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Gottesdienst im Grünen am Delphin-Brunnen

Erstellt von Kurt Lautensack | | WaldhausRömhild

Der Gottesdienst am ersten Sonntag im Juli mit Pfarrer Thomas Perlick in herrlicher Umgebung des Brunnens wird wohl den Besuchern lange in Erinnerung bleiben.

Römhild-Waldhaus – Es war wohl auch ein Dank des Himmels, das am späten Sonntagnachmittag das Wetter mitspielte und alle Gottesdienstbesucher, das sei hier vorausgeschickt, vom Delphinbrunnen trockenen Fußes wieder nach Hause oder zumindest bis zum Waldhaus kamen. Die Idee, einen eher außergewöhnlichen Gottesdienst am Delphinbrunnen in den letzten Wochen seines Wirkens als Pfarrer in Römhild zu organisieren, wurde am Himmelfahrtstag auf dem Kleinen Gleichberg von den Naturfreunden „Hainaer Treppchen“ (eine Gruppe aus Römhildern und Hainaern, das Hainaer Treppchen ist ein schmaler Pfad, der zum Kleinen Gleichberg führt) geboren. Zwar war Thomas Perlick am Sonntag selbst der Akteur, doch wollte man damit der Familie Anne und Thomas Perlick danke für die vielen Jahre in Römhild und auf diese Weise adè zu sagen.

Zur Begrüßung der knapp 40 Gottesdienst-Besucher stellte Pfarrer Thomas Perlick fest, dass dieses Fleckchen Natur ein „Ort mit einer unglaublichen Stille“ sei, die natürlich auch dieser sonntäglichen Atmosphäre gerecht wurde. Natürlich wollte sich Thomas Perlick im Vorfeld am Delphinbrunnen ein wenig umsehen, um vorbereitet zu sein. Angesichts des derzeitigen Wachstums habe er gedacht, „hier ist ja gar nichts gewachsen“, meinte er humorvoll. Natürlich seien es die „Steinsburgfreunde“ mit Horst Worliczek gewesen, die Tage zuvor Hand angelegt hatten.

An einem so herrlichen Ort mit dem leisen Plätschern des Brunnens, lag es natürlich nahe, in seiner Predigt das Thema Wasser aufzugreifen, dass sowohl „aus der Tiefe als auch von oben“ kommt. Wie wichtig Wasser ist, möge ein Blick in die Wälder zeigen, die mit der Trockenheit und dem Borkenkäfer zu kämpfen haben. Aber er sei zuversichtlich, so Perlick, dass „wir auch hier, vielleicht auch mit Gottes Hilfe, die Wende schaffen“. Lasse man seine Gedanken um den Delphinbrunnen kreisen, so eröffne dieser „den großen Weitblick, vom Ursprung der Quelle bis zum Meer“. Mag der Weg auch sehr lang sein, so werde trotzdem ein wenig von diesem Wasser im Meer ankommen. Und vielleicht erreiche auch das Wasser dieses Brunnens die Delfine weit draußen im Meer, sagte Pfarrer Perlick und nahm seine Besucher in Gedanken mit auf die weite Reise. So wie der Strom auf seinem Weg Rinnsale, Bäche und Flüsse aufnehme bis zu seinem Ziel, dem Meer, so fließe auch „das Leben im Strom der Zeiten“. Aber ebenso können die Gedanken stromaufwärts wandern bis zur Geburt der Quelle. Denn „alles hat einen Anfang, einen Verlauf und ein Ziel, so wie der Ursprung und das Ziel in Gott liegt“.

Natürlich sorgte Thomas Perlick bei den Besuchern auch ab und zu für ein Schmunzeln und Lächeln. Diesen, seinen „göttlichen Humor“ werden wohl nicht nur seine Gottesdienstbesucher aus Römhild und der weiteren Umgebung manchmal vermissen. Doch am Sonntag war er noch zu spüren, dabei verwies er auch darauf, dass es ja noch nicht sein endgültiger Abschied als Pfarrer sei, der erst am 26. September ist und dem er mit gemischten Gefühlen entgegenblicke. Für den Moment stand aber noch eine Überraschung an, die die Naturfreunde „Hainaer Treppchen“ für ihn und seiner Frau vorbereitet hatten. Im Lauf der vergangenen Jahr, so Waldemar Popp, sei am Delphinbrunnen immer wieder mal eine Bank hinzugekommen. Nun kam von den Naturfreunden eine weitere hinzu, die sie der Familie Perlick widmeten mit der Aufschrift „Für Anne und Thomas Perlick“. Zum Anschrauben des entsprechenden Schildchens musste Thomas Perlick aber selbst ran, auch wenn er, wie er stets beteuert, selbst zwei linke Hände habe, was das Handwerkliche betreffe. Schließlich erhielt er von Herbert Mosebach noch einen gedrehten Wanderstab überreicht, der ihn auf seinen weiteren Weg, auch hin und wieder zurück nach Römhild, begleiten soll.

Zur Geschichte des Delphin-Brunnens

Zwischen dem neuen Ulmenweg, der in Höhe der Seeber-Hütte verläuft, und dem Weg vom Waldhaus zum „Schwarzen Stock“ bei Dingsleben befindet sich der Delphin-Brunnen, nahe der historischen Ringmauer der einstigen Wallanlage der Steinsburg. Wie sich ältere Bürger erinnerten, sei der Standort auch noch als „Försterwiese“ und der Brunnen als „Jägerbrunnen“ oder „Wiesenbrünnle“ bekannt gewesen bzw. ist es noch.

Was nun die Geschichte des Delphinbrunnens betrifft, so ist nicht allzu viel bekannt, zumindest was seine ältere Geschichte betrifft. Anlässlich des 100-jährigen Brunnenjubiläums 2003 hatte sich Gert Stoi, ehemaliger Mitarbeiter des Steinsburgmuseums, auf Spurensuche begeben und recherchierte in verschiedenen Archiven. Dabei fand er die Bezeichnung „Delphinbrunnen“ zum ersten Mal in einem Steinsburgführer von Constantin Kümpel aus dem Jahre 1922.

Wie bekannt ist, wurde der Brunnen 1903 vom damaligen „Thüringer Wald-Verein“ erbaut bzw. gefasst und die gusseiserne Platte mit dem Fisch angebracht. Dies bestätigt die dazugehörige Inschrift „Regen strömt vom Himmel nieder und die Erde gibt ihn wieder“, Thüringer Waldverein, Römhild 1903. Was wohl nicht nur den Kreislauf des Wassers symbolisieren sollte, sondern auch die Tatsache, dass Wasser für die Menschen überlebenswichtig ist. Wie man allerdings auf den Namen „Delfin“ gekommen ist, das wird ein Geheimnis der Namensgeber bleiben. Zwar ziert ein Fisch den Ausfluss des Wassers, doch gleicht sein Aussehen keinem Delfin.

Aus der jüngeren Geschichte ist zumindest bekannt, dass in den 1970er Jahren das Quellgebiet neu gefasst und ein Hochbehälter errichtet wurde, der das Wasser nach Dingsleben leiten sollte. Darunter habe aber die Funktionstüchtigkeit des Brunnens gelitten. Doch zum Glück gab und gibt es immer wieder Leute (Privatpersonen, Steinsburgfreunde, Römhilder Karnevalsgesellschaft), die sich um solche Kleinode in der Natur kümmern. Aktionen in den 1980er Jahren, vor allem auch nach der politischen Wende, brachten den Brunnen immer wieder in Ordnung und zum Laufen. Die Witterung setzte natürlich auch dem Brunnen zu und im Winter 2011/12 war der Stein aufgefroren. Dem nicht genug, wurde der Fisch durch uneinsichtige Mitbürger stark beschädigt.

Die Gemeinde der Steinsburgfreunde, unterstützende Firmen und weitere Naturfreunde halfen, den Brunnen teilweise neu aufzumauern und die gusseiseren Platte mit dem ebenso gusseisernen „Delfin“ wieder anzubringen. Die Wiedereinweihung fand im 110. Jahr des Bestehens des Delphinbrunnes, musikalisch begleitet von den Hainaer Jagdhornbläsern, statt. Regelmäßige Pflegemaßnahmen sorgen bis heute für ein naturfreundliches Umfeld und Sitzgruppen laden Wanderer zum Verweilen ein.

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