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Dos gett uns niss o

Erstellt von Kurt Lautensack | | Milz

Beim Milzer Karneval ging es drei Wochenenden mit Sitzungen und Kinderfasching rund im Kulturhaus. Dabei wurde beste Unterhaltung und ein passender äußerer Rahmen dazu geboten.

Milz – Dazu gehörte die Dämmerfastnacht. Wer aber glaubte, er ist beizeiten daheim, dem dämmerte es spätestens in der Pause, dass es nicht so sein wird. Denn auch diese Karnevalssitzung lies es in den sechs Stunden an nichts fehlen. Das galt für die bunte Programmmischung von Garde- und Showtanz, Büttenreden, Sketchen, Gesang und Film ebenso wie für die Versorgung durch das Küchen-, Ausschank- und Bedienteam. Schließlich ging die Sitzung über die Abendbrotzeit bis in den späten Abend hinein. Um den äußeren Rahmen zu komplettieren, gehören natürlich auch die Jungs vom Bühnenteam dazu sowie das „Dreigestirn Ress“ und Visiotec Milz, die für eine hervorragende Licht- und Tontechnik sorgten.

     Mit diesen einleitenden Worten ist, um es karnevalistisch auszudrücken, keinesfalls das sprichwörtliche Pferd von hinten aufgezäumt. Natürlich war der Auftakt dem Einzug des Elferrates und dem Milzer Schlagerchor vorbehalten, als es hieß: „In Milz, in Milz ist Karneval, Hellau so klingt es überall…“. Wie stets bestens aufgelegt war Sitzungspräsident Andreas Peter, der humorvoll durch das Programm führte und mit flotten Sprüchen die Aktiven a la Couleur ankündigte. Dabei hatte er selbstverständlich eine Erklärung dafür parat, was und warum „uns das alles niiss o gett“. Ob die Querelen im Landtag, die Streitigkeiten der Ampel oder so anderes Getöse. Die Milzer feiern Karneval. Dem stimmte in seiner Begrüßungsansprache auch der neu gewählte MCV-Präsident Michael Thoms zu, der die Nachfolge von Steffen Peter antrat. Denn ging‘s im wahrsten Sinne turbulent und närrisch zu auf der Bühne, wobei über Stunden die Lachmuskeln ordentlich trainiert wurden.

     Den Anfang bei den Tanzeinlagen machten die „Stürchlich“, die jüngsten des MCV mit „Ich bin a Dorfkind und darauf bin I stolz“. Dass sie stolz darauf sind, das war den quirligen Stürchlich anzusehen. Stolz darauf dürfen auch ihre Trainerinnen Michelle Müller, Heike Günther und Conny Lautensack sein. In Anbetracht des starken Nachwuchses scheinen die Milzer ihren Beinamen „Stürch“ zu Recht zu haben. Denn auch die Nachwuchsgarde, unter den Fittichen von Anna Frank und Lea Jakob, ließ daran keinen Zweifel. Hahn im Korb dabei als einziger Junge Leo Thoms.

     Mit allen Sinnen wurde der Showtanz „The fire“ der Juniorengarde aufgenommen. Feurig wirbelten sie mit karibischem Temperament in ihren glutroten Kostümen, von ihrer Trainerin Xenia Martinez selbst geschneidert, über die Bühne. Als Königsdisziplin und stets auch toll anzusehen, der Gardetanz der Großen Garde, der Stolz des MCV. Sie legten zu späterer Zeit mit ihrem Disko-Tanz nach, in dem sie wohl beim etwas älteren Publikum Erinnerungen an Disko und Tanztee erinnerten. Die Idee dazu hatten Lisa und Lilly Jakob. Komplettiert wurde das tänzerische Vergnügen durch den Showtanz des Männerballetts auf dem „Oktoberfest“, choreografiert und zurechtgestutzt durch Xenia, Lisa und Conny. An dieser ein Danke an Andrea Höllzer, die für alle Gruppen das Schminken übernahm.  

     In die Bütt stieg dann Nachwuchstalent Leo Thoms als der „letzte Landwirt“. Er will die Steine wegräumen, die der Landwirtschaft immer wieder in den Weg gelegt werden und beschwert sich darüber, dass der Biber alles machen darf, der Landwirt aber nicht. Nicht unterkriegen lassen will sich Eddi aus Reurieth als Traum-Mann von seiner Frau, der er zwar alle Wünsche von den Augen abliest, aber sie eben nicht bezahlbar seien. Pfarrer Thomas Perlick, der in seinem Bad Brückenau vergeblich nach Römhilder oder Milzer Kuchen sucht, lässt vergangene Geschichten von Dräch und Hochzeit aufleben und tingelt mit Tochter Margarete (per Video) durch Paris. Da wäre noch das Römhilder Urgestein Bums alias Uwe Peter als Feuerwehrmann und das Milzer Original Jörg Schwamm, ein Busfahrer mit Humor. Johannes Eppler, der schon vor anderthalb Jahrzehnten als „Jungstürch“ in die Bütt gestiegen ist und lokale Befindlichkeiten zu Gehör brachte, entpuppte sich als 4. Bürgermeisterkandidat und steht für die Generation Zukunft. Zu seinem Programm gehört die Wiedereröffnung einer Dorfkneipe und der Kirmesmontag, den er zum Feiertag deklarieren möchte. Worüber auf dem Männerklo in der Fußball-Halbzeitpause zwischen Schiri, Bratwurstbrater und Ordner so debattiert wird, das gaben Torsten Göhring, Silvio Supp und Udo Eppler zum Besten. Schließlich waren da noch Sascha Lautensack und seine Schwester Julina, die ihren Bruder beim „Baarship“ zu einer Frau verhelfen wollte.     

     Nicht wegzudenken sind auch die „Sänger vom heißen Stein“, die mit ihrem Ohrwurm-Liederpotpourri die Stimmung ankurbelten und hinaus aufs Meer fuhren. Sie machten Station in der klitzekleinen Hafenbar von Rio de Janeiro, verführten Dolores und landeten im Paradies auf Bora, Bora. Der Import aus Sachsen, Thomas König und Klaus Friedrich, der natürlich längst integriert ist halten aber nach wie vor ihr Königreich in Ehren und halten es mit dem Motto des MCV, indem sie meinen, ob Regierungskrise, Krankenhausmisere oder Rangelei um Positionen, „was geht das uns an, das geht uns gar nichts an…“, denn sie singen lediglich ein Lied davon. Mit einer Hommage an Otto, aber auch an ihre Milzer kehrte der Schlagerchor nochmals auf die Bühne zurück. Sie geben Antwort auf die Frage, warum manche Leut so beliebt sind, „weil es sie halt gibt“.  Ein absolutes Gesangshighlight, der Auftritt der drei berühmten Tenöre, die den Saal regelrecht in Ekstase versetzten, einfach fantastisch.

     Nicht fehlen dürfen natürlich die Nachrichten von MCV-TV mit Sprecherin Liesa Meininger. Dieses Jahr an Originalschauplätzen in Milz, auf Kuba und in China gedreht. Während Axel und Andreas am Strand von Kuba dem Müll zu Leibe rückten, erkundete Torsten die Shang-Dynastie in China (Originalaufnahmen). Auf der Suche nach dem „Kölner Keller“ wurde man schließlich in Milz fündig. Ob die Karnevalisten künftig dem VAR dazwischen pfuschen, war nicht zu ergründen.  

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