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Vom Quelle-Shop zur Ideen-Quelle

Erstellt von Kurt Lautensack | | Römhild

Nach 35 Geschäftsjahren verabschiedete sich Rosel Frank am 31.Januar 2025 aus der Selbständigkeit in den wohlverdienten Ruhestand, aus der Ideen-Quelle soll es aber weiter sprudeln.

Römhild – Rosel Frank, eine engagierte Geschäftsfrau aus Milz, betrachtete die Öffnung der Grenzen 1989 als eine Chance, sich ihren Wunsch eines eigenen Geschäfts zu erfüllen wenn auch die Zukunft noch ungewiss erschien. Als Verkaufsstellenleiterin des damaligen HO-Schuhladens in der Heurichstraße 10 (ehemals Wohnhaus von Bäcker Seiler) waren dessen Tage nach der Grenzöffnung gezählt. Das sei für sie so sicher gewesen wie das Amen in der Kirche, denn viel zu groß seien die Verlockungen gewesen, gen Westen zu gehen. „Also reifte (lautet) der Beschluss“, um es mit Wilhelm Busch etwas abgewandelt zu formulieren, „dass der Mensch was ändern (lernen) muss, nicht allein das ABC bringt den Menschen in die Höh“, dachte sich die Geschäftsfrau, hielt Familienrat und nahm die Herausforderung an, die Selbständigkeit zu wagen. Ermuntert wurde sie unter anderem von ihrer bisherigen Kundschaft, sagte Rosel Frank rückblickend. „Mensch, Rosel, du kannst doch nicht zumachen, übernehme doch das Geschäft und führe es weiter“, habe sie oft gehört

  Doch leichter gesagt als getan, gestand Rosel Frank, die aber von Anfang an in ihrer Familie, insbesondere in ihrem Ehemann Reinhard den nötigen Rückhalt fand. Doch wie sollte ein neues Geschäft aussehen, was sollte es anbieten können? Fragen über Fragen. Und so machte sie sich mit Ehemann Reinhard auf den Weg gen Westen, auf der Suche nach Partnern bzw. Lieferanten. Beim Versandhaus Quelle wurden sie fündig. Im ehemaligen Schuhgeschäft begannen die Umbau- und Sanierungsarbeiten und am 19. Oktober 1990, wenige Tag nach dem die Deutsche Einheit vollzogen war, wurde der „Quelle-Shop“ eröffnet. Ein Jahr bewältigte sie den Shop alleine. Ihre erste Mitarbeiterin war Vroni Fleischhauer, die zuvor täglich mit dem Bus zu Quelle nach Fürth fuhr.

  Neben dem Quelle-Angebot kamen immer wieder neue Ideen ins Spiel und so wurde das vielseitige Sortiment durch die Trachtenmode eines Partners aus Meiningen ergänzt. Das Geschäft lief, doch es wäre nicht Rosel Frank, wäre da nicht der Gedanke, es müsste noch etwas passieren. Da kam ihr damals Rolf Prediger (leider zu früh verstorben) in den Sinn, der anfangs der 1990er Jahre in Römhild das Oktoberfest in Römhild (heute Busbahnhof) organisierte und mit seinem Team durchführte. Im Rahmen dieser Veranstaltung gab es erstmals eine Modenschau mit Quelle-Rosel. Eine Modenschautruppe war mit professioneller Hilfe aus Meiningen ins Leben gerufen. Es folgten danach Modenschauen u.a. zu Sportfesten in Milz, zum Dorffest in Brünn oder historische Modenschauen zu Jubiläen in Mendhausen und Westhausen.

Mit dem Umzug kam die Postfiliale    

  Doch die nächste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten. Mit dem neuen Hauseigentümer kam sie nicht überein und so war die Familie 1998 auf der Suche nach anderen Räumlichkeiten. Auch da sei man fündig geworden, und zwar am heutigen Standort in der Griebelstraße 18 gegenüber der Stiftskirche. Es war der sogenannte „Mundschenkladen“, ein altehrwürdiges Handelshaus. Wiederum galt es für Ehemann und Kinder, mit anzupacken. Unterstützung kam auch vom Freundeskreis und ihrer Mitarbeiterin Sabina Paulik. „Sabine war eine sehr umsichtige integre Mitarbeiterin“, sagte Rosel, die ihr von 1993 bis 2000 zur Seite stand. Das erweiterte Platzangebot ließ auch Ideen zur Sortimentserweiterung zu.

  Zunächst aber hieß es im Sommer 1999 bei Rosel Frank: „Trari Trara, die Post ist da“. Damals kam sie nicht etwa mit der Postkutsche von Milz nach Römhild gefahren, wo übrigens bis 1775 in Milz ein Standort der Postanstalt von Thurn- und Taxis war, sondern sie hatte die Postfiliale übernommen, nachdem das Hauptpostamt (einst Kaiserliches Postamt) in der Heurichstraße seine Pforten geschlossen hatte. Die Postfiliale sollte zu einem unverzichtbaren Standbein ihres Geschäftes werden und ein äußerst wichtiger Servicepunkt für Römhild und Umgebung. Zu Gute sei ihr damals wohl bei ihrer Bewerbung um die Poststelle gekommen, meinte die umtriebige Geschäftsfrau Rosel, dass sie durch den Quellehandel und den damit verbundenen Paketdienst erste Erfahrungen mit dem Postbetrieb gesammelt hatte. Das sei natürlich keine Vergleich zu dem gewesen, was sie seitdem bis heute als Postfiliale zu bewältigen hatte, inklusive der steten Neuerungen. Dass sie aber längst das postalische Geschehen bestens meistert, beweisen nicht zuletzt mehrere Urkunden und Zertifikate. Zum 15-jährigen Postjubiläum gab es sogar in einer limitierten Auflage 60 Postwertzeichnen mit dem Namensaufdruck Frank und Filiale Römhild. 2023 erhielt die Filiale Frank die hohe Auszeichnung „Gold-Zertifikat für geprüfte Kompetenz“ und zum 25-jährigen Jubiläum 2024 die goldenen Urkunde für „langjährige und überaus gute Zusammenarbeit“.

Neustart mit neuer Geschäftsidee

  Zurück ins Jahr 2009. Inzwischen waren 20 Jahre ihres erfolgreichen Wirkens vergangen. Das Geschäft lief ganz gut und der Quelle-Shop Frank in Römhild hatte im Grabfeld und darüber hinaus einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Dabei war Rosel Frank immer auf der Suche, um Neues in ihr Geschäft zu integrieren, so z.B. Geschenkeartikel für verschiedene Anlässe. Kontakte zu zwei Weingütern in Franken und an der Mosel wurden geknüpft, so dass auch Weine, direkt vom Winzer im Angebot waren. Aber mitten in diese Zeit hinein kam für die Quelle-Shop-Inhaberin ein herber Rückschlag. Ende 2009 kam innerhalb weniger Wochen das „Aus“ für das Unternehmen Quelle. Was nun, ein Aufgeben kam nach so langer Zeit nicht in Frage. „Rosel war schon immer voller Energie und ein kämpferischer Typ“, sagte Ehemann Reinhard, also waren neue Ideen gefragt. In ihm so wie in ihren Kindern Rico und Kristin mit ihren Familien und durch ihre Kundschaft fand sie auch die Kraft, weiterzumachen. Dabei erwähnt sie auch immer wieder voller Zufriedenheit alle Mitarbeiterinnen. 27 Jahre bis zum Eintritt in die Altersrente 2017 stand ihr bei allen Belangen Doris Steinschauer zur Seite. In weiteren drei Jahren habe sie mit Heike, Karin, Christiane und Katrin zusammengearbeitet, bevor 2020 Heike Günther in ihr Geschäft mit einstieg, die künftige Geschäftsinhaberin.  

  Aus dem Quelle-Shop wurde 2010 mit einem neuen Konzept die „Ideen Quelle Frank“. Neben dem bestehenden Sortiment, die Postfiliale war von dem Quelle-Aus nicht betroffen, wurde der Schwerpunkt vordergründig auf die Damen-, später auch auf Herrenkonfektion gelegt. Neue Geschäftsbeziehungen wurden auf der Mode-Fachmesse in Leipzig mit den renommierten Firmen „Gelco“ und „Hegler“ für Damenmoden und „Olymp“ für Herrenmoden geknüpft, wo sie zwei Mal im Jahr mit einer Mitarbeiterin hinfuhr. „Es sollte ein Hingucker in Sachen aktuelle Mode werden“, so Rosel Frank, „die sich die Leute auch leisten können“. Als i-Tüpfelchen kam italienische Mode noch mit hinzu. Oftmals habe es bei der Suche nach einem Kleidungsstück geheißen, „Guck doch mal bei der Rosel vorbei“  

  Mit Modenschauen wurde das Interesse der Leute an aktueller Mode für Leute jeden Alters geweckt. Ein solcher Höhepunkt war über viele Jahre die Modenschau auf dem hinteren Schlosshof im Rahmen des Keramikmarktes. Da gab es auch für den Keramikmarkt nochmals einen Besucherschub. Diese von ihrem Sohn Rico stets schwungvoll und freudig moderierte Modenschau und mit viel Elan und Spaß von ihrer Modenschautruppe zelebriert, wird  in diesem Jahr vermisst werden. Denn Damen- und Herrenbekleidung wird es im Ideenladen nicht mehr geben.

Aus Ideen-Quelle Frank wird Ideen-Quelle Römhild

  Das Geschäft wird es aber weiterhin geben, wiederum mit einigen Neuerungen, wie Heike Günther versichert. Was auf jeden Fall Bestand haben wird, das sei die Postfiliale. Heike Günther wird auch an der Weinhandlung und an Geschenkartikeln festhalten. Mehr wollte die neue Inhaberin nicht verraten, aber durchaus neugierig machen. Zum Abschied war es Rosel Frank nochmals wichtig, vor allem ihr treuen Kundschaft zu danken, ihrer Familie, der Deutschen Post, Geschäftspartnern, Modenschautruppe und Freundeskreis. Besonders dankbar sei sie ihrer Mitarbeiterin Heike Günther über ihre Entscheidung, das Geschäft als Ideen-Quelle Römhild weiterzuführen und vor allem dafür, dass der Standort Post für alle als wichtige Dienstleistung erhalten bleibt. Über sich selbst sagte Rosel Frank nicht ohne Emotionen: „In den 35 Jahren meiner Tätigkeit möchte ich keinen Tag vermissen. Jeden Tag bin ich mit Freude und Zuversicht in mein Geschäft gefahren. Danke an alle für alles“. Am 2. März wird Rosel Frank ihren 69. Geburtstag feiern.

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