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Mühlenwanderung oder auf Spurensuche nach Mühlen

Erstellt von Kurt Lautensack | | RömhildGleichamberg

Jeden ersten Sonntag im Mai organisiert die „Gemeinde der Steinsburgfreunde“ in Zusammenarbeit mit der BUND-Ortsgruppe Römhild eine Frühjahrswanderung, jeweils unter einer bestimmten Thematik.

Römhild-Gleichamberg – „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, dieses heute noch geläufige Sprichwort geht auf die Geschichte der Mühlen zurück bzw. auf entsprechende Mühlordnungen. So heißt es in einer Henneberger Mühlordnung von 1552, die auf eine noch viel ältere zurückgehen soll: „Die Müller sollen sowohl den Armen fördern wie auch den Reichen und es soll kein Ansehen der Person gelten, sondern wer am ersten kommt, dem mahlt man eher…“. Es sei denn, so heißt es weiter, dass „der Dürftige am ersten gefördert werde“, das war gestattet. Was für eine wegweisende Einstellung schon vor 500 Jahren.

Zurück zur aktuellen Mühlenwanderung, die eigentlich mehr auf Spurensuche nach Mühlen im Grabfeld und Gleichberggebiet ist, die es einmal geben hat. Es ist inzwischen die sechste Mühlenwanderung der Steinsburgfreunde, die natürlich auch zum Kennenlernen unserer heimischen Natur, der historisch-geografischen Gegebenheiten sowie der aufgesuchten Orte dienen soll. So machten sich am Sonntagmorgen unter der Führung von Vereinsmitglied Johannes Bäumert etwa 20 Leute vom Viehmarkt in Römhild auf den Weg über den Großen Gleichberg, vorbei am Schnullerbrunnen nach Gleichamberg.

An der Wanderhütte neben dem ehemaligen Basaltwerk, von Thomas Franz und seinen Helfern toll gestaltet, warteten weitere 15 Leute, um den Gang durch Gleichamberg anzutreten. Zum Wanderleiter Johannes Bäumert, der einige Aufzeichnungen und Bildmaterial vergangener Zeit mit sich führte, stieß auch der Gleichamberger Udo Hegler dazu, der durch die Ortslage führte und sein Wissen weitergab. Das Gleichberggebiet ist reich an Quellen, so Hegler, die natürlich für die Wasserversorgung des Ortes eine große Bedeutung hatten. Die strahlenförmig abfließenden Wasser sammeln sich in regelrechten Quellmulden und speisen verschiedene Brunnen, wie den Schäfersbrunnen, den Gütersbrunnen (im Volksmund Gitschbrünn), dessen Wasser den „Schneidersteich“ staut und das Gespring. Über einen Hochbehälter, unterhalb des Denkmals, wurde das Wasser gefasst, das nicht nur Gleichamberg, sondern auch Linden mit versorgte. Gleichamberg habe eine der ältesten Wasserleitungen besessen, es war eine Holzleitung, die es schon 1720 gegeben haben soll, wusste Udo Hegler zu berichten.

Vom ehemaligen Basaltwerk (auch Brecherwerk) über den Hochbehälter zum Denkmal führte die Wanderung weiter in den Ort, genauer durch das Kapellengäßlein zur Oberen Dorfstraße. Denn entlang des Kapellengäßleins, so Hegler, hätten einst die Obere und Untere Mühle gestanden, die über einen nicht mehr vorhandenen Mühlgraben bzw. Teiche gespeist wurden. Wann diese Mühlen ihren Betrieb aufgaben, von denen kaum noch Spuren vorhanden sind, konnte nicht mit Zahlen belegt werden. Eine weitere Mühle, die Röthelsmühle, stand in den Seewiesen, im Bereich der ehemaligen Volksbank bzw. dem ehemaligen BHG-Gebäude. Das Wasser vom Gleichberg speiste neben den drei Dorfteichen auch fünf Brunnen, so Hegler, von denen der Brunnen auf dem Dorfplatz noch heute Wasser zum allgemeinen Verbrauch liefert.

Auf der Straße von Gleichamberg nach Linden, kurz vor der Gemarkungsgrenze zu Linden, steht am sogenannten Milzmühlgraben die nach einem früheren Besitzer benannte „Glasersmühle“ (Gloschersmühl). Ein oberschlächtiges Mühlrad setzte das Mahlwerk der Mühle in Gang, die noch in den 1960er Jahren arbeitete. 1842 sei der Mühlgraben angelegt und das Wasser von der Milz abgezweigt und dann wieder zugeführt worden. Hier wären wohl am ehesten noch Reste sichtbar gewesen, doch leider war eine Besichtigung nicht möglich, so dass lediglich eine frühere Aufnahme der Glasermühle genügen musste.

Gleichamberg, am Südosthang des Großen Gleichberges (679 m) gelegen und erstmals 1182 als „Glychen an dem Berge“ erwähnt, ist in seiner ursprünglichen Lage ein Haufendorf und hat natürlich auch andere Sehenswürdigkeiten. So war auch von einem ehemaligen Schloss die Rede, das einst ein Adelsgeschlecht beherbergte. Sehenswert ist mit Sicherheit der spätgotische Kirchenbau, der den Mittelpunkt des Ortes mit seinen drei Teilen Unter-, Mittel- und Oberdorf bildet. Dazu gehören die imposanten, in drei Terrassen gegliederten und aufwendig sanierten Mauern des Kirchberges.

Auf dem Mauerwerk stehend, richtet sich der Blick auf die prächtig gruppierten Fachwerkhäuser im Unterdorf, deren Formenvielfalt beeindruckt. Bedingt durch die meist schmale Hofbreite, treten Dreiseit- oder gar Vierseithöfen nicht auf, sondern es entstanden sogenannte Winkelhöfe. Um einen kleinen Freiraum zu schaffen, wurden Wohnhaus, Stallanlagen und Schuppen hintereinander gereiht und nur die Scheune als Abschluss quergestellt. Manchmal wurden sogar Hofeinfahrten oder Hofräume auf Grund gutnachbarlicher Übereinkunft gemeinsam genutzt und das Treiben des Nachbarn blieb dabei kaum verborgen. Ein stark belebendes Element der Bauernhäuser, so auch in Gleichamberg, waren die Laubengänge. Mit einer Stärkung bei Bratwurst und Getränken an der „Maschine“ durch Thomas Franz und seinen „Gleichbergfreunden“ fand schließlich die Frühjahrswanderung ihren Abschluss.

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