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Kirche braucht Raum, braucht Höhe, Weite und Tiefe

Erstellt von Kurt Lautensack | | Römhild

Mit einem Festgottesdienst war dritten Sonntag im Oktober an das 550-jährige Bestehen der Stiftskirche in ihrer heutigen Form erinnert, deren Umbau und Vergrößerung 1470 abgeschlossen war.

Römhild – Die spätgotische Hallenkirche mit ihrer barocken Ausstattung, besonders mit ihrem beeindruckenden barocken Hochaltar und ihrer Orgel sowie ihrem weithin sichtbaren Turm bietet Innen und Außen eine glanzvolle Erscheinung. Diesen Eindruck verstärkten das Römhilder Bläserduo Claudia Bari (Trompete, Gesang) und Uwe Hofmann (Posaune) sowie Sven Rußwurm aus Milz (Orgel), deren Klänge im weiten Raum der dreischiffigen Stiftskirche mit ihrer großartigen Akustik wiedergegeben wurden. Mitgestaltet wurde der Festgottesdienst zudem vom Mitglied der Kirchgemeinde Steffen Sommer.

Zur Bewahrung und zum Schutz dieses großartigen Kirchengebäudes stellte Oberpfarrer Thomas Perlick an den Anfang des Festgottesdienstes: „Herr, lass deine Augen offen stehen über dieses Haus, Tag und Nacht“. Das mag wohl in der Geschichte der Stiftskirche schon immer so gewesen sein, denn sie hat die Jahrhunderte verhältnismäßig gut überstanden. Natürlich reicht die Geschichte der heutigen Stiftskirche weiter als 550 Jahre zurück, wie es aus den historischen Daten zu entnehmen ist. Während die Gründung der Stadt Römhild auf die Zeit um 1300 verweist, geht eine Ersterwähnung der Marienkirche auf das Jahr 1341 zurück. Ein wichtiges Jahr in der Geschichte der Kirche war dabei das Jahr 1450, als das Collegiatstift vom Henneberger Grafen Georg I. und seiner Frau Johannetta gegründet und gleichzeitig 12 Stiftsherren berufen wurden.

Thomas Perlick zitierte dazu aus dem Original der Gründungsurkunde: „Anno Domini 1450, welches ein Jubeljahr gewesen ist, zur Zeit der göttlichen Vorsehung des Papstes Nicolaus V. und des Kaisers der Römer, Friedrich III, des Würzburger Bischofs Gottfrieds, Schenk von Limburg, Goergs, des Grafen und Herrn zu Henneberg und seiner Gattin Johannetta von Nassau als Gründern, des Professors der heiligen Theologie Johannes Weiker als ersten Dechanten, ist dieses Stift und sein Bau begonnen zu Ehren der ruhmvollen Jungfrau Maria und Johannes des Täufers gewidmet“. Der Umbau und die Vergrößerung der Stiftskirche wurde 1470 beendet und ist seit dieser Zeit auch als Stiftskirche bekannt.

Auch wenn die Kirche über die Jahrhunderte hinweg eine glanzvolle Erscheinung geblieben sei, so bedarf es doch im Laufe der Zeit eine Sanierung der Bausubstanz und einer Restaurierung, so der Pfarrer. Die letzte große Restaurierung im Inneren der Kirche sei 1965 erfolgt, wobei auch die farbige Gestaltung rekonstruiert worden sei. Und die Witterung habe natürlich beim äußeren Erscheinungsbild ihren Tribut gefordert und so sei vor Jahren mit der Turm- und Teilrestaurierung begonnen worden. Doch „wozu brauchen wir eine so große Kirche“, fragte Tomas Perlick in seiner Festpredigt, wo doch die meiste Zeit im Jahr 30 Stühle reichen würden. Wozu also ein so riesiges Gebäude, „sollte man das Geld nicht woanders einsetzen“, könne man sich durchaus fragen. Dabei verhehlte er nicht, dass die Turmsanierung insgesamt 400 000 Euro gekostet habe und weitere 170 000 Euro in die weitere Sanierung und Restaurierung geflossen seien. Es stelle sich auch immer wieder die Frage, wie man so riesige Gebäude erhalten soll.

„Doch Kirchen brauchen die Größe, sie brauchen die Höhe, Weite und Tiefe. Kirchen sind erhaben und führen uns weit hinauf“, gab Pfarrer Perlick Antwort auf die Fragen. Kirchen würden immer großzügig gebaut, nicht vernünftig und auch nicht funktional, das treffe für Geschäfte, Wohnhäuser und Produktionshallen zu. Kirchen seien die Verbindung zur Nähe Gottes. „Für mich ist die Kirche gut, so wie sie ist. Ich mag es von allem ein bisschen groß“, gesteht Thomas Perlick. Kirchen seien für den Menschen gebaut, denn Gott brauche sie nicht, er sei da wenn wir beten, wenn wir eine Kirche betreten.

Kirche brauche großen Raum, beim Predigen und beim Singen, sie erlaube eine großartige Akustik, bei der „jeder Klang seinen eigenen Gott“ habe. Wie zur Bestätigung des bereits Gesagtem erfüllten die musikalisch Mitwirkenden noch einmal mit ihren Klängen das weite Rund der Hallenkirche mit ihrem hohen Kirchenschiff. Ein letzter Blick von außen auf die verschiedenen Portale mag die Erkenntnis vom Festgottesdienst bestärken.

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