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Bei Heptner in Römhild: Fahrradgeschäft geschlossen, Werkstatt weiter geöffnet

Erstellt von Kurt Lautensack | | Römhild

Die seit über einem Jahr andauernden Corona bedingten Einschränkungen bedingen zwar einen größeren individuellen Drang hinaus in die heimische Natur, verursachen aber auch die Aufgabe vieler kleiner Geschäfte.

Römhild – Seit 25 Jahren war der „Zweiradshop Heptner“ in Römhild eine gute Adresse, wenn es um den Kauf eines Fahrrades oder eines Gartengerätes einschließlich deren Reparatur ging. Nun gibt Markus Heptner, der das Geschäft im Nebenerwerb von seinem Vater Gerhard übernahm, seinen Fahrradhandel auf. Seit dem 30. April ist es vorbei mit dem Neukauf eines E-Bikes, Mountainbikes, eines City-, Kinder- oder Jugendfahrrades und damit mit einem „Geschäft ganz in der Nähe“. Das dürften viele ihrer Kunden in der Region um Römhild, insbesondere auch eine treue Stammkundschaft bedauern und vermissen. Doch die Schließung des Fahrradhandels ist keinesfalls böser Wille, sagt Markus Heptner, sondern es hat objektive Ursachen.

Der Grund dafür mag vielleicht den einen oder anderen verwundern, doch er heißt „Lieferengpass“, genauer gesagt, es kam in den letzten anderthalb Jahren so gut wie keine Lieferung auf Neubestellungen. „Gerade seit der Pandemie war die Nachfrage noch größer als sonst, auch dieses Jahr wäre es prima gelaufen. Bis Ende März hätte ich locker 10 bis 12 E-Bikes verkaufen können, doch keine Chance“, betont Markus Heptner. Als Beispiel führte er an, dass er im September 2020 eine Bestellung von mehreren Fahrrädern aufgegeben habe, die im Oktober geliefert werden sollten. Gekommen seien im März gerade einmal zwei Fahrräder. Ähnlich habe es bereits im vorigen Jahr ausgesehen, doch da hatte er zumindest noch einen Bestand von 20 bis 25 verschiedenen Fahrrädern aus 2019, die alle verkauft wurden.

Doch wenn man seit einem Jahr so gut wie nichts Neues mehr verkaufen könne, dann sei auch kein Gewinn mehr vorhanden, aber bestimmte Ausgaben laufen weiter, bestätigte auch Gerhard Heptner. „Die Kosten für Versicherungen und für die Berufsgenossenschaft bleiben bestehen, die wollen alle ihr Geld haben“, sagt Gerhard. Da bleibe selbst bei der Fortführung eines Geschäftes im Nebenerwerb nichts übrig, so Sohn Markus. Gegenwärtig aus seinem Bestand noch übrig seien sechs Kinderfahrräder und drei Mountain-Bikes, die natürlich noch zum Verkauf bereitstünden, so der Handwerksmeister, dann sei sein Laden endgültig leer.

Aber wodurch kommt es zu einem Lieferengpass und betrifft es nur kleinere Geschäfte? Überhaupt nicht, meinte Markus, auch die größeren Händler in den benachbarten Städten hätten Lieferprobleme. Markus Heptner bezog seine Fahrräder von zwei gestandenen Firmen aus Schweinfurt. Es ist der Fachhandel und Radhersteller „Winora“ und das Fahrradunternehmen „Pexco“. Der Grund für die Nichtbelieferung sei der fehlende Nachschub von Teilen bzw. Ersatzteilen durch die Zulieferer aus Asien, insbesondere aus China, so ihre Auskunft. Das sei ein Beispiel dafür, wie sich der abgebremste internationale Handel, gerade aus Asien, bis hin zu dem kleinen Händler auswirke und zur Aufgabe führe. Denn im Bereich des Fahrradhandels kämen die Teile zu ca. 90% aus Asien, schätzt Gerhard Heptner ein.

Vor genau 25 Jahren, am 1. März 1996, haben Gerhard und Markus Heptner mit dem Fachhandel und dem dazugehörigen Werkstattservice angefangen. Beide, Vater und Sohn, waren und sind gestandene Fachleute und Techniker. Gerhard Heptner, einst bei Mercedes-Büromaschinen Zella Mehlis Mechaniker gelernt (Werk wurde zu DDR-Zeiten umbenannt und dem VEB Robtron zugeordnet), studierter Ingenieurpädagoge und Zweirad-Meister, wagte mit Sohn Markus den Schritt in die Selbständigkeit. Markus holte sich sein Rüstzeug bei Eliog in Römhild, arbeitete einige Jahre bei WEGRA Westenfeld und machte später seinen Zweirad-Handwerksmeister.

Beide also absolute Fachleute auf technischem Gebiet, so dass sich neben dem Fahrradhandel der Werkstattservice geradezu anbot. In den Jahren nach der Jahrtausendwende war Markus durch andere Tätigkeiten unterwegs und sammelte dabei auch seine Erfahrungen. Gerhard Heptner betrieb inzwischen sein Geschäft einschließlich Werkstattservice als Nebenerwerb weiter. Sohn Markus stieg schließlich später wieder mit ein und übernahm den Fahrradhandel 2017 im Nebenerwerb. Nun zwang die beschriebene Situation zur Aufgabe des Zweiradgeschäftes.

Was beide aber im Nebenerwerb fortführen, Vater Gerhard inzwischen als Rentner, ist der Reparatur- und Werkstatservice für Zweiräder und Gartengeräte. Gerade für unsere (Stamm)Kunden ist es uns wichtig, so Markus Heptner, dass wir auch unseren Garantieservice für unsere verkauften Zweiräder weiter übernehmen. Zwar stehen beide bei der Ersatzteilbeschaffung vor der gleichen Situation, dass kaum noch eine Lieferung erfolgt, doch „unser Zubehör- und Ersatzteillager für den Werkstattbetrieb ist zurzeit noch einigermaßen bestückt“, zeigen sich beide zufrieden.

Wöchentliche Öffnungszeiten der Werkstatt zur Annahme von Reparaturen sowie zur Ausgabe: Jeweils Dienstag von 16.00 bis 18.00 Uhr und am Freitag von 16.30 bis 18.00 Uhr.

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