Fränkischer Humor beim Mundartabend
Die Pflege der fränkischen Mundart war Ende April wieder in aller Munde, zumindest in Alsleben, Aubstadt, Gleichamberg und Sulzdorf an der Lederhecke, denn das waren die Orte der Mundartrallye.
Gleichamberg – Zum 2. Mal war der Gleichamberger Karnevalsverein (GKV) im Kulturhaus einer der vier Gastgeber einer Mundartrallye, die in puncto auftretende Mundart-Künstler kaum zu toppen war. „Alle, die net dabei warn, ham dös Best vom Freidich verpasst“, meinte Wolfgang Reichmann, der in Gleichamberg den Schlusspunkt unter einem tollen Mundartabend setzte. „Da glotzt der Fernseher in die Wohnstubn und wunnert sich, dös kenner da ist“, setzte er hinzu. In der Tat, betrachtet man sich das Fernsehprogramm vom vergangenen Freitag, dann hat wirklich nur der etwas verpasst, der nicht bei der Mundartrallye dabei war. Eifriger Verfechter der fränkischen Mundart und Akteur der Mundartrallye ist der Unterfranke Fredi Breunig aus Salz. „Dem Franken in die Seele und aufs Maul schauen“, das ist sein innerstes Anliegen, das auch den Veranstaltern am Herzen liegt. Dass solche Mundartveranstaltungen mit einer geballten Ladung Humor verbunden sind, versteht sich dabei von selbst. Und so war es manchmal auch im Kulturhaus, dass man vor lauter Lachen fast das Klatschen vergaß.
Als Moderator durch den Mundartabend in Gleichamberg führte Wilfried Schumann, Präsident des GKV und selbst mit einer humorvollen Art gesegnet. „Ab jetzt wird Mundart gebabbelt, eben frängsch“ meinte er und kündigte auch gleich die erste Runde dazu an. Gleichzeitig dankte er den Gleichberg-Musikanten, die den Abend musikalisch mitgestalteten. Sie unterhielten die Saalgäste während der Pausenzeiten zwischen den jeweiligen Auftritten, die sich durch den Ortswechsel der Künstler ergaben, mit zünftiger Blasmusik. Ebenso galt sein Dank Ina Eyring und ihrem Küchenteam, den Vereinsmitglieder, die für die Bedienung sorgten sowie dem Ehepaar Christel und Oliver Nowak von der Brauerei Schwarzbach.
Als Erste betraten schließlich Fredi Breuning und Partner Martin Wachenbrönner aus Aubstadt als „Eustach & Gotthold“ die Mundartbühne. Sie sorgten gleich für Lacher, als sie sich über die neueste Verlobung austauschten. „Was die ham sich verlobbd, gibt’s dös überhaupt noch“ fragt Gotthold. Eustach: „Dös is so als wenn du Asstern a Fahrrod kriechst und Weihnochde erst fahr därfst“. Gotthold: „Aber klngeln därf me scho a mol“. So und ähnlich ging es Schlag auf Schlag weiter. Schließlich lag ihr Schwerpunkt auf „einen Fall für die landwirtschaftliche Versicherung“, bei dem es um das Melken bei -22°C, einen Hund und eine tote Katze ging. Das Ausfüllen des Fragebogens ließ das Zwerchfell hüpfen.
Nach ca. 35 Minuten war ihre Zeit um und nach der angesprochenen Pause stellte sich Uli Kiesel aus Waldberg in der bayerischen Rhön vor. Er zog es vor, seinen Lebenslauf musikalisch mit Gitarre vorzutragen. „Ich bin a Rhöner Bua und sauf grad wie a Kua“, so das war‘s schon, meinte Kiesel und schüttelte schon mal die Körper mit seinem trockenen Humor kräftig durch, um dann richtig loszulegen. Er besang die „Hepatitis A..bis …Z im Alphabet vorwärts und rückwärts und versuchte gleiches mit dem Publikum. Dann kam der Stimmenimitator und Simultandolmetscher zum Zuge. Frei nach Howard Carpendale sang er: „Die Be-a-trix hat jetzt nen Ther-mo-mix“, eine Küchenmaschine als Alleskönner. O Tannenbau im Frühling zu singen, das sei schon ungewöhnlich, seine textlichen Variationen, wie sie bei verschiedenen Sängern klangen, waren einfach Spitze. „Wenn jetzt Max Raabe da wär, also ewig schad, dass er nicht da ist, aber wenn er da wär, dann würd’s so klingen…“ Und ließ er von Max Raabe über Karel Gott, die Gebrüder Blattschuss, Udo Lindenberg bis Herbert Grönemeyer ihre Stimmen ertönen.
Oti Schraud aus Binsfeld (Ufr.) als „Bauer Eugen“, der „fränkischer ist als die Polizei erlaubt“. Wer ihn bisher bei „Verstehen Sie Spaß“, bei der „Närrischen Weinprobe“ oder bei „Franken Helau“ nicht gesehen hatte, erlebte ihn nun live in Gleichamberg. Was er auf einer Urlaubsreise mit seiner Frau nach Afrika so alles erlebte hatte, gab er zum Besten. Ob beim Zoll am Frankfurter Flughafen mit Türrahmenkontrolle, bei der Taxifahrt oder bei der Safari, die Pointen reihten sich nur so aneinander. Das Besondere an diesem Abend, es waren abwechslungsreiche und sehr verschiedene Beiträge.
Abschließender Höhepunkt war der Auftritt von Wolfgang Reichmann, die oberfränkische Sportreporterlegende von „Heute im Stadion“, aus „Bamberch“, ein „waschechter Zwiebeltreter mit sächsischen Wurzeln“ wie er selbst sagt und Träger des fränkischen Oscars, des „Frankenwürfels“. Seine Hommage an die „fränkische Mundart als Weltsprache“ ließ kein Auge trocken bleiben. Sein Schnellkurs in fränkischer Rechtschreibung mit „mir und mich“, seiner doppelten Bedeutung, wenn es heißt „gä zu, hau ab“ oder der fränkischen Besonderheit, die „ölles zammsaachen oder zammschneiden“, wo andere etwas trennen wollen, war eine ganze Schulstunde feinster Frankenhumor in Mundart. So ging ein vierstündiger Abend zu Ende, der alles bot, Mundart, Humor, Zwerchfellflattern und Musik, kurz gesagt, beste Unterhaltung.