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„Sachzig 60 Johr‘, waider geht’s“ heißt die Milzer Devise

Erstellt von Kurt Lautensack | | Milz

Milz – Stimmungsvolle Veranstaltungen im Kulturhaus sind für den MCV sein Markenzeichen. Dabei denken sie nicht nur an den Karneval, sondern auch an den kabarettistischen Frühschoppen, an die Mundart-Rallys oder Comedy-Abende. Stimmungsvoll ging es auch am Samstag bei der Jubiläumssitzung des MCV zu, zu dem der bestens aufgelegte Sitzungspräsident Andreas Peter sein Saalpublikum mit dem Tisch der Milzer Altkarnevalisten, unter ihnen die wohl ältesten mit Rainer Frank, Manfred Frank und Hartmut Gräfe, begrüßen konnte. Ein Ausdruck freundschaftlicher Verbundenheit war die Anwesenheit der Karnevalsvereine aus Aubstadt, Behrungen, Berkach, Bibra, Gleichamberg, Haina, Heldburg, Höchheim, Jüchsen, Mendhausen (Elfen) und Römhild, deren Schlachtrufe „Hee-Lau“ über Helau und „Lichtmess Ole“ durch den Saal hallten. „Zwei Jahr hingen die Karnevalsklamotten im Schrank und sie passen immer noch“, stellte Sitzungspräsident Andreas Peter fest.

Nach dieser kurzen Einstimmung stand auch schon der erste Programmpunkt auf der Bühne. Gemeint war der Elferrat, Pianist Sven und Sängerin Liesa, die gemeinsam ein neues ins Ohr gehendes Lied aus der Feder von Rudi Frank vortrugen, das da heißt: „Ja so ist es, ja so war es und so wird es weiter sein“. Womit der Funke in den Saal übersprang. Natürlich darf bei einem solchen Anlass die Eröffnungsrede des Präsidenten Steffen Peter nicht fehlen. Er erinnerte in einem kurzen Rückblick an die Aktivitäten des MCV und dankte allen aus Vergangenheit und Gegenwart, die den MCV zu einem starken, beständigen und seit 60 Jahren aktiven Verein machten.

Die optischen Höhepunkte setzten die Große Garde des MCV, trainiert von Franziska Eppler, Tina Ulrich und Lisa Jakob sowie das Jüchsener Gardeballett unter den Fittichen von Anna Fischer und NicoleZwanzig. Es war ein Jubiläumsprogramm, das von den gastvereinen mitgestaltet wurde. So wurden die Lachmuskeln angeregt von Thomas Perlick, den es immer wieder ins Grabfeld zieht und als Neu-Unterfranke meinte: „Du sollst Gott für alles danken, nur nicht für die Unterfranken“. Eine „Selbstverarschung“ gehöre schließlich bei einem Büttenredner dazu. Die Behrungen traten mit dem Duo Claudia SchmidtT Uta Otte sowie mit „Bebo“ zwei gleich zwei Mal in die Bütt. Das Duo hatte als „Geschenk“ eine halbe Flasche Eierlikör dabei, während Bebo den Rat gab, zukünftig mehr Zwiebeln zu essen, weil wir gas brauchen.

Als echter Büttenredner und Römhilder Original, so wie man ihn kennt, erwies sich wieder einmal „Bums“ (Uwe Peter), der lautstark die Gleichberechtigung der Männer einforderte. Zu den wenigen Originalen, die es noch gibt, gehört auch der Milzer Altkarnevalist Jörg Schwamm, der mit seinen Witzen das Publikum erheiterte. Den Saal in Stimmung versetzten mit ihren musikalischen Auftritt die Gleichamberger Normen Florschütz (Präsident) und Christian Hirn. Zu den Highlights in Milz gehört natürlich die Nachrichtensendung „MCV_TV“, die dokumentierte wie die Karnevalisten ihre Geschenke zum Jubiläum selbst abholten. Den Schlusspunkt setzte schließlich das Männerballett (Alt und Jung) mit einer Reise von Amsterdamm über Paris, New York bis Moskau.

Apropos Geschenke. Die gab es natürlich ebenfalls von den Karnevalsvereinen. Da hatte der Präsident Steffen Peter buchstäblich alle Hände voll zu tun, um sie alle unterzubringen. Geschenke gab auch von den örtlichen Vereinen, die wie alle anderen natürlich weiterhin ein gutes Gelingen bei ihren Veranstaltungen wünschten und den MCV auf die nächsten 60 Jahre einschworen. Nicht unerwähnt bleiben soll das „Duo Extra“, das durch die Sitzung begleitete und zum Tanz aufspielte sowie das stets fleißige und flotte Versorgungsteam der Frauen und Männer.

Kleiner historischer Exkurs

Der MCV gehört zu den traditionsreichsten Vereinen in Südthüringen. Damit es nicht gleich bei einigen einen Aufschrei gibt, die Milzer Karnevalisten wollen Gründungsdaten anderer Vereine mit möglicherweise der 18 vor dem Jahrhundert nicht in Abrede stellen, denn auch in Milz gehen erste Erwähnungen zum närrischen Treibens zumindest bis in die 20-er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Damals feierte die Jugend des Ortes vor allem in den Lichtstuben ausgiebig „Fosenocht“, wobei auch tüchtig getanzt wurde. Daneben wurden kleine Vorträge gehalten, Musikstücke, Gedichte und Lieder zum Besten gegeben.

Beim Wort „traditionsreich“ denken die Milzer Karnevalisten auch mehr an die „Neuzeit“ nach 1945 und da ist es sicherlich berechtigt. Alte Faschingsbräuche wie der Strohbär oder das „Haafeschlon“ lebten wieder auf, es wurden zum Vergnügen Wagen gebaut wie die „Altweibermühl“ und mit ihnen durchs Dorf gefahren. Anfang der 50-iger Jahre fand dann schon jedes Jahr im Saal „Zum goldenen Roß“ ein Maskenball statt, wobei die besten Kostüme und Masken prämiert wurden. Schließlich bildete sich Ende der 1950er Jahre unter der Leitung von Manfred Darr ein „6-er Rat“ und die ersten Büttenabende und Kostümbälle wurden organisiert.

Und so gründete sich 1962 der Milzer Carnevalsverein und aus dem Sechser-Rat wurde ein Elferrat. Fortan wurden jährlich niveauvolle Büttenabende nach rheinischem Vorbild und Kostümbälle sowie Kinderfasching durchgeführt. Ihr 1. Präsident wurde Gerhard Frank, dem im Elferrat zur Seite standen: Walter Supp, Hermann-Waldemar Frank, Ewald Gräfe, Helmut Fleischhauer, Kurt Reß, Otto Bartenstein, Helmut Wehner, Werner Frank, Walter Mai und Erich Reß. Viele, viele Milzer haben sich seitdem bis zum heutigen Zeitpunkt um den Karneval verdient gemacht, ob es die ideenreichen Büttenredenschreiber oder Liedertexter und die Büttenredner selbst waren, die Trainerinnen, ihre Balletts und Garden von Klein bis Groß, die Kostümschneiderinnen, die Mitglieder vom Elferrat, die Techniker, das Ausschank- und Bedienungsteam oder andere Helfer.

Als Präsidenten folgten Gerhard Frank bis heute Helmut Wehner, Anton Schweyer, Hans-Joachim Bartenstein, Wolfgang Koch, Silvio Supp, Torsten Göhring, Christoph Seyfarth und Steffen Peter. Nicht zu vergessen den über Jahrzehnte agierenden Sitzungspräsidenten Rainer Frank mit seinem legendären Schlachtruft „Rudi leg den Riemen auf“. Gemeint war damit die Hofkapelle mit Rudi Frank, dessen musikalische Ader bis heute spürbar ist. Seit 15 Jahren führt inzwischen Andreas Peter als Sitzungspräsident gekonnt und wortreich durch das MCV-Programm.

Beim kurzen Rückblick werden natürlich auch Erinnerungen wach an Auftritte außerhalb der Milzer Bühne. Erinnert sei u.a. an Auftritte in Oberhof, Goldlauter, Suhl, Meiningen, Gleichamberg oder Westenfeld sowie an die erste Gemeinschaftssitzung mit den Karnevalsvereinen von Bibra, Behrungen und Römhild im Römhilder Kulturhaus (ja, das gab es damals noch!) 1982. Inzwischen pflegen die Milzer Karnevalisten freundschaftliche Beziehungen zu allen Vereinen in der Grabfeld- und Gleichberg-Region und darüber hinaus. Mit der Wiedervereinigung entstanden enge Verbindungen auch zu Aubstadt, den „Abschter Fosenöchtern“. Der MCV ist inzwischen längst Mitglied im „Landesverband Thüringer Karnevalsvereine“ im „Bund Deutscher Karneval“ und in der „Förderation Europäischer Narren“. In Milz selbst ist der MCV längst eine fest Größe, wenn es um das kulturelle und gesellige Leben im Ort und darüber hinaus bei Veranstaltungen geht.

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