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Eine Zeitreise ins Mittelalter der Töpferstadt Römhild

Erstellt von Kurt Lautensack | | Römhild

„Hör mal im Museum“ hieß es vergangene Woche beim medienpädagogischen Projekt zur Erarbeitung eines Audioguides von Kindern (nicht nur) für Kinder.

Römhild – „Hörst du die Orgel, da spielt gerade jemand“, stellten die Schüler fest, als sie sich der Stiftskirche von Römhild näherten. Sie lauschten dem Orgelspiel und tauchten beim Betreten des Westportals ein in das mittelalterliche Römhild, genauer in die Geschichte der Kirche, die 1341 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Dabei begegneten sie den Grafen Hermann VIII. von Henneberg und seiner Gemahlin Elisabeth von Brandenburg, von denen sie so manches erfuhren über die Mitte des 15. Jh. zur Stiftskirche erhobene dreischiffige Hallenkirche. Der Graf und seine Gemahlin sagten ihnen auch, dass die Kirche einmal ihr Grabmal beherbergen wird. Ihre Eindrücke aus jener Zeit nahmen die Schüler natürlich bei ihrer Rückkehr in die Neuzeit mit.

Selbstverständlich hatten die Siebtklässler in den vorangegangenen Tagen viele Informationen über die Stiftskirche, über Objekte, Skulpturen oder der Baugeschichte zusammengetragen. Ähnlich wie die anderen drei Schülergruppen, die auf ihrer Zeitreise sich mit dem Schloss „Glücksburg“ befassten, über den Stadtturm und der Stadtmauer recherchierten und sich auf dem mittelalterlichen Marktplatz umsahen.

Vom Schlossgeist durch den Gewölbekeller in die Vergangenheit geführt, wurde die Schülergruppe im Museum mit den mittelalterlichen Geräten und dem Handwerk vertraut gemacht, während die andere Gruppe im Stadtturm dem „Turmwächter“ einen Besuch abstattete. Auf dem Marktplatz begegneten die Mädchen und Jungen den Maurerlehrling Hugo Westenfeld (fiktiv), der ihnen aus seiner harten Lehrzeit erzählte, außerdem vom Viehmarkt (heißt noch heute so), dem Töpfermarkt und dem „Kalten Markt“. Letzterer ursprünglich als Kram- und Taubenmarkt ausgewiesen, ist noch heute ein Deutschland weit bekannter Markt, der am letzten Donnerstag im Januar stattfindet.

All das und viele andere Geschichten und Episoden aus der Gleichbergstadt gehen ein in das Hörspielprojekt, das unter dem Titel „Römhild im Mittelalter – eine Zeitreise“ Gegenstand der Projektwoche war. Denn eine Woche lang waren Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse der Herzog Bernhard-Regelschule mit ihrem Klassenleiter Kai Storch im Museum „Glücksburg“ und in der Stadt unterwegs, um in die Geschichte einzutauchen. Unterstützt wurden sie dabei von Museumsleiterin Kerstin Schneider, von Jörg Wagner von der Mobilen Museumspädagogik der LAG Jugendkunstschulen Thüringen e.V. und der Medienpädagogin Florence von der Weth, die die technische Leitung und Betreuung übernommen hatte. An dieser Stelle möchten Schüler und Betreuer auch Doris Hochstrate aus Haina für die Dialekt- bzw. Mundart-Unterstützung und Claudia Bari aus Römhild für die Orgelmusik danken.

Das Projekt »Hör mal im Museum« ist eine Kooperation zwischen Thüringer Museen, Schulen, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), deren Bereichsleiter für Bürgermedien und Medienbildung, Martin Ritter, diese Projekte thüringenweit betreut. „In vielen Orten Thüringens setzten Kinder und Jugendliche in einem Museum ihrer Stadt die Zeitmaschine bereits in Gang und produzierten Audioguides für Kinder. Das ist eine wunderbare Sache für unsere Thüringer Kulturlandschaft“, so Martin Ritter. Viele dieser Projekte seien bereits im Internet unter www.hörmal-im-museum.de/audioguide.html aufrufbar.

Durch ein solches Projekt soll der Lernort Schule erweitert und das Museum als Ort der Wissensvermittlung stärker einbezogen werden. Und so war eben für die Klasse 7 der Regelschule eine Woche das Museum in Verbindung mit den ausgewählten Stationen der Lernort. Auf das Projekt aufmerksam geworden sei sie bereits im Frühjahr 2019, betonte Kerstin Schneider und habe sich auch über die Zusage von der TLM und der Sparkassen-Kulturstiftung zur Teilnahme gefreut. Ein gemeinsamer Termin für diese Projektwoche für die damalige 7. Klasse war im Juni 2020 bereits gefunden. Leider funkte die Pandemie mehrmals dazwischen, so dass es immer wieder zu Verschiebungen gekommen war. Als es nun kürzlich soweit war, war in der inzwischen 8. Klasse ein positiver Fall aufgetreten und die Klasse musste in der vergangenen Woche in Quarantäne, wie Schulleiter Ralf Schellenberger der Museumsleitung mitteilen musste. Erneut ausfallen oder verschoben sollte das Projekt aber auf keinen Fall, waren sie alle Beteiligten einig.

Die jetzige 7. Klasse mit Klassenleiter Kai Storch sprang ein und hatte nur das vorangegangene Wochenende zur Vorbereitung. Und am Montag voriger Woche waren alle Schülerinnen und Schüler voller Tatendrang, um dieses Hörspiel zu produzieren. „Es war eine ziemlich anstrengende Woche“, gestand Kai Storch, „denn alle haben konzentriert ihre Aufgaben zu den vier Museumsobjekten abgearbeitet“. In ihrer Präsentation haben die vier Gruppen nochmals ihr Vorgehen zusammengefasst. So haben sie zunächst zu ihren Themen recherchiert, ihre Texte zusammengefasst und aufgeschrieben, ihre Dialoge geschrieben und schließlich mit Unterstützung von Florence von der Weth vor Ort aufgenommen und Geräusche eingespielt. Dabei ließen sie Figuren und das damalige Geschehen lebendig werden. Gerade die Aufnahmen vor Ort sahen alle als das besondere Highlight an. Aber auch die Arbeit in Gruppen und außerhalb der Schulstube habe ihnen gut gefallen, wie alle bestätigten. Für Kerstin Schneider blieb dazu nur noch als Anmerkung für die Anwesenden: „Sie werden staunen, was wir für Geschichten entwickelt haben“. Auch Bürgermeister Heiko Bartholomäus freute sich über dieses Projekt, das mit Sicherheit den Museums- oder Stadtrundgang bereichern werde. Gleichzeitig dankte er der Schule, dem Museum und den Projektbeteiligten für die gute Zusammenarbeit.

Vollständig fertig war zum Zeitpunkt der Präsentation der Audioguides noch nicht, erklärte die Medienpädagogin, weil noch einige Geräusche eingespielt werden müssten und manches noch mit Musik unterlegt werden müsse. Doch bis zur Schlossweihnacht am 4. Und 5. Dezember kann die mittelalterliche Reise durch Römhild bei entsprechender Situation (Corona) als vollständiges Hörspiel präsentiert werden.

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