Stichwörter
Fünfte Südthüringer Bierverkostung
Geballte Kraft aus Hopfen und Malz gab es am Samstag (17.05.) im Kulturhaus von Gleichamberg, als sich 14 Braugemeinden aus Landkreis zur 5. Südthüringer Bierverkostung trafen, um die Frage zu klären, wer braut das beste Bier.
Gleichamberg –Doch eigentlich muss die Frage ja anders lauten, nämlich „wem schmeckt welches Bier am besten?“ Denn so wie es Holger Ackermann aus Poppenhausen, ein Mitglied seiner Braugemeinde und Bierverkoster formulierte, gingen wohl alle an die Kostproben heran. Er meinte: „Es gibt kein schlechtes Bier, nur hat halt jeder seine eigene (persönliche) Note, ganz nach Art des Hauses“. Und schon Richard Löwenherz hat festgestellt: „Es gibt kein schlechtes Bier, manche sind nur besser als andere“. Doch der tiefere Sinn einer solchen Bierverkostung, wie sie nun schon zum fünften Mal stattfand, liegt eigentlich in der Erhaltung dieser alten Tradition, waren einige der Befragten der Meinung. Schließlich reicht das Bierbrauen schon Jahrhunderte zurück. In Gleichamberg zum Beispiel geht das Braurecht auf das Jahr 1794 zurück, was natürlich auch für andere Gemeinden zutrifft. In Poppenhausen besteht dieses Recht seit genau 300 Jahren, es gibt also ein Jubiläum zu feiern. Und diese Tradition ist wohl in ganz Südthüringen kaum zu überbieten, denn in unserem südlichen Landkreis gibt es von Kloster Veßra über Zeilfeld oder Simmershausen bis nach Käßlitz 18 kommunale Brauhäuser mit einer Braugemeinde oder einen Brauverein, allen voran im Heldburger Unterland.
Nach zwei Mal Seidingstadt, Bedheim und Schlechtsart war nun die Braugemeinde Gleichamberg als Vorjahressieger der Ausrichter der Bierverkostung. Zum größten Event des Wochenendes mit mehr als 300 Personen konnte Moderator Thomas Sokolowski nach dem musikalischen Einstieg durch die „Gleichberg-Musikanten“ im Auftrag des Gleichamberger Brauteams mit Martin Wachenbrunner, Klaus Lang, Dietmar Heß und Torsten Krause, Bierliebende und Gäste begrüßen. Unter ihnen Landrat Sven Gregor, die Bürgermeister Heiko Bartholomäus und Christopher Other, den früheren Bürgermeister Günther Köhler sowie eine Abordnung aus Dörflis b. Königsberg (Ufr.). Altmeister der Braugemeinde, Georg Hegler, erhielt für seine langjährige Tätigkeit zusammen mit seinem eifrigsten Helfer Siegfried Stedtler ein Präsent. Römhilds Bürgermeister Bartholomäus wünschte der Veranstaltung einen guten Verlauf und den Braugemeinden viel Erfolg. Musste ihnen aber eingestehen, dass er sich kein Urteil erlauben könne, weil er kein Biertrinker sei.
Dann hieß es in zwei Bierverkostungsrunden mit jeweils sieben Bieren aus den teilnehmenden Braugemeinden „die Krüge hoch“. Aber das galt zunächst mehr oder weniger für das Publikum, denn für die Verkoster hieß es maßhalten. Schließlich galt es 14 Mal die Geschmacksnerven immer wieder neu zu justieren, so dass zwischendurch auf „Wasser und Brot“ zurückgegriffen werden musste. Jeweils ein Hobby-Braumeister oder dessen ein oder zwei Vertreter traten zur Bewertung der 14 Gebräue an. Während mit Martin Oestreicher ein echter Braumeister für Zeilfeld antrat, war es für Simmershausen Manuel Krüger, der seinen erkrankten Braumeister Uwe Langguth vertrat. Für Bedheim war es Cetric Erhard, da Michael Römhild verhindert war, während für Gompertshausen zum Beispiel Franka Weber und Dorit Harting aus Hildburghausen angetreten waren, die in Gompertshausen mitbrauen. Ja auch Frauen trinken gerne mal ein Glas Bier und haben Geschmack am Selbstgebrauten.
Für Seidingstadt gaben Mario Kamp, für Rieth Andreas Roth und Norbert Chilian, für Schweickershausen Alexander Kraft, für Stressenhausen Frank Henninger, für Kloster Veßra Jochen Schneider, für Lindenau Patrick Diez und für Bad Colberg Guido Kalb und Lothar Kirst ihre Bewertungen auf einem Bogen mit einer Skala von 01-09 ab. Natürlich erfolgte die gesamte Bewertung anonym, das heißt, die nacheinander gereichten Biere trugen keinen Absender. Braumeister Reiner Chilian aus Ummerstadt ließ Matthias Malsch und Michael Bestl bewerten, die der Meinung waren, „schön, dass alle zusammenkommen“. Was die Bewertung angehe, meinte Reiner Chilian: „Die Feinheiten in der Bewertung vergleiche ich immer mit dem Eiskunstlaufen. Alle laufen sehr gut und doch macht es die kleine Drehung im Sprung, die den Sieg ausmacht. Beim Bier sind es eben andere Komponenten“.
Ralf Müller aus Schlechtsart hatte sogar einen Bierenthusiasten aus Ilmenau dabei. Jens Hertzer hatte sechs Jahre in Hellingen mitgebraut und es verband ihn eine Freundschaft mit dem verstorbenen Robert Beyer. Seit vier Jahren genießt er das Bierbrauen in Schlechtsart. „Das Brauen ist schon was Feines“, meinte er, „dabei ist es einfach auch die Gesellschaft“. Damit traf er sicher die Meinung vieler anderer im Saal. „Bier trinkt man nicht gerne alleine, sondern in guter Gesellschaft“ heißt es in einem Spruch. In der Tat eröffnet Bier die Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Der Bierverkostungsabend lieferte den Beweis. Kein Wunder also, dass es so viele humorvolle Sprüche und kleine Weisheiten über das geliebte Getränk gibt.
Und für einen stimmungsvollen musikalischen Abend sorgten außerdem, wie bereits erwähnt, die „Gleichberg-Musikanten“ und das „Milzer Alphorn-Quartett“. Hinzu kam eine prima Versorgung, sowohl durch die Mitglieder der Braugemeinde Gleichamberg hinter den Theken, als auch durch die Küche und den Gardemädels des GKV im Saal. Und nach vier Stunden war es dann soweit und die Jury gab das Ergebnis der 5. Südthüringer Bierverkostung bekannt, das bei 14 Bewertungen als sehr real bezeichnet werden darf. Den 3. Platz erreichte Ummerstadt, Bad Colberg kam auf Platz 2 und Poppenhausen ging als Sieger des Abends hervor. Mit der Bekanntgabe brachen alle Dämme der Unterländer, begleitet von riesen Jubel. Da sprangen nicht nur die Platzierten auf, sondern auch VG-Chef Christopher Other. Und die Poppenhäuser mit ihrem Braumeister Thomas Grund hatten auch noch ihre „Starkbierkönigin“ des Heldburger Unterlandes, Annemarie Baum, mitgebracht.
Für Thomas Sokolowski blieb nur noch, sich bei allen Sponsoren und allen Beteiligten an der Veranstaltung zu bedanken. Sie hatte übrigens noch einen Nebeneffekt. Denn für das mitgebrachte Ausschankbier erhielt jede Braugemeinde 40 Euro. Wer darauf verzichtete, wusste es als Spende gut angelegt. Wie Dietmar Heß vom Brauteam mitteilte, darf sich der Kindergarten Gleichamberg über eine Spende von 200 Euro freuen. „Eine super Veranstaltung“, wie sie Reiner Chilian bezeichnete, fand damit ihren Abschluss.















