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Filmreife Demo-Vorführung mit Pferdeverstand

Erstellt von Kurt Lautensack | | Römhild

Wer am vergangenen Samstag oder Sonntag beim „Pferdeflüsterer“ Kevin Schneider in der Römhilder Reitanlage am Großen Gleichberg vorbeischaute, hatte seine helle Freude.

Römhild – Der Reit- und Fahrverein Römhild/Grabfeld e.V. hatte zu einer zweitägigen Veranstaltung mit dem „Horseman“ und Pferdetrainer Kevin Schneider aus dem mittelfränkischen Leinburg bei Nürnberg eingeladen. Landläufig spricht man bei seiner Arbeit mit den Pferden im Volksmund vom „Pferdeflüsterer“, wie auch ein gleichnamiger Film mit Robert Redford heißt, doch richtiger Weise ist es ein „Pferdeversteher“. Genau das verbirgt sich auch hinter den Namen Horseman, was der sympathische 30-iger Kevin Schneider in den beiden Tagen unter Beweis stellte.

„Schon seit frühester Jugend habe ich mich mit Pferden beschäftigt“ erzählt Kevin Schneider in einem Gespräch während einer Kurspause. „Anfangs war es lediglich ein Freizeitvergnügen, dann wurde daraus ein intensiveres Beschäftigen mit dem Pferd, um tiefer in sein Wesen vorzudringen und um seine Körpersprache zu verstehen“, erklärt er mit innerer Begeisterung. Auslöser für seine Entscheidung, die Arbeit mit dem Pferden zum Beruf zu machen, sei vor einigen Jahren bei einem Kurs auf einer Ranch in den USA gekommen. Inzwischen nennt er die „Flying Horse Ranch“ sein eigen und ist bundesweit längst ein bekannter und begehrter Horseman, der Kurse und Seminare anbietet, sowohl auf seiner Ranch als auch in der mobilen Ausbildung wie hier in Römhild.

Seine Philosophie beruht auf einer pferdegerechten gewalt-, angst- und stressfreien Ausbildung junger Pferde. Er reitet aber nicht nur junge Pferde ein, sondern hilft auch bei sogenannten Problempferden. Die Probleme sind äußerst unterschiedlich und reichen von ängstlich über bockig und störrisch, wenn es möglicherweise in den Pferdehänger soll, bis zum Schlagen oder Durchgehen usw. Manches erklärt Kevin Schneider während er sich den Pferden widmet. Ob es nur leicht zu korrigierende Fehler seien oder schwerwiegende, meistens liege es an einer teils fehlenden Grunderziehung, habe er bei seiner Arbeit festgestellt, so der Horseman.

„Gerade das richtige Anreiten junger Pferde ist wichtig, weil sie auf ihr späteres Leben als Reitpferd vorbereitet werden“, erklärt Schneider vor. Das Jungpferd lerne also, den Menschen zu respektieren und ihm zu vertrauen. „Habe ich ein Pferd, das auf mich achtet, so muss ich keine Angst haben, dass es in oder auf mich springt, sollte es sich einmal erschrecken oder vor neuen Gegenständen scheuen“. Und immer wieder gab es wertvolle Hinweise für die weitere Arbeit mit dem Pferd, sah, ob das Pferd ängstlich ist oder aufgeregt. Das Gesagte demonstrierte er natürlich auch praktisch, wohlgemerkt ohne Peitsche oder jegliche Gewalt, aber mit einer beeindruckenden Kommunikation. Für die Ausbildung ganz wichtig sei zunächst die Arbeit am Boden, erklärte Schneider, erst dann kommt die Arbeit vom Pferd aus.

Zwei Beispiele mögen das einmal zeigen. Aus Pfarrweisach angereist war Heidi Kuhn mit ihrer vierjährigen Araberstute „Black Nour“. Sie wollte sich Hinweise und Tipps von dem Pferdeversteher holen. Das junge Pferd sei „noch roh, kennt zwar schon den Sattel, aber mehr nicht“, sagte Heidi Kuhn. Geritten sei sie noch nicht. Was man innerhalb einer knappen Stunde zu sehen und zu hören bekam, konnte einfach nur begeistern. Zunächst ließ er das Pferd einige Runden im Gatter drehen, ehe er der Stute Einhalt gebot und nur noch kurze Wendungen zuließ. Er ging auf das Pferd zu, dann wieder von ihm weg. Das alles machte er auf eine sanfte Art mit viel Geschick und Verständnis. Bereits nach 20 Minuten folgte es ihm, einfach filmreif. Redford hätte es nicht besser machen können.

Dabei versuchte er seiner Besitzerin und den anderen Pferdefreunden die Gedanken des Pferdes nahezubringen: „Wenn ich weggehe, muss ich Arbeiten, gehe ich zu ihm hin, habe ich Pause“. Es gehe darum, sagte der Pferdetrainer, „dass es nicht tut, was es tun möchte“. Habe ich ein Pferd, das gelernt hat, stehen zu bleiben, so werde ich keine Schwierigkeiten haben, wenn der Hufschmied kommt oder wenn ich es einmal ausgiebig putzen möchte“. Da war das Bekanntmachen mit einer Flagge, mit der er solange herumwedelte, bis es das Pferd kaum noch störte. Schließlich ließ er sich zwei Plastekanister an einem Strich gebunden, statt einem Sattel darüberlegen. Um es abzukürzen, Schneider stieg schließlich selbst auf ein Pferd und die Araberstute lief gesattelt nebenher.

Mitglied im Verein ist Sandra Friedel aus Hildburghausen, die ihr dreijähriges Deutsche Sportpferd „Confeier“ mitgebracht hatte. Das junge Pferd müsse alles erst noch lernen, drauf gesessen habe sie noch nicht, so Sandra Friedel. „Zwei Dinge, die sich nicht miteinander vertragen“, erklärte Schneider, „die Unsicherheit und das Hinterfragen“. Was willst du eigentlich von mir, das müsse beim Pferd richtig ankommen. Z. B. müsse das Pferd beim Satteln ruhig stehenbleiben und zwar dort, wo er es haben möchte. Was erstaunlich war, nach einiger Zeit der Arbeit mit dem gesattelten Pferd, brachte er es so weit, dass Confeier sich so zum Gatter stellte, dass er vom Gatter auf das Pferd steigen konnte. Und Sonntagabend, versprach er Sandra Friedel am Samstag, „sitzt du hier, dein Pferd steht auf der Gegenseite und kommt zu dir, damit du in den Sattel steigen kannst“.

Kurzum, es waren sehr lehrreiche Tage, in denen die Pferdebesitzer viele wertvolle Ratschläge und Hinweise für ihre Arbeit mitnehmen konnten. Aber auch für alle anderen war es ein Vergnügen, Kevin Schneider einfach nur zuzusehen.

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