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Roth – Restaurierte Kirchenfassade eingeweiht

Erstellt von Kurt Lautensack | | Roth

Nach mehrjähriger Restaurierung wurde mit Corona-Zeitverzug die St. Marien-Kirche in Roth mit einem Festgottesdienst zum Erntedankfest eingeweiht.

Roth – Nachdem die Glocken der Marienkirche verklungen waren, leiteten die Traditionsbläser von Hildburghausen den Festgottesdienst musikalisch vor dem Kirchenportal ein. Dabei schien der Schönwetter-Gruß mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen als Dank von „ganz oben“ zu kommen. Denn um die Schönheit der Fassade auf alle Besucher wirken zu lassen, fand der erste Teil des Festgottesdienstes vor der Kirche statt.

Für Pfarrerin Christine Buchholz gab es mit dem Gottesdienst in zweifacher Hinsicht Grund zur Freude und des Dankes, zum einen für die großartig gelungene Fassadenrestaurierung der Marienkirche und zugleich für den reich gedeckten Tisch zum Erntedankfest. Herzlich begrüßen konnte die Pastorin auch im Namen des Gemeindekirchenrates den Regionalbischof Tobias Schüfer als hohen kirchlichen Vertreter. Auch er dankte für die erbrachten Leistungen bei der Restaurierung und ließ Gottes Worte aus dem Evangelium folgen. Ihr habt das Wort Gottes gehört, wandte er sich an die Kirchenbesucher und segnete die Kirche mit dem Weihe-Worten: „So sei diese Kirche dem Lob Gottes geweiht“.

Unter weiteren Glockenläuten betraten die Besucher das Kircheninnere, um den Festgottesdienst fortzusetzen, der dann vom Rother Liedermacher Tilo Schäfer (mit seinem Partner Björn Sauer bekannt unter „Kalter Kaffee) und der Organistin Anita Hofmann begleitet wurde. Mitgestaltet wurde diese Feier auch von Kindern aus Roth, die am Ende der Erntezeit Gott für die Erntegaben, für die Früchte, für Gemüse und Getreide dankten. Bei diesem Erntedankfest, das wohl eines der ältesten Feste der Menschheit ist, wurde aber auch daran erinnert, dass es keineswegs eine Selbstverständlichkeit sei, dass wir angesichts des immer noch großen Hungers in der Welt einen so reich gedeckten Erntetisch haben.

Auf diese Tatsache verwies Regionalbischof Tobias Schüfer auch in seiner Festpredigt, in dem er dazu aufforderte, mit „veränderten Blick auf das zu schauen, was da ist“. „Bis auf den heutigen Tag kann Jesus den Hunger und die Not nicht ersehen“ sagte der Bischof, deshalb habe sich Jesus an seine Jünger gewandt, die nur „leere Körbe“ sahen und resigniert fragten, woher sie nur das Brot nehmen sollten. Jesus aber habe sie gelehrt, nicht auf den Mangel zu schauen, auf das was nicht da ist, sondern auf das zu gucken, was da ist. Nehmt es und verteilt es gleichmäßig, habe er seinen Jüngern gesagt. Mit diesem Gleichnis zog er Parallelen zur heutigen Zeit und zur Situation in der Welt, aber auch zu den Leistungen der Rother Einwohner bei der Restaurierung ihrer Kirche.

Ihnen sei dieser veränderte Blick „auf das, was da ist“ gelungen. Sie hätten nicht nur den Mangel an Geld gesehen und gefragt, was sie mit „leeren Körben“ machen sollen, sondern haben erst einmal genommen, was da ist. „Es gehört schon eine gehörige Portion Gottvertrauen dazu“, sagte der Bischof, um in einer solchen Situation die Restaurierung zu beginnen, natürlich auch mit vielfältiger Unterstützung. Was in den fünf Jahren daraus geworden ist, sei nun für jeden deutlich sichtbar. Diesen veränderten Blick mahnte er auch in der aktuellen Situation an. Zum Erntedankfest und zum zu einem solchen Tag wie der deutschen Einheit, „fällt uns gar nicht auf, was Hunger ist“, meinte der Bischof, doch gerade das dürfe man nicht vergessen.

Pfarrerin Christine erinnerte in einem kurzen Rückblick nochmals an das Geschaffene. Begonnen habe die Planung 2016 und 2017 sei mit der Gründung an der West- und Nordseite begonnen worden. Diesen Gründungsarbeiten erfolgten weiteren Arbeiten, besonders auch am Portal der Westfront, die 2018 abgeschlossen worden sein. Von den insgesamt 300 000 Euro entfielen rund 185 000 Euro auf den II. Bauabschnitt, der Südseite (Freies Wort berichtete bereits im Mai ausführlich über die Bauarbeiten). Das Ergebnis dieser aufwändigen Fassadenrestaurierung führte die Pfarrerin auf eine langjährige gute Zusammenarbeit mit Architekt Frank Schneider aus Gompertshausen, dem Restaurator Rolf Möller aus Dillstädt. Rolf Möller, der nach dem Gottesdienst noch gerne Auskunft zu Einzelheiten gab.

So war es gelungen, nicht nur eine alte Terrakottafarben wieder herauszufiltern, sondern und unter Putzschichten eine verborgene Sonnenuhr zu entdecken, die die Südfassade wieder ziert. Ein besonderer Dank galt auch den Gemeindekirchenrat sowie allen beteiligten Firmen. Mit einem besonderen Bild dankte Kirchenrätin Brita Sommer Thomas Kühner für seine enorme Einsatzbereitschaft während der Bauarbeiten. In einem Einlegeblatt zum Programm des Festgottesdienst wurde nochmals das Baugeschehen im Bild nachvollzogen, zu dessen Finanzierung, Mitteln des Landesamtes für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalbehörde, des Landeskirchenamtes Meiningen, Lottomittel, Spenden und Eigenmitteln der Kirchgemeinde beigetragen haben.

Zu den Gästen des Festgottesdienstes gehörte auch Bürgermeister Heiko Bartholomäus, der die Leistungen bei der Restaurierung würdigte. Doch die Kirche sei schon immer Mittelpunkt in den Dörfern gewesen, weil sie einfach auch zum Ort gehöre. Deshalb sei ihre Erhaltung wichtig. Gerade in Zeiten schrumpfender Mitglieder in den Kirchgemeinden, gehöre „Willenskraft und Engagement dazu, um solche Projekte umzusetzen. Wie schon zu Beginn des Gottesdienstes ließen die Bläser aus Hildburghausen wiederum vor der Kirche die festliche Stunde ausklingen.

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