Zum Hauptinhalt springen

Marienkirche erstrahlt wie Phönix aus der Asche

Erstellt von Kurt Lautensack | | Roth

Nach mehrjähriger Restaurierung zeigt sich die Kirche in Roth in einem farbenfrohen neuen Gewand mit wiederentdeckten Einzelheiten

Roth – Am Sonntag, 24. Mai, sollten die Glocken die Einwohner von Roth und ihre Gäste zur Einweihungsfeier der wiedererstrahlten Marienkirche einladen. Läuten könnten die Glocken schon, doch durch die momentanen Kontaktbeschränkungen muss der feierliche Gottesdienst leider verschoben werden. „Alles war schon zwischen Pastorin Christine Buchholz und dem Gemeindekirchenrat (GKR) abgesprochen, Einladungen waren schon geschrieben und sogar der erst im November 2019 neu gewählte Südthüringer Regionalbischof Tobias Schüfer hatte sein Kommen zugesagt“, erklärte GKR Brita Sommer. Doch aufgeschoben bedeute ja nicht aufgehoben, so Thomas Kühner, Vorsitzender des GKR, deshalb werde in Absprache mit der Pastorin der Festgottesdienst zum Erntedankfest nachgeholt.

Doch um ihre Freude über die großartig gelungene Restaurierung der Marienkirche auszudrücken, wollten die Mitglieder des Gemeindekirchenrates und die an der Restaurierung Beteiligten bis dahin nicht warten. Deshalb suchten Brita Sommer und Thomas Kühner das Gespräch mit Freies Wort und dem Wochenspiegel, um nicht nur auf das Ergebnis der Restaurierung zu verweisen, sondern auch auf die Bauabschnitte und der wiederentdeckten Raritäten. Betrachtet man die dargestellte Bilddokumentation in der Kirche, dann wird deutlich, welche Schäden zu Tage getreten waren und welcher Aufwand betrieben werden musste. Das Ergebnis führen beide auch auf eine langjährige gute Zusammenarbeit mit Architekt Frank Schneider aus Gompertshausen, dem Restaurator Rolf Möller aus Dillstädt und ihrer Pfarrerin zurück.

Rolf Möller betreue die immer wieder anfallenden Restaurierungsarbeiten in und an der Kirche schon seit Ende der 1980er Jahre und Frank Schneider begleite die verschiedenen Bauarbeiten ebenfalls schon seit Beginn der 1990er Jahre. Der 1. Bauabschnitt einer umfangreichen Außensanierung und Restaurierung habe bereits 2012 begonnen, so Frank Schneider zur Erläuterung des Baugeschehens. Nach der statischen Sicherung des Westgiebels und der Erneuerung des Fundaments sei die alte Holzverschalung beseitigt worden, unter dieser ein Stück Kirchenbaugeschichte sichtbar wurde. So wurde hinter einer verschlossenen Fensteröffnung ein historisches Bleiglasfenster von 1588 entdeckt, das gegenwärtig in der Kirche aufbewahrt wird.

Außerdem konnte nachvollzogen werden, dass an der Westseite einst ein Treppenaufgang zur Empore führte, was am Mauerwerk sichtbar geworden sei, so Schneider. Vorhandene Natursteinprofile wurden durch den Restaurator erneuert und wieder eingesetzt, ebenso die Tür im Westportal restauriert. Die Kosten für die gesamte Westseite betrugen nach den Angaben des Architekten 114000 Euro. Der 2. Bauabschnitt umfasste vor allen die Arbeiten an der Nordfassade des Kirchenschiffes. Bis über den Sockel, so Schneider, sei alles mit Erde aufgefüllt gewesen, so dass dieser erst durch das Abtragen des Erdreiches zum Vorschein kam. Nach der Erneuerung wurde er mit einer Ziegelschicht geschützt. Zuvor aber wurde im Erdreich eine Dränage verlegt, so dass nun auch der Innenbereich trocken bleibt.

Im 3. und vorerst letzten Bauabschnitt fand eine “umfassende Natursteinerneuerung an der West- und Nordseite statt sowie eine komplette Sanierung der Südfassade. Dabei sei es dem Restaurator Möller gelungen, erklärte Brita Sommer, den alten Putz zu entdecken, der mit Tierhaaren vermischt worden sei und damit eine bessere Haltbarkeit erreicht wurde. Und es sei ihm gelungen, die ursprüngliche Farbgebung wieder herauszufiltern, so dass die Terrakottafarben wieder an Türen und Fenstern erstrahlen. Aber das absolute Highlight, sind sich Gemeindekirchenräte, Restaurator und Architekt ein, war die Entdeckung der Sonnenuhr unter all den Putzschichten, sogar mit gut erhaltenen Zahlen. Nach der Restaurierung und dem erst kürzlich gerichteten Stab zeigt sie die Zeit zwischen 6.00 und 18.00 Uhr an. Was das gesamte Ansehen der Kirche und ihre Farbgebung betreffe, so präsentiere sie sich nach Meinung der Rother nach der Restaurierung wie „Phönix aus der Asche“. Die Restaurierung des Eingangsportals soll noch erfolgen.

Die Gesamtkosten der Sanierung betrugen nach Angaben von Frank Schneider, der für die gesamte Bauleitung verantwortlich zeichnete, genau 300 000 Euro. Sie setzen sich aus Fördermitteln, Mitteln der Denkmalbehörde, des Landeskirchenamtes Meiningen, Spenden und Eigenmitteln der Kirchgemeinde zusammen. Dabei betonte er, dass alle auszuführenden Arbeiten durchweg von Thüringer, oft sogar von regionalen Firmen ausgeführt worden seien. In diesem Zusammenhang sprach er von einer guten Kooperation mit den Baufirmen und einem Team vor Ort, wie man es selten erlebt. Damit meinte der Architekt im gesamten Zeitraum von 2012 bis 2019 die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Gemeindekirchenrat, der Pfarrerin Buchholz, der Stadt Römhild mit dem damaligen Bürgermeister Günther Köhler, dem Restaurator und den zuständigen Behörden und Ämtern. Lobende Worte gab es von Brita Sommer auch für Thomas Kühner, der, wie sie sagte, „fast täglich während der Bautätigkeit dabei war“.

Angemerkt wurde noch, dass es hier nur um das Kirchenschiff ging, nicht um den Turm, der eine eigene Geschichte habe. So befinde sich unter der Holzverkleidung noch ein Fachwerk, das auf einen Turmumbau in den Jahren 1542/43 zurückgehe. Bei der Kirchturmsanierung 1994 sei das Fachwerk wiederum mit einer Holzverschalung geschützt worden. Doch für eine erneute Sanierung des Fachwerkes reichen im Moment nicht die Eigenmittel, so Thomas Kühner, da müsse erst wieder angespart werden. Aber irgendwann werde sich auch der Kirchturm dem sanierten Kirchenschiff anpassen.

Zurück