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Erlebnis Natur – informativ und vielseitig

Erstellt von Kurt Lautensack | | Haina

Eingeladen hatte zu dieser interessanten Exkursion auf den Eisenhügel bei Haina der Landschaftspflegeverband Thüringer Grabfeld e.V. (LPV) und die BUND-Ortsgruppe Römhild.

Haina – Es war fast zu erwarten, dass sich zu dieser Wanderung zum „Eiserich“, wie der Flurteil am Eisenhügel auch genannt wird, zahlreiche Natur- und Heimatfreunde einfinden werden. Zumal Corona bedingt eine Exkursion zur Steinsburg und die Mühlenwanderung der Steinsburgfreunde ausgefallen war. Während viele Fahrradfreunde den Samstagnachmittag für eine kleine Tour nutzten, trafen sich ein Großteil Wanderfreudige, um sich von Alfred Hochstrate aus Haina vom Kulturhaus zum Eiserich führen zu lassen. Denn auf den Weg dorthin hatte Heimatfreund Alfred eine Menge Informationen zur Hainaer Geschichte parat.

Dabei verband er ein wenig Ortsgeschichte mit der Springquelle und den einst vorhandenen Mühlen, die vom Wasser der Spring angetrieben wurden.

Am Eiserich angekommen, übernahm Horst Worliczek, dieses Mal in seiner Eigenschaft als Mitglied der BUND-Ortsgruppe (weiter nur Ortsgruppe genannt) und als Gründungsmitglied des LPV (1992), die Begrüßung der inzwischen auf über 60 angewachsenen Teilnehmer. Zunächst gab es einige wissenswerte Informationen zum Eisenhügel und den damit verbundenen Projekt „Erweiterung und Verbesserung des Trockenhabitats Eiserich“ in der Gemarkung Haina. „Wir leben im Triasland (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper), in dem es Tiere und Pflanzen immer wieder geschafft haben, sich anzupassen“. Dann sei der Mensch gekommen und habe vor ca. 150 Jahren begonnen, die Landwirtschaft zu industrialisieren, ohne über die Folgen nachzudenken. Damit droht auch die aus der Urlandschaft hervorgegangene artenreiche Kulturlandschaft zu verschwinden.

Das sei für die Naturfreunde vom LPV und der Ortsgruppe Anlass gewesen, diese 0,7 ha Kulturland zu bewahren. „Seit 28 Jahren wird hier eine vermeintlich kleine Fläche in Regie der BUND-Ortsgruppe Römhild in mühevoller Handarbeit gepflegt“, so Worliczek. Ganze Schulklassen aus Römhild hätten hier vor Jahren unter seiner Anleitung mitgeholfen, diese Magerrasenfläche zu entbuschen. Dabei habe er bis heute auf viele Helfer mit und ohne Technik zählen können. Ob es Torsten „Morlock“ König ist (seinen Beinamen hat ihn sein Vater „vererbt“), Gerhard und Markus Heptner, Herbert Mosebach, Norbert „Keule“ Wirsching oder Alfred Hochstrate, um nur einige aus seiner Helferschar zu nennen.

Diese Rekultivierungsfläche im Eigentum der Stadt Römhild stellt einen struktur- und artenreichen Ausschnitt der Kulturlandschaft des Grabfeldes dar. Eine an die Magerrasen angrenzende Fläche wurde vom Unternehmen Torsten König im Rahmen des oben genannten Projektes vom undurchdringlichen Bestand an Liguster, Weißdorn oder Schlehen befreit. Unterstützt und finanziert wurde es über den LPV „Thüringer Grabfeld“ und der Natura 2000-Station. Eingebunden in das Areal wurde ein Stück der Landwehr als kulturhistorische Anlage, so dass mit Kalkmagerrasen und der Wachholderheide ein vielgestaltiger Bereich entstanden ist.

Auf Grund der Vielgestaltigkeit dieser Fläche, übernahmen Fachleute und Kenner der Gegebenheiten, die in dreier Gruppen aufgeteilten Teilnehmer der Exkursion. Walter Rußwurm, promovierter Landwirtschaftsexperte und Gründungsmitglied des LPV aus Behrungen führte über die Fläche, um den interessierten Naturfreunden die Pflanzenwelt, nicht nur der rekultivierten Fläche, näherzubringen. Als erfahrener Landwirt konnte er seinen Zuhörern manche Einzelheiten erklären, ob zum Johanniskraut, Kalk-Aster, Salbei, Glockenblume oder Acker-Wachtelweizen. Sie erfuhren wie giftig die Herbstzeitlose für Mensch und Tier sein kann oder was das Jakobs-Greiskraut beispielsweise bei Schafen an Krankheiten anrichten kann. Während seiner Erklärungen zeigten sich nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder sehr interessiert.

Noch größer schien das Interesse der Kinder an den Tagfaltern zu sein, die vom Falterspezialisten Göran Röder aus dem unterfränkischen Völkershausen eingefangen und erklärt wurden. Wer kann schon auf den ersten, spätestens auf den zweiten Blick erkennen, ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Falter handelt. Ins Fangnetz gingen ihm dabei der feurige Scheckenfalter, der Dickkopffalter, ein Silbergrüner Bläuling, der Kaiserfalter, das Ochsenauge oder die Goldene Acht u.a. 30 verschiedene Tagesfalterarten, von denen viele gefährdet sind, seien am Eisenhügel locker auszumachen, erklärte Göran Röder. Ihre Tage seien natürlich gezählt, denn die meisten würden ca. 16 bis 30 Tage alt werden. Manche Arten überwintern, wie der Zitronenfalter, und können so eine Lebensdauer von 11 Monaten erreichen.

Bei Ralf Rainer König ging es um die Landwehr, die ein Stück Regionalgeschichte beinhaltet und so in das Projekt mit eingebunden wurde. Die Landwehr wurde zu Beginn des 15. Jhd. errichtet und trenne verschiedenen Herrschaftsgebiete, z. B. die Grafschaft Henneberg-Römhild oder Henneberg-Schleusingen von der sächsischen Pflege Coburg. Viele Tafeln im Kreisgebiet, vom Schleusinger Bereich über Römhild-Zeilfeld-Roth bis ins Unterland verweisen auf die ehemalige Landwehr (ein näheres Eingehen darauf würde hier zu weit führen). Nur so viel, die Landwehr, oftmals mit einem Doppelgraben verbunden, war kaum zu überwinden. An den Durchlässen „Schlag oder Schrank“ genannt, wurden Zölle erhoben. „Bereiter“ überwachten die Landwehr, die von den Bauern des jeweiligen Gebietes in Ordnung gehalten werden musste.

Nach den erfolgten Rundgängen dankte Horst Worliczek nochmals allen, die sich an den Rekultivierungsmaßnahmen in irgendeiner Form beteiligt hatten sowie den genannten Fachleuten für ihre sachkundige Führung. Es lohne sich, öfters einen Spaziergang zum Eiserich zu machen, weil man hier „zu jeder Jahreszeit mit allen Sinnen die Natur und deren Veränderungen wahrnehmen kann“. Mit dem Hinweis auf eine unvergleichliche Aussicht ins Grabfeld, die an diesem Tag außergewöhnlich war und selbst der Bayernturm bei Zimmerau, auch Thüringenblick genannt, am Horizont erkennbar war.

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