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In Milz gab’s Fränkisch für alle Sinne

Erstellt von Kurt Lautensack | | Milz

Das fränkische Mundartkarussell mit verschiedenen lokalen Dialekten drehte sich am vergangenen Samstag (13.05.2023) mit Behrungen (SM), Milz (HBN) und Rothausen (NES) in drei Landkreisen.

Milz – Das Engagement zur Bewahrung der Mundart, hier ist eben die fränkische mit ihren Schattierungen, ist Teil einer Traditionspflege, die vielen Einzelpersonen und Gruppen am Herzen liegt. Sie haben sich der Mundart verschrieben, in dem sie einfach „dem Volk aufs Maul schauen“ und dieses bei verschiedenen Gelegenheiten einfach wiedergeben. Dabei sind es manchmal die einfachsten Dinge, die wir täglich selbst von uns geben, aber pointiert, gepaart mit der Aussprache und gekonnt an den Mann oder die Frau gebracht, kommt eben das Zwerchfell in Schwingungen. Eine solche Gelegenheit bieten die Büttenreden bei Karnevalsveranstaltungen, Kabarettabende oder eben die sogenannte „Mundart-Ralley“, bei der die Protagonisten von Ort zu Ort kreiseln.

Dem Sitzungspräsidenten des Milzer Carnevalvereins, Andreas Peter, fiel wiederum die Aufgabe zu, durch den Abend zu führen. Gekonnt und sprachgewannt wie bei den Büttenabenden des MCV, begrüßte er die Besucher in einem gewohnt gut gefüllten Saal und stellte die jeweiligen Aktiven vor. Dabei konnte er im Laufe des vierstündigen Abends Gäste aus drei Regionen der fränkischen Mundart ankündigen, von Mittelfranken über die Rhön bis ins thüringische Grabfeld. Damit alle Sinne einbezogen werden sollten, sorgte das Team vom MCV mit seinem Angebot von „Bradworscht mit Wegg oder Katofflzolot oder Rostbrädl mit Brat“ dafür, dass auch die Geschmacksnerven angeregt wurden. Natürlich gab’s auch Bier und andere Getränke. Und in den Wechselpausen blieb auch Zeit für Tischgespräche und sonstigem Gebabbel.

Als erster Gast freute sich Christoph Maul, „dass er da sein muss“ und schon sprang der Funke über. Christoph Maul kommt aus dem mittelfränkischen Schillingsfürst (LK Ansbach), ist verheiratet und hat einen Sohn. In „normaler Kleidung“ wird er vielleicht nicht gleich erkannt, der seit 2022 als Sitzungspräsident und Moderator durch die Kultsendung „Fastnacht in Franken“ in Veitshöchheim führt. Bei seinem Auftritt heißt es wirklich alle Sinne schärfen, weil er von einer hohen Dichte an Pointen geprägt ist, die einen Lacher nach dem anderen folgen lässt. „Wo fährst du hin, nach Milz“ habe seine Frau gefragt und blickte wohl etwas skeptisch drein, weil sie darunter etwas anderes verstand. Seine Bandbreite an Themen beginnt also in der Familie und schließt nichts aus, ob regional, tagesaktuell oder gesellschaftlich. So meinte er, wenn man ins streng katholische Eichstätt (Oberbayern) fährt, dass das Radio von Bayern 2 automatisch auf „Radio Vatikan“ umschaltet. Da erinnert er sich an die Schwangerschaft seiner Frau und der Online-Beratung. „Da kommt einiges auf uns zu“, habe er zu seiner Frau gesagt, „auch für dich“. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, einen Hund anzuschaffen. So ging es Schlag auf Schlag und im Nu war die zeit um.

Inzwischen aus Rothausen unterwegs war die Gruppe „Kaufmannsware“ oder „Wilde Schlehen aus der Rhön“, wie sie sich auch gerne nennen und seit 2009 durch die Lande touren. Erstmals in Milz waren sie vor sieben Jahren und es soll nicht wieder so lange dauern. Bestückt mit Tuba, Flügelhorn, Klarinette und Akkordeon boten die vier charmanten Damen schmissige Melodien, die das Publikum von der ersten Sekunde an begeisterten. Dazu kam Mundartgesang vom Feinsten, sowohl stimmlich bis in größte Höhen wie auch mit Schlumperliedlich mit frechen Texten, die aber doch den Alltags-Kern treffen. So zum Beispiel das schöne Liedchen vom Bulldog. „Ich will en Mo mit nen große Bulldogg“, heißt es da oder sie singen „von den geheimen Wünschen als junge Frau“. Ihre Rhöner Speisekarte kreierten sie ebenfalls musikalisch. Da sie eine musikalische Familienbande vereint, stellten sie sich natürlich zu Beginn auch vor. Da hieß es, „dös is mei Tochter, dös is mei Tante, dös ist mei Nichte und dös ist mei Mutter“. Da musste man schon gut aufpassen, um zu wissen, wer nun wer ist. Beifallsstürme und Zugaberufe war ein verdienter Lohn. ,

Die Dritten im Bunde waren Rita Fulsche aus Neubrunn und Beate Memmler aus Haina, Mitglieder der Meininger Mundartgruppe „Motzings Enkele“. Die Vorlage für ihren Namen gaben ihnen zwei einstige Mundartdichter aus der Region: Paul Motz (1817 bis 1904) und Cacpar Ernst Stertzing (1817 bis 1884). Hinter den Namen verbirgt sich ein sehr aktiver Freundes- und Arbeitskreis, der das Fortschreiben und die Erhaltung der Mundart zum Ziel hat. Allen voran mit Mundartautorin Rita Fulsche sozusagen als Kopf der Gruppe. Mit eigenen Gedichten, Geschichten und poetischen Texten sowie mit Sprüchen aus dem Alltag in unterschiedlichen Dialekten aus dem Grabfeld. Sich abwechseln gaben sie zum Besten, was ihnen im Alltag so in die Quere kommt. In die Zeit passte gerade auch die Geschichte von den „Maischwämm“. Humorvoll auch, wie sich zwei ältere Frauen auf einer Bank treffen und ins Gespräch kommen. „Wo biste denn ha, wos denkste denn, wie alt ich bin oder da kennste doch a die Gerde“, so und ähnlich kamen sie sich näher. Da wurden aber auch Umwelt- und Verpackungsthemen aufs Korn genommen und vieles andere mehr. So war es für alle Besucher wieder ein sehr vergnüglicher Abend, wobei der Dank von Andreas Peter allen Mitwirkenden, dem Versorgungsteam des MCV, den Technikern Danny und Christoph Reß sowie allen Helfern galt.

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