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Heimatverein mischte das dörfliche Leben auf

Erstellt von Kurt Lautensack |

Der „Heimatverein Mendhausen-Mönchshof e.V.“ blickt in diesem Jahr auf seine 20.jährige Vereinsgeschichte zurück. Zeit für einen Blick in die Chronik.

Mendhausen – Zehn Jahre Grenzöffnung waren bereits ins Land gegangen und die Euphorie im wieder vereinten Deutschland wich einem ernüchternden Sachverstand, was das öffentliche Leben im Ort betraf. „Wenn wir in unserem Ort erhalten wollen was uns lieb und wert ist, dann müssen wir es selbst in die Hand nehmen“, zu dieser Erkenntnis sei eine Gruppe von Frauen und Männer gekommen, denen das gesamte dörfliche Geschehen am Herzen lag, erinnert sich Bärbel Freund an die Zeit vor mehr als 20 Jahren.

Es gab natürlich einen aktiven Sportverein, den „SV Mendhausen 1911“ der neben den sportlichen Aktivitäten auch bei anderen Veranstaltungen mitwirkte und beispielsweise die Kirmesgesellschaft und die „Elfen“ unterstützte. Denn auch die „Elfen“, eine Schar jüngerer Frauen aus dem „Spältlich-Gucker-Ort, wie Mendhausen beiläufig genannt wird, starteten 1997 sehr erfolgreich in ihre erste Karnevalssaison und ließen aufhorchen. Doch es galt, soll das dörfliche Leben weiter gefördert und die Dorfgeschichte aufgearbeitet werden, eine weitere Lücke zu füllen. Auf dem Dorfplatz fand der Kirmesaufzug mit Kirmespredigt statt, mit einem Backhausgebäude, das schon bessere Zeiten erlebt hatte, in einer Heimatstube sammelten sich unzählige Utensilien und Zeugen dörflich-bäuerlicher Entwicklung und so manches Kulturgut schien in Vergessenheit zu geraten.

So trafen sich am 21.09.1999 14 Mitglieder, um den Heimatverein „Mendhausen & Mönchshof“ aus der Taufe zu heben. Bereits im Vorfeld hatten sich die Mitglieder mit den Satzungsinhalten vertraut gemacht. Dabei haben sie sich als Aufgabe der „Festigung der dörflichen Gemeinschaft, der Förderung der Heimatverbundenheit und Traditionspflege in der Gemeinde Mendhausen und Mönchshof, der Erhaltung und Erweiterung der Heimatstube“ verschrieben. Außerdem ist im Zweck ihrer Satzung formuliert, dass es ihnen um „die Sicherung der Fortschreibung der Ortsgeschichte und deren Verbreitung, um die Pflege und den Schutz des Ortsbildes und der Kulturlandschaft in unserer Flur“ geht.

In den Vorstand wurden gewählt: Bärbel Freund als Vereinsvorsitzende (bis heute), Knut Hamann (Gut Mönchshof) als Stellvertreter, als Kassenwart Leni Ilgner, Marita Erkenbrecher als Schriftführer. Die Funktion von Knut Hamann (2005 verstorben) übernahm später Otto Burski, Monika Erkenbrecher übernahm die Kassengeschäfte, Leni Ilgner war zuständig für die Museumsarbeit (Dorfmuseum) und Elke Thomas zeichnete für die Chronik verantwortlich. Das Echo auf die Vereinsgründung war großartig und schon bald zählte der Verein 23 Mitglieder (Freies Wort berichtete schon damals über die Vereinsgründung und der Autor des Beitrages begleitete den Verein durch viele Höhepunkte seines Wirkens). Aktuell hat der Heimatverein 34 Mitglieder, einschließlich des Vorstandes mit Bärbel Freund, Monika und Marita Erkenbrecher, Ursula Grün, Hartmut Krell und Silvio Kling.

„In unserer 20-jährigen Vereinsgeschichte können wir rückblickend stolz darauf sein, alle Punkte in unsere Arbeit einbezogen zu haben“, resümieren Bärbel Freund und ihre Mitstreiterin Marita Erkenbrecher beim Durchblättern der Vereinschronik. Die Vereins- und Ortsgeschichte füllt mittlerweile 10 dicke Ordner, so dass es schwierig ist, alle Aktivitäten auch nur stichwortartig zu erwähnen. Doch einige Vorhaben sollen und müssen an dieser Stelle herausgehoben werden, zu denen das Backhaus, das Dorfmuseum, der restaurierte Ziehbrunnen und natürlich auch die Abende im Mönchshof gehören. Die Familie Susanne und Knut Hamann, wieder rechtmäßig im Besitz von Gut Mönchshof, öffneten Tür und Tor für Besucher und natürlich für den Heimatverein, den sie beide aktiv mitgestalteten. „Seit der Vereinsgründung bis 2004“, so Freund, „fanden im Winter die Spinnstubenabende statt, wo nicht nur gesponnen wurde, sondern auch die Technik des Webstuhles wieder aktiviert wurde“. Ein solcher Webstuhl steht heute funktionstüchtig im Vereinsraum des Heimatvereins im Backhausgebäude. Mit dem Wegzug von Susanne Hamann blieb leider auch für die Einheimischen der Zugang zum Gut versperrt.

Als eine der ersten Maßnahme wurde der Backofen wieder aktiviert und Günter Freund und Klaus Thomas schöpften aus ihren Erfahrungen und avancierten zu den Bäckern im Dorfbackhaus sowie dem heutigen Nachfolger Silvio Kling. „Nachdem die ersten Backversuche in unserem Backhaus zur Zufriedenheit aller ausgefallen sind, laden wir alle Mendhäuser und Mönchshöfer…zum Backhausfest am 03.09.2000 ganz herzlich ein“, so stand es damals geschrieben. Zur Unterhaltung spielte der Kinder- und Jugend-Musikverein Römhild, der zwei Jahre zuvor erst gegründet worden war. Und so findet zum Vereinsjubiläum auch das 20. Backhausfest statt, nachdem das Backhausgebäude durch die Gemeinde umfassend umgestaltet wurde und 2004 mit einem zünftigen Fest neu eingeweiht wurde. Der Backofen wurde saniert, Küche und Toiletten eingerichtet und im Obergeschoss ein Vereinsraum eingerichtet. Inzwischen wurde der Fußboden mit finanzieller Unterstützung der Stadt Römhild und der Raiffeisenbank im Grabfeld neu verlegt und eine neue Heizung eingebaut.

Zeitgleich mit diesem Ereignis fand 2004 auch die Einweihung des Dorfmuseums im Dreiseithof in unmittelbarer Nachbarschaft von ehemalige Schule und Kindergarten, Kirche und Backhaus statt. Mit einem rieseigen Arbeitsaufwand wurde mit Unterstützung der Gemeinde und Einwohner und natürlich durch die Initiative des Heimatvereins ein Abriss verhindert und ein Dorfmuseum geschaffen, das heute 11 Räume umfasst. Darin wird einfach alles geboten, was dem früheren dörflichen Charakter entsprach, von der bäuerlichen Arbeitsweise über Küchen- oder Stubeneinrichtungen bis hin zum „Dorfkonsum“. Da auch das Museum von den Besuchern stets gut angenommen wurde und der Aufwand für Backhaus und Museum allmählich die Kräfte des Vereins überstieg, wird seit 2010 beides getrennt. Während das Backhausfest am ersten Sonntag im Mai stattfindet, ist das Museumsfest einen Sonntag vor dem Tag des Denkmals.

Zu einem weiteren Höhepunkt in der Vereinsgeschichte gestaltete sich der Tag des Denkmals 2008, als der rekonstruierte Ziehbrunnen im Beisein prominenter Gäste eingeweiht wurde. In mühevoller wochenlanger Arbeit wurde der Brunnen von Unrat befreit, gereinigt und neu aufgemauert, wie eine Fotodokumentation beweist. Und mit dem ersten Eimer Wasser, das aus dem Brunnen geholt wurde, wurde ein neu gepflanztes Bäumchen bewässert. Dazu wurde natürlich auch der Backofen angeschürt und das Dorfmuseum öffnete seine Türen. Die Aktivitäten des Heimatvereins könnten seitenweise weiter aufgeführt werden. Nur so viel sei noch erwähnt, In vielen Exkursionen holten sie sich Anregungen für ihre weitere Vereinsarbeit, pflegen eine gute Zusammenarbeit mit dem Sport- und Karnevalsverein sowie der Feuerwehr und betreuen seit Jahrzehnten die Blutspende-Aktionen in Mendhausen, wofür sie bereits in Suhl als Verein geehrt wurden. Die Fotos stammen aus verschiedenen Jahren zwischen 2002 und 2019.

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