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Wandern für den guten Zweck

Erstellt von Kurt Lautensack | | GleichambergGleicherwiesen

Der traditionelle Wandertag zum „Überscht’n“ (Heilige Drei Könige) der Gleicherwiesener Wanderfreunde hielten auch in diesem Jahr für Körper und Geist einiges parat.

Gleicherwiesen/Gleichamberg – Den letzten Anstoß für einige Wanderfreunde, sich noch für ein Mitwandern am 6. Januar zu entscheiden, gab tags zuvor eine Meldung in Freies Wort sowie am Freitagmorgen „MDR- Radio Thüringen“ bei seinen Veranstaltungstipps. Obwohl das Wetter nicht allzu vielversprechend aussah, fanden sich zum Wanderstart auf dem Dorfplatz in Gleicherwiesen um Organisator Frank Martin 19 Wanderlustige aus Gleicherwiesen, Simmershausen, Streufdorf, Bad Rodach und sogar aus Erfurt ein, die gerade zu Besuch weilten. Unter ihnen auch Thomas Engelbrecht (Gleicherwiesen) und Sven Dötsch (Bedheim), die vor ca. 20 Jahren diese traditionelle Wanderung ins Leben gerufen hatten, wie Frank Martin und sie selbst erklärten.

Damals habe einfach die Frage gestanden, was machen wir denn an Heilige Drei Könige und so kam ihnen das Wandern in den Sinn. Dass sich daraus eine solche Tradition ergeben habe, die lediglich nach dem Jahreswechsel 2021 ausfallen musste, daran hatte man damals wohl kaum gedacht. In Frank Martin fand sich zudem ein begeisterter Natur-, Heimat- und Wanderfreund, der sich um die unterschiedlichsten Wanderziele kümmerte und das keinesfalls ins Blaue hinein. So waren der Bismarckturm und das Dunkelgräfingrab in Hildburghausen, das Waldhaus und die Steinsburg, Streufdorf und Seidingstadt mit dem Straufhain, der Schützenverein in Linden mit einem gemeinsamen Schießen mit dem Schützenkönig oder Schmiedefeld und das Vessertal stets interessante Ziele. Gehe man aber zu weit weg, so komme man kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln wieder nach Hause, so der Hauptorganisator.

„Er hat eben gern einen Plan in der Tasche“ meinte Sven Dötsch. Und so war es auch bei der jüngsten Wanderung nicht ungewöhnlich, dass nicht nur der Weg das Ziel war, sondern neben der sportlichen Betätigung auch Informatives und Wissenswertes einbezogen wurde, wobei das leibliche Wohl und das Stärke antrinken nicht fehlen sollte. Bereits unterwegs auf dem Rad- und Landwirtschaftsweg von Simmershausen nach Gleichamberg erinnerte er mit Fotos an so manche Touren und verwies auf frühere regionale Gegebenheiten wie z.B. auf die Bahn, die das Basaltgestein vom Gleichamberger Brecherwerk zur ehemaligen Teermischanlage nach Simmershausen transportierte. So verging die Zeit und nach knapp einer Stunde fanden sich die Wanderfreunde in den Räumen der Firma „Heym Jagdgewehr-Manufaktur GmbH“ wieder (neue Firmenbezeichnung seit Dezember 2022).

Hier wurden sie von Thomas Schmidt, Abteilungsleiter für Serienwaffen, begrüßt, der die Firmengeschichte in knappen Zügen Revue passieren ließ. So erfuhren die Wanderung-Teilnehmer, dass die Firma 1865 von Friedrich Wilhelm Heym in Suhl gegründet wurde und sich im Laufe der Jahrzehnte einen Namen machte. Bereits 1891erlangte sie ein Patent auf den ersten hahnlosen Drilling. Nach dem 2. Weltkrieg war die Produktion von Waffen verboten und die Firma verlegte ihren Sitz nach Ostheim/ Bayern. In den 1950er Jahren durfte wieder produziert werden, so Thomas Schmidt. Das Unternehmen wuchs, verlagerte seinen Sitz nach Münnerstadt und blieb dort bis 1996. Seit 1996 werden in Gleichamberg wieder Jagdwaffen produziert, von der Repetierbüchse über die Doppelbüchse bis zum Driling.

In anschließenden Rundgang konnten die Besucher den Herstellungsgang einer Jagdwaffe von der Anlieferung des Stahl über sämtliche Fertigungsgänge, von der Laufherstellung (Dreherei, Fräserei, Rohrmacherei, Handschleiferei usw.) über die Schäfterei oder dem Holz- und Patronenlager bis zur kompletten Waffe nachvollziehen. Den Erklärungen des Abteilungsleiters und einzelnen Angestellten folgten viele interessierende Fragen zu Einzelheiten, zu denen auch die Preisgestaltung gehörte, die von einer vierstelligen bis zu einer hohen fünfstelligen Zahl reichte. Schließlich konnte jede(r) im Ausstellungsraum die verschiedenen Waffen einmal in die Hand nehmen und sich als Jäger fühlen.

Ein Streifzug durch Gleichamberg mit seinen Fachwerkhäusern und der imposanten Kirchenmauer ging es schließlich in die „Maschine“ (Gaststätte am Gleichberg). Zur Stärkung gab es nicht nur Dingslebener Bier, sondern auch ein typisches Gleichamberger Gericht, die „Krautklöß“. Zubereitet wurde es von Sonja Franz, Tochter des 97-jährigen Gastwirtes Armin Schmidt (Älteren bekannt als der Maschine-Wirt). Das Ausschenken überlässt Armin aber lieber Sohn Gerd oder Schwiegersohn Thomas Franz. Schließlich gab es für die Wanderfreunde noch einen sehr erfreulichen Anlass. Am „Wandern für den guten Zweck“ beteiligte sich auch die „Eschenbach Bau- und Garten-Center GmbH & Co. KG“ (Hagebaumarkt) Hildburghausen. Auf Anfrage beim Hagebaumarkt fand Frank Martin Gehör und konnte in dessen Namen an Thomas Franz von der „Gleichbarchrotte“ einen Scheck von 200 Euro überreichen. Da sich die „Gleichbarchrotte“ selbstlos und ehrenamtlich um die Beschilderung, Wanderwege, Ruhebänke und Aussichtspunkte im Gebiet des Großen Gleichberges (Naturschutzgebiet) kümmert, soll das Geld eine finanzielle Hilfe sein. Überrascht und hocherfreut nahm Thomas Franz dankend diese Spende entgegen.

Nach dem Besuch in der „Maschine“ ging die Wanderung weiter am Stausee Buchenhof vorbei nach Roth zur „Preußenscheune“ und weiter nach Simmershausen. Dort gab es ein wärmendes Getränk beim Weihnachtsbaum verbrennen, bevor es zurück in das DGH nach Gleicherwiesen ging. Dort warteten Mitglieder des Heimatvereins mit einer weiteren Stärkung auf die Wanderfreunde, denn mittlerweile neigte sich ein langer Wandertag dem Ende zu. Natürlich nicht ohne eine Auswertung eines ereignisreichen Tages, das dem Wandermotto voll gerecht wurde. So übergaben die Wanderfreunde dem Heimatverein Gleicherwiesen 50 Euro. Doch das war es noch nicht. Denn für die vom Wohnungsbrand in Westenfeld betroffene Familie Blaufuß kamen 140 Euro zusammen. Das sei zwar nur der sogenannte „Tropfen auf dem heißen Stein“, meinte Frank Martin, doch es soll der Familie zeigen, dass auch anderen Ortes an die Familie gedacht werde.

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Gleicherwieser Wanderfreunde unterwegs nach Gleichamberg
Abteilungsleiter Thomas Schmidt führt durch den Betrieb und erklärt Fertigungsschritte
Bei allen Arbeitsgängen kommt es auf Feinheiten und größte Genauigkeit an
Im Ausstellungsraum können alle Arten von Jagdgewehren unter die Lupe genommen werden.
In der Maschine: Frank Martin (links) überreicht Thomas Franz einen Hagebaumarkt-Scheck.