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Lebenstürme für das Grabfeld – ein Naturschutzprojekt

Erstellt von Kurt Lautensack | | Haina

Betriebsamkeit herrschte kürzlich (14.07.) im Flurteil Eiserich, nördlich der Ortslage Haina. Der Grund war ein neues Naturschutzprojekt der Steinsburgfreunde.

Haina – Die Gemeinde der Steinsburgfreunde engagieren sich schon seit mehr als 25 Jahren in einer Vielzahl von Projekten zum Natur- und Umweltschutz ganz konkret vor unserer Haustür und in der Umgebung. Die breite Palette der Aktivitäten reicht von der Pflege und Erhaltung der Steinsburg mit all ihren Facetten über den Erhalt von bedrohten Lebensräumen und Arten (Grünes Band, Steinkauz, Braunkehlchen, Hirschkäferwiege) bis zum praktischen Umweltschutz wie er beispielsweise am Eiserich praktiziert wird. Dabei gelingt es Horst Worliczek und seinem Vorstand auch immer wieder, andere Vereinigungen bzw. Gruppen mit ins Boot zu holen, ob es der Landschaftspflegeverband „Thüringer Grabfeld“ incl. Natura-Station 2000 Römhild ist, mit dem gut zusammengearbeitet wird, die BUND-Ortsgruppe Römhild, Vereine oder andere engagierte Naturfreunde.

Genau vor einem Jahr fand hier ein Aktionstag zum Projekt „Erweiterung und Verbesserung des Trockenhabitats Eiserich“ (Rekultivierung, Pflege Magerrasen, Landwehr) statt, erklärte Horst Worliczek den Anwesenden, die sich auch bei dem neuen Projekt „Lebenstürme für das Grabfeld“ einbringen wollen. Da das Interesse an der Mitarbeit am Projekt und damit am Naturschutz in unserer Region wirklich groß ist, wurde zur Koordinierung der verschiedenen Arbeiten eine Arbeitsgruppe gebildet. Ihr gehören an: Ivonne Graf, Roland Kalkmann, Dieter Seeber, Horst Worliczek (Römhild) und Keramikerin Simone Graßmann aus Sülzdorf.

Was sind eigentlich Lebenstürme

Am Mittwoch nun startete am Eiserich das Projekt Lebenstürme, das nicht nur viele helfende Hände brauchte, sondern auch Technik, sowohl für die Pflege der Fläche am Eiserich, die gerade paradiesisch ist für Kleintiere und die Insektenwelt, als auch beim Aufstellen eines ersten Lebensturmes. Dabei wird die Magerrasenfläche am Eiserich nur zum Teil gemäht, so dass auf der gemähten Fläche den Vögeln die Suche nach Kleingetier erleichtert wird und sich Schmetterlinge, Wildbienen und Insekten in der Gräservielfalt tummeln können. So war der Umgang mit der Sense ebenso gefragt wie der Traktor mit Mähwerk, der Benzin betriebene Erdbohrer ebenso wie das Stromaggregat und die Schleifhexe. Denn auch die Aufstellung eines solchen Lebensturm erfolgt nicht im Handumdrehen.

Doch wodurch unterscheidet sie nun ein Lebensturm von einem Insektenhotel? Wie es der Name bereits andeutet, ist er wesentlich höher, dreidimensional und bietet vom Boden bis zum Dach nicht nur der Insektenvielfalt, sondern auch vielen anderen Tierarten, z.B. Reptilien, Schnecken, Kleinsäuger und Co. ein Zuhause. Dabei kann und soll das Grundgerüst und sein Innenleben vielgestaltig sein, wobei kein Turm dem anderen gleichen muss. Hier sei durchaus Kreativität gefragt, erklärte Worliczek den Anwesenden und Mitwirkenden am Eiserich. Natürlich seien gewisse Fachkenntnisse gefragt, was den Standort und seine Umgebung oder den inhaltlichen Aufbau des Turmes betreffe. Doch da hat Horst Worliczek, ehemaliger Fachlehrer für Biologie, mit Susanne Schuchardt (LPV) und den ambitionierten Naturfreund Norbert „Keule“ Wirsching Kenner der Materie an seiner Seite.

Den Anstoß für das Projekt, erklärte Worliczek, habe eine Fernsehsendung gegeben, in der ein solches Projekt von Naturfreunden an der Mosel vorgestellt wurde. Über Internet und Telefon fand er jene Leute, die aktiv etwas für den Naturschutz tun wollen. Es wurden Meinungen ausgetauscht, Tipps zum Bauen und Aufstellen und zu Fördermöglichkeiten gegeben. Gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband wurden Überlegungen zur Finanzierung solcher Türme angestellt. Schließlich wurde eine Möglichkeit zur Förderung gefunden und die Mittel für das notwendige Holzgerüst sollten für vier Türme zunächst ausreichen. Doch die Holzpreise seien in die Höhe geschossen, so dass das Geld nur noch für Material von zwei Türmen reichte. Zum Glück gibt es Betriebe und Unternehmen, denen der Naturschutz nicht gleichgültig ist und so fertigte die „Eliog“ GmbH Römhild ein Gestell aus Rohrmaterial und sicherte damit, dass vorerst drei solcher Lebenstürme im Laufe der nächsten Zeit aufgestellt werden können.

Premiere am Eiserich

So gab es am Mittwoch mit der Aufstellung des Lebensturmes den Startschuss für das genannte Projekt. Bei einem solchen 3 bis 4 m hohen Turmes muss natürlich eine hohe Standfestigkeit gegeben sein, so dass die Füße fest einbetoniert wurden, so dass Dieter Seebers Traktortechnik gefragt war. Welchen Tierarten in den verschiedenen Stockwerken jeweils Unterschlupf gewährt wird, hängt von den natürlichen Gegebenheiten ab. Die Befüllung wird durch unter den Beteiligten noch abgestimmt, so dass sich Naturfreunde jeweils ein Stockwerk vornehmen, ob für den Igel am Boden, für Eidechsen und andere Kriechtiere bis die Mitte vorbehalten und für Insekten das obere Stockwerk einschließlich Dach. Auf seiner Suche nach Unterstützung stieß Horst Worliczek bei Florian Kirfel (Schloss Bedheim) und bei Sibylle Fender-Tschenisch (Landfrauen Westenfeld) auf reges Interesse. Dort soll dann auch Lebensturm Nummer 2 und Nummer drei aufgestellt werden. Vorstellbar seien für die Zukunft auch ein solcher Turm in Zusammenarbeit mit der Herzog Bernhard-RS und dem Therapie-Zentrum Römhild.

Nach ihrer Fertigstellung sollen sie zum Beobachten einladen, Jung und Alt und somit Generationen zusammen- und an den Natur- und Artenschutz heranführen. Da sie verschiedenen Arten Unterschlupf und Wohnraum bieten, sollen die Lebenstürme und deren Umgebung ein Zeichen für unsere biologische Vielfalt in der heimatlichen Fauna und Flora setzen.

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