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Ein Spielplatz, der allen Altersklassen gerecht wird

Erstellt von Kurt Lautensack | | Gleichamberg

Nach Corona bedingter mehr als einjähriger Verzögerung konnte mit einem kleinen Fest der öffentliche Spielplatz am Kulturhaus durch den TSV übergeben werden. Kirmesgesellschaft und Karnevalsverein komplettierten die Veranstaltung.

Gleichamberg – „Was lange währt, wird endlich gut“, diese alte Spruchweisheit dürfte in puncto Spielplatz in Gleichamberg gleich mehrfach zu hundert Prozent zutreffen, so auch auf die offizielle Eröffnung des sanierten Spielplatzes am 14. August 2021. Denn die Prüfung der Spielgeräte durch den TÜV führte zu einer ähnlichen Situation wie 2005 (siehe Rückschau). So hielten u.a. Wippe, Drehkarussell oder Schaukel einer Überprüfung im Juli 2018 nicht stand. Eine Schließung des Spielplatzes ließ sich aus Sicherheitsgründen kaum mehr umgehen. Doch dieses Mal wurde umgehend gehandelt. Denn damals wie heute übernahm der TSV 08 Gleichamberg als gemeinnütziger Verein die Trägerschaft, weil er sich ohnehin im Kinder- und Jugendbereich engagiert und viele Betreuer mit den Kindern arbeiten. Bis zur nun endgültigen Wiedereröffnung füllten zwei dicke Ordner das, was als Unterlagen und Schriftverkehr für eine Erneuerung notwendig gewesen sei, sagte TSV-Vorsitzender Arno Schmidt in einem Vorgespräch. „Aber auch der Gemeinschaftssinn der Gleichamberger, der Vereine, Unternehmen und Privatpersonen ist umgehend wieder erwacht“, meinte er, als es um die Kinder und das Projekt „Spielplatz“ gegangen sei.

Großartige Unterstützung von vielen Seiten

Zur offiziellen Eröffnung des Spielplatzes am Samstag, der den Kindern aber schon vorher zugänglich war, konnte Arno Schmidt im Namen des Sportvereins Kinder, Eltern, Mitglieder der Vereine und Gäste begrüßen. Dabei schickte er den Dank an alle voraus, die zum Gelingen dieses wunderschönen Spielplatzes beigetragen haben. Er galt allen örtlichen Vereinen von der Braugemeinde über Chöre und Gleichbergmusikanten, Jagdgenossenschaft bis Feuerwehr-, Karnevals- und Taubenverein. Außerdem allen örtlichen und überörtlichen Gewerbetreibenden, Unternehmen und Einrichtungen, ob Apotheken, insbesondere auch die Apotheke am Straufhain in Streufdorf, Banken, Wegra/Westenfeld, TEAG, LRA, Gewerbetreibenden, Handwerkern oder Kleinunternehmen für ihre finanzielle Unterstützung. Aber auch persönliche Spenden aus dem Dorf und dem Umland trugen dazu bei. Dabei wurde jede Spende zwischen 10 und 200 Euro, eben entsprechend ihrer Möglichkeiten, dankbar angenommen. So wurden gespendet: 2018 ca. 5900 Euro, 2019 waren es 12750 Euro und 2020 nochmals über 1000 Euro, so dass die Spendensumme knapp 19700 Euro betrug. Weitere Spenden folgten noch 2021 sowie finanzielle Hilfen aus der Stadt (rückwirkend aus 2018). Aus Lottomitteln über das Familien- und Sozialministerium wurde der Spielplatz mit 5500 Euro gefördert.

Spielplatz – ein echtes Gemeinschaftswerk

Hinzu kommen die zahlreichen Arbeitsleistungen von Vätern, Opas, Einwohnern ohne Kinder und Mitglieder aus allen Ortsvereinen, deren Einsatz möglicherweise in Stunden angegeben werden können, nicht aber ihr materieller und ideeller Wert. Gerade die Arbeiten auf dem Spielplatz, der vollkommen neu gestaltet und mit neuer Rasenfläche versehen wurde, waren enorm. 11 verschiedene Spielgeräte, darunter drei Spielhauskombinationen für die verschiedenen Altersgruppen und eine kombinierte Schaukel, sogar mit einer Schaukel für ein Elternteil mit Kleinkind wurden TÜV-gerecht verankert werden. Dazu gehört noch eine wetterfeste Tischtennisplatte, die liebend gern gemeinsam von Eltern mit ihren Kindern genutzt wird sowie eine stabile überdachte Sitzgruppe.

Der Spielplatz sei ein echtes Gemeinschaftswerk gewesen, betonte der TSV-Vorsitzende. Unterstützung habe es vor allem auch durch die ansässigen Baufirmen Köhler, Thomae und Wagner mit ihrer Technik, durch Bauhofmitarbeiter der Stadt Römhild oder der Schneider Networkservice GmbH (SNG) gegeben, in deren Halle die Spielgeräte vormontiert werden konnten. Was die Gesamtkosten betrifft, so belaufen sie sich auf 29700 Euro, natürlich ohne die gesamten Arbeitsleistungen bei Erdarbeiten oder dem Betonieren der Spielgeräte. Auch bei der Anschaffung der Spielgeräte habe sich der Ausstatter „Kompan“ dem Sportverein gegenüber bei der Preisgestaltung sehr entgegenkommend gezeigt. Auch Römhilds Bürgermeister Heiko Bartholomäus würdigte die Leistungen aller Beteiligten, wünschte den Kindern viel Spaß auf ihren Spielplatz und dem weiteren Nachmittag einen guten Verlauf. Damit wurde nach dem Corona bedingten Ausfall im Jahr 2020 der Spielplatz ganz offiziell den Kindern überlassen.

Einlage der Gleichamberger Burschenkirmes

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung am Samstag durch die Gleichberg-Musikanten, unterstützt bei der Versorgung durch die Kirmesgesellschaft. Die Kirmesgesellschaft war es auch, die diesen Nachmittag und Vorabend mit einem Programm abrundete. Nach dem Totalausfall im vorigen Jahr, fuhr der für die Burschenkirmes typische Wagen mit dem Kirmespfarrer, begleitet von Hanswürsten und Hemmerleuter, vor. Dabei wurde bei großer Zuschauerresonanz die noch ungehörte Kirmespredigt aus dem Vorjahr verlesen.

Und umm das Wochenende kulturell perfekt abzuschließen, sorgte der Gleichamberger Karnevalsverein (GKV) am Sonntag für einen musikalischen Frühschoppen am Festplatz am Kulturhaus mit den „Gleichberg-Musikanten“. „Nach dem Ausfall der gesamten vorigen Saison waren wir es unseren Publikum und Karnevalsfans schuldig“, für einen kleinen Ausgleich zu sorgen, waren sich Präsident Normen Florschütz und sein Vize Christian Hirn einig.

 

Kleine Rückschau zur Spielplatzgeschichte

Ein öffentlicher Spielplatz gehört in jedes Dorf und ist einfach den Kindern geschuldet. Denn auf Spielplätzen finden Kinder Gelegenheit, ihre körperlichen Fähigkeiten zu entdecken, Fertigkeiten zu erlernen, Grenzen auszutesten und ihre ersten Erfahrungen mit Gleichaltrigen zu machen. Andererseits ist es oftmals der noch einzige verbliebene öffentliche Treff- und Kommunikationspunkt für Generationen, nämlich für die aufwachsende und für ältere Generationen, den Eltern oder Großeltern, die ihre Jüngsten beaufsichtigen. Aus dieser Sicht betrachtet, durchzieht dieses Thema auch die Entwicklung in Gleichamberg seit fast 20 Jahren. Zu dieser Zeit war zwar ein Spielplatz vorhanden, aber längst nicht TÜV-gerecht. Außerdem gab es zum damaligen Zeitpunkt immer wieder Beschwerden von Anliegern wegen des Lärms, so dass sich auch der Gemeinderat mit dem Problem beschäftigte. Ja, es gab sogar vereinzelt die Meinung, dass gar kein Spielplatz nötig sei. Dem widersprachen einige Gemeinderäte heftig und meinten „Kinder gehören ins Dorf und nicht an den Rand des Ortes“,

Doch der Grund war eigentlich ein anderer, denn es ging vielmehr um die Ruhestörung durch Jugendliche, deren Domizil damals neben dem Spielplatz in den unteren Räumen des Kulturhauses war. Nach der Schließung des Jugendklubs, der sich seit 2001 am heutigen Standort in einem Gebäude des Zuchtzentrums Gleichamberg befindet, zog etwas Ruge ein. Doch die Diskussion um die Erneuerung und Erweiterung des öffentlichen Spielplatzes ging parallel zum Erweiterungsbau des Kindergartens (Einweihung im Dezember 2004) in eine neue Runde, angeschoben von Eltern der Kindergarten- und Grundschulkindern. Das Ergebnis eines TÜV-Testes 2005 belegte, dass einige Spielgeräte nicht mehr normgerecht und veraltet, ja sogar inzwischen unbrauchbar waren. Der Haken, es fehlte an eine gesicherte Finanzierung.

Wiederum waren es Eltern, die die Initiative ergriffen, so dass vom Thüringer Sozialministerium Fördermittel in Aussicht gestellt wurden. Doch es brauchte einen Träger für das Projekt und so sprang der TSV 08 Gleichamberg im Interesse der Kinder in die Presche. Ein Fördermittelbescheid in Höhe von 4500 Euro wurde vom damaligen Thüringer Sozialminister Klaus Zeh im Juli 2007 übergeben. Mindestens die gleiche Summe wurde über private Spenden, Sponsoren und Vereinen erbracht, so dass im Juni 2008 ein neuer Spielplatz im Wert von über 10000 Euro durch Sportverein und Gemeinde übergeben werden konnte, nicht eingerechnet die freiwillig und ehrenamtlich erbrachten Eigenleistungen. Doch zehn Jahre später stellte sich das Problem der Erneuerung und Sicherheit der Spielgeräte erneut, so dass es zur eingangs geschilderten Neueröffnung durch den TSV 08 kam.

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