zu hören, „wenn es eine enge Zusammenarbeit mit der Jagd gibt“. Dem konnten die Revierleiter nur zustimmen, denn „ein Zaunbau auf so großen Flächen wie die betroffenen“ meinte Stadler, sei nicht möglich.

Auf die Frage einer Stadträtin, ob denn von Ämtern Hilfe zu erwarten sei und sich Mitarbeiter das angucken würden, kam ein klares Nein von den Fachleuten. Vielmehr sei man der Meinung, „in Naturschutzgebieten wie das Gleichbergegebiet eines ist, habe die Fichte nichts zu suchen“. Was die Schadenshöhe betreffe, so Rottenbach, habe man noch Glück, weil der Fichtenanteil im Kommunalwald nur ca. 15 % betrage. Aber jede Baumart habe einen oder sogar ihren Schädling, so dass auch Buchen oder Eichen gefährdet seien. Erinnert wurde auch an das große Eschensterben von wenigen Jahren. Und ja, auch die Klimaerwärmung habe starken Einfluss auf die Waldschäden. Da die Fichter ein Flachwurzler ist und die Trockenheit ihr dadurch besonders zusetze, sei sie natürlich als erste stark betroffen.

Die Fichte sei aber nach wie vor der Brotbaum, wie es schon früher geheißen habe, erklärte Jochen Rottenbach, weil es „gerade als Bauholz universell einsetzbar“ sei. Deshalb ging sein Appell an alle Bauwilligen, „wer Bauholz braucht, jetzt kaufen, denn so günstig werdet ihr es nie wieder bekommen. Denn wenn die Fichte diese Situation überlebt, wird sie eines Tages wie Goldstaub gehandelt werden“. Aber auch das Brennholz sei günstig wie nie, wurde angemerkt. Was aber insgesamt den Holzverbrauch im Baugewerbe betreffe, so sei uns Österreich voraus. „Die sitzen auch auf Holz, aber die bauen auch vielmehr mit Holz, was bei uns nicht der Fall ist“, so die Meinung der Forstmänner.

Was die Nachhaltigkeit betreffe, übrigens ein Begriff, der in der Forstwirtschaft entstanden sei, so sei in den vergangenen Jahrzehnten schon viel für einen gesunden Wald getan worden. Aber auch unsere Vorfahren hätten schon „aktiven Naturschutz“ betrieben, doch gegen diesen Massenbefall durch die Käfer sei vorausschauend kaum etwas zu machen. Trotzdem müsse man natürlich mit der Pflege unbedingt auch in die übrigen Bestände gehen, denn ein Wald brauche nun mal 100 Jahre zum Wachsen, so Stadler. Dabei sei die Eiche sicherlich die richtige Baumart, so Rottenbach, aber ein komplizierte. „Die Eiche ist bekanntlich eine Lichtbaumart und gleichzeitig eine Fleißbaumart“, erklärte er. Das heißt, sie müsse gehegt und gepflegt werden, denn während ihres Wachstums brauche sie „unten Schatten und oben Licht“, was in Verbindung mit der Hainbuche gut gelinge. Im Übrigen müsse man auch weiter auf Artenvielfalt setzen, waren sich beide Revierförster einig, weil man nicht voraussagen könne, welche Baumart die beste sei. Deshalb dürfe keine vernachlässigt werden, so ihr Fazit für die Zukunft.

Für die Teilnehmer war es in jeder Hinsicht eine informative Lehrstunde in Sachen Forstwirtschaft, Waldschädlinge und Waldumbau, was sie dankbar aufnahmen.

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