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Mit den 12 Nächten ins neue Jahr

Erstellt von Kurt Lautensack | | RömhildGlücksburg

Das Museum Schloss Glücksburg kann auf eine interessante und vielseitige Veranstaltungsreihe im Jahr 2019 zurückblicken.

Römhild – Gekrönt wurde der Jahresabschluss am Sonntag vor Silvester mit einem sehr unterhaltsamen literarischen Nachmittag mit Vortrag und Musik im Festsaal der Glücksburg und der Ausstellungshalle. Dabei sei es längst zu einem gewohnten Bild geworden, dass bei den Museumsveranstaltungen im Festsaal kein einziger Stuhl frei bleibe, freute sich Museumsleiterin Kerstin Schneider bei der Begrüßung der Gäste und Akteure. Für eine gelungene Mischung aus Musik, Gesang und einem Vortrag zu Traditionen im Grabfeld, sorgten der Milzer Männerchor unter der Leitung von Rudi Frank, das Trio Grazioso mit Doris Hochstrate (Gesang und Flöte), Tochter Theresa Wölkner (Harfe, Gitarre, Flöte) Johanna Juch (Klavier) und Reinhold Albert aus Sternberg, Kreisheimatpfleger im Rhön-Grabfeld-Kreis. Außerdem bot sich eine letzte Gelegenheit, die künstlerischen Arbeiten des Milzer Bildhauers Dieter Robert Frank in der Sonderausstellung zu bewundern.

Mit dem wohlklingenden „Milz, meine Heimat“, eine Hommage an den Ort im wunderschönen Grabfeld, getextet und komponiert von Rudi Frank, eröffnete der Männerchor den Nachmittag im Festsaal. Passend zu den Worten von Kerstin Schneider über „die besondere Zeit zwischen den Jahren“, die doch für jeden ein wenig besinnlich sein sollte, stimmte auch der Chor mit seinem Lied zu, als er sang „Jahre kommen und Jahre gehen, Zeit ist ein Geschenk“. Auch das Trio Grazioso stimmte mit ein, als sie mit „Amazing grace“ von einem schönen Tag sangen und spielten. Eingesprungen für ein erkranktes Mitglied, erlebten die Zuhörer eine kleine Premiere durch Theresa Wölkner mit ihrer keltischen Harfe, eine besondere handgeschnitzte Harfe aus der Rhön. Beim irischen Volkslied „Zehntausend Meilen“ ließ sie ihre Harfe erklingen. Immer ein paar erklärende und heitere Worte auf den Lippen und einem weiteren Lied, wurde zum zweiten Teil des Nachmittags übergeleitet.

Weit über das fränkisch-thüringische Grabfeld hinaus bekannt ist Kreisheimatpfleger Reinhold Albert. Seinen Vortrag mit Power-Point-Präsentation hatte er überschrieben mit „Die Zwölf Heiligen Nächte“, in denen wir uns gerade befinden. Doch bevor er auf so manches überliefertes Brauchtum dieser 11 Tage und 12 Nächte einging, gab es einige andere interessante Informationen aus der Zeit zwischen dem 1. Advent und dem „Überschten“ (6. Januar). So habe es eine erste Krippe bereits im 13. Jahrhundert gegeben, so Albert, während vom „Christbaum“ bereits Goethe gesprochen bzw. geschrieben habe. Dass die Lauschaer Christbaumkugel selbst zur DDR-Zeit „im Westen“ in Ehren gehalten worden waren, wusste er aus seiner eigenen Familie zu erzählen.

Die ersten Kerzen hätten den Christbaum um 1840 erstmals geziert, habe erbei seinen Recherchen herausgefunden, während später die elektrische Beleuchtung und das Lametta aufgekommen sei. Und der erste Straßenweihnachtsbaum sei 1924 in Weimar aufgestellt worden. Dass im Christentum das Weihnachtsfest seinen Ursprung am 6. Januar hatte und der Nikolaus am 6. Dezember einst die Geschenke brachte, war sicherlich auc nicht jedem bekannt. Nach der Reformation habe er dann dem Christkind weichen müssen. Als Beispiel für die Erhaltung dieser Tradition nannte er Rieth, wo es die Geschenke noch am 2. Advent geben würde, da dieser Tag nahe am Nikolaustag liegt.

Interessantes und allerlei zum Schmunzeln gab es zum Brauchtum der zwölf Nächte zu hören. So durfte während der zwölf Nächte keine große Wäsche gewaschen werden, wurde das Essen von Hülsenfrüchte vermieden oder war ein offenes Grab kein gutes Zeichen. Bekannt bis heute ist auch das Aufstellen von 12 Zwiebelschalen, die mit wenig Salz gefüllt werden und aus denen das Wetter der kommenden 12 Monate angedeutet wurde. In Sachen Liebe habe es geheißen: „Gackert der Hahn, kommste bald ran, gackert die Henne, wer weeß wenn“. Dabei konnte er sich der Lacher sicher sein.

Demgegenüber sei es aber auch eine Zeit der bäuerlichen Arbeit gewesen, in der geschlachtet, Bier gebraut und Schnaps gebrannt wurde und sich bis heute erhalten habe, bezogen auf einen bestimmten Zeitabschnitt. Von vielen anderen Traditionen und gelebtes Brauchtum war die Rede. So seien die Lehrer, „sie waren „arme Schlucker“, beschenkt worden, gab es die „Hollefrauen“ (heute noch in Schnett), die Dödlestage (Patentage) oder das „Glücksbrot“, eine Brauch, denen es noch vor wenigen Jahren in Irmelshausen gegeben habe. Natürlich fehlte auch nicht das Stärkeantrinken am „Überschten oder Öberschten“. Vieles Gesagte beiderseits der Landesgrenze hatte Reinhold Albert mit teils lustigen Fotos und Episoden aus den Orten des Grabfeldes unterlegt, von Gleichamberg oder Hindfeld bis Rothausen oder Hendungen. Nach weiteren Liedern von Grazioso, wie „Tausend Sterne sind ein Dom“ oder „Von guten Mächten“ ging es in die mittlerweile traditionelle Kaffeepause.

Zuvor aber dankte Bürgermeister Heiko Bartholomäus Dieter Robert Frank für seine künstlerisch sehr wertvolle Sonderausstellung, seiner Frau Regina für ihr engagiertes Mitwirken, seinen Museumsmitarbeitern Kerstin Schneider und Hella Licht für die Arbeit des Jahres sowie Bärbel Freund für die aktive Unterstützung, dem Trio und dem Chor. Nach der Eröffnung im Festsaal setzte der Männerchor Milz dann in der Ausstellungshalle einen klangvollen Schlusspunkt mit der wunderschönen „Bergheimat“, dem Heimatlied (Wo auf des Tales schmalen Weg) und dem „Weihnachtsstern“.

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