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Ausstellung: Baukultur/Architektur auf dem Land

Erstellt von Kurt Lautensack | | Bedheim

Beispiele regionaler Architektur, Möglichkeiten, die die ländliche Räume bieten, Unterschiede zu städtischen Strukturen, die Aufwertung öffentlicher Räume - die Ausstellung zeigt Beispiele und Wege prägender regionaler Identitäten.

Bedheim – Die Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM) Frankfurt „Schön hier. Architektur auf dem Land“ macht auf Schloss Bedheim bis zum 15. Juni 2023 Station. Gastgeber ist das Studio Gründer Kirfel, das mit seinem Projekt „Sch(l)afstall“ die Internationale Bauausstellung Thüringen bereichert und Bestandteil der Vernissage ist. Ganz besonders begrüßen durfte Anika Gründer zur Eröffnung die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Annette Becker vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) Frankfurt, Dr. Marta Doehler-Behzadi, Leiterin der „Internationalen Bauausstellung“ (IBA) Thüringen und Michael Rommel, Vorsitzender vom „Bund Deutscher Architekten und Architektinnen“ (BDA) Thüringens.

Sie freue sich sehr, so die Architektin, dass die Ausstellung hier in Bedheim Station mache und in die Räumlichkeiten des Schlosses für einige Wochen einziehe. Dabei hätte zur Eröffnung das Ambiente des Schlosshofes mit seiner Architektur, noch dazu auf dem Land, nicht passender zur Thematik sein können. Denn „die Architektur auf dem Land ist medial unterbelichtet“, sagte Anika Gründer an einem fachkundigen Zuhörerkreis gerichtet. Dass sie dabei etwas ungewöhnlich zu Gunsten der Ausstellung vorgehen mussten, weil z. B. die Ausstellung zu Hugo Rühle von Lilienstern weichen oder Aquarelle von Helga Rühle aus den 1950er Jahren sowie auch Werke zeitgenössischer Kunst abgehangen werden mussten, sah das Studio-Team als Herausforderung, einen Wechsel in die Räumlichkeiten zu bringen. Gleichzeitig ging ein Dank an das Deutsche Architekturmuseum.

Marta Doehler-Behzadi meinte, dass es für die regionale Baukultur wichtig sei, „beim Bauen mit dem Bestand richtig umzugehen“. Das Schloss Bedheim sei dafür ein gutes Beispiel. Dazu gehöre auch ein Umdenken in der Denkmalpflege, mit regionalen Baustoffen zu arbeiten und „Freiräume der Landschaft einzubeziehen“. Dabei sei es in Thüringen bereits gelungen, Kräfte zu bündeln und zusammenzubringen, wie beispielsweise Weimar und die Hochschule Erfurt. Das werde in Europa schon längere Zeit gemacht. Dem stimmte auch Michael Rommel zu, der von einem „strukturreichen Region Thüringen einschließlich der Natur“ sprach und führte dazu die vielseitigen Anblicke und Aussichten entlang der Autobahnen an. Als Architekt sollten beim Bauen auf dem Land einige Punkte stets in die Überlegungen einbezogen werden, so Michael Rommel, wie „die Achtung des Bestandes, eine sinnvolle Umnutzung von Bestandsgebäuden, das Bauen mit aktuellen Ressourcen (bereits vorhandenes Material) und Mut zum Experimentieren“.

Diese Ansätze finden sich in den Architekturbeispielen der Vernissage wieder, wie es die Beispiele aus den Regionen Schwarzwald und Thüringen sowie aus den Orte Krumbach in Österreich und Valendas in der Schweiz zeigen, die von den Kuratoren besucht wurden. Aus Thüringen wird das Bedheimer Projekt „Sch(l)afstall“ vorgestellt, wo aus einem ehemaligen Schafstall ein sehenswertes Gebäude mit einem Schlafsaal, Gästezimmer, Duschräume und Küche, zugleich Aufenthalts- und Veranstaltungsort, entstanden ist. Andere Beispiele stammen aus der Gemeinde Kobritz (Saale-Ohrla-Kreis), aus Rottenbach bei Saalfeld oder aus Volkenroda (Unstrut-Heinich-Kreis). Bisher seien „ländliche Regionen mit ihrer Architektur zu wenig beachtet worden, das soll sich durch die Ausstellung ändern“, betonte Annette Becker, die stimmlich stark angeschlagen war und deshalb ihre Worte durch ihren Mann wiedergegeben wurden.

Ländliche Räume als Lebensmittelpunkt würden zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnen, seien Orte, wo man zu Hause ist oder die Großeltern wohnen, hieß es weiter, aber „sie benötigen auch eine zeitgemäße technische, soziale und bauliche Infrastruktur“. Gehe man davon aus, dass eine ländliche Region gekennzeichnet sei durch die Landschaft und den Erholungsraum, durch die Land- und Forstwirtschaft, durch eine niedrige Bevölkerungsdichte und mittelständisch geprägte Wirtschaft, dann könne man durchaus von einem ländlich geprägten Deutschland sprechen. Denn, so wurde weiter angeführt, „90 % der Fläche sind ländlich, etwa 47 5 Der Bevölkerung leben auf dem Land, das sind fast die Hälfte der Einwohner Deutschlands“.

Mit einigen weiteren Hinweisen zur Betrachtung der Ausstellung war sie damit eröffnet. So kam der Hinweis, man könne sich die Ausstellung so vorstellen, als ginge man entlang einer vielfältig und ideenreich strukturierten Dorfstraße, die schließlich in einem lebendig gestalteten Ortskern endet. Bausteine für eine gelungene Baukultur werden angeführt und sie präsentiert eine Fülle aktueller Bauten, von Scheunenumbauten, Kirchen, Museen, Büchereien, Bürobauten, Pflegeeinrichtungen, Hotels oder Werkstätten bis hin zu öffentlichen Bauten, wie Kindergärten, Schulen oder Rathäuser. Dabei wird ein nachhaltiger Tourismus ebenso einbezogen wie die Innenentwicklung eines Dorfkerns.

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