Ein Bierkrug und ein Kinderkarussell als echte Raritäten
In den Museen unseres Landkreises gibt es so manche Objekte, die es wert sind, sie den Besucherinnen und Besucher näher vorzustellen. Das Museum im Schloss „Glücksburg“ hat solche Schätze.
Römhild – Früher oder später kommen wohl einen jeden so manche Erinnerungen in den Sinn und dann heißt es: „Ich hatte doch mal einen besonderen Bierkrug…, weißt du noch wo der sein könnte?“ Meistens sind aktuelle Anlässe oder Gespräche der Auslöser für derartige Erinnerungen an bestimmte Gegenstände. Oder plötzlich fragen die Kinder, die inzwischen längst erwachsen sind und selbst Kinder haben: „Mutter, wir hatten doch mal unter unseren Spielsachen oder in der Spielkiste...?“ Und dann kommen Begriffe wie „Zirkuswagen“, „Indianer-Fort“ oder einst vorhandene Figuren und anderes mehr. Manches wurde möglicherweise weggeworfen und ist unwiederbringlich verloren oder es lagert noch irgendwo verpackt im Keller oder auf dem Dachboden. Für die einen oder anderen sind es gewissermaßen Schätze, mit denen sie vielleicht ein bestimmtes Ereignis, eine Begebenheit oder eine Geschichte verbinden.
Um genau solche Schätze, um Museumsschätze, soll es in unserer Serie gehen, die in einem Museum unseres Kreises vielleicht gerade in einer (Sonder)Ausstellung zu sehen sind oder sich lohnen, sie wieder einmal für eine Ausstellung hervorzuholen, vielleicht sogar in Privatbesitz unentdeckt schlummern. Solche Raritäten sind gegenwärtig in den Ausstellungsräumen des Museums „Glücksburg“ zu bewundern, worauf Museumsleiterin Kerstin Schneider verweist. Zwei dieser Museumsschätze sollen in dem heutigen Beitrag einmal näher vorgestellt werden. Darüber hinaus wäre als weiteres Kleinod die „Weihnachtskrippe“, eine Sonderanfertigung von Karl Gramann um 1920 zu nennen.
Im Rahmen der Sonderausstellung „Scherben bringen Glück“ zum Töpferhandwerk in der Keramikstadt Römhild gibt es eine besondere Rarität. Es handelt sich um einen Bierkrug mit der Aufschrift „12 Jahre RQ 1970“, außerdem ist ein besonderes Erkennungszeichen eingebrannt. Der Bierkrug ist eine Leihgabe von Manfred Hummel, einem Römhilder Urgestein, für die Dauer der Sonderausstellung. Als Sonderanfertigung eigens hergestellt im Töpferhof Gramann Römhild. Und natürlich gibt es dazu auch eine kleine Geschichte, die Manfred Hummel dazu lieferte. Wem der Name vielleicht bei den Jüngeren wenig sagt, so kennt wohl fast jeder in Römhild die Karnevals-Hymne vom Kalten Markt „Ja mir könnes kaum erwatt, ball is widder Kalter Matt“, dessen Text Manfred Hummel verfasste.
Doch das ist längst nicht alles, denn auch das „Römhilder Quintett“ war über Jahrzehnte eine Hausnummer bei der RKG und sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus durch ihre Auftritte bekannt. Dazu könnte Manfred Hummel so manche Episoden erzählen. Immer wenn das Quintett für seine Karnevalsauftritte geprobt hatte, ging es anschließend in die Gaststätte „Zur Glücksburg“ am Unteren Tor (gibt es heute nicht mehr). Das „RQ“ in seiner Zusammensetzung, das waren die fünf Sänger Manfred Hummel, Edgar Hanft, Dieter May, Kurt Kleipetschuss, Peter Braun (dessen musikalische Segeltour auf der Spring aus dem Jahr 2005 sicher noch manchen in Erinnerung ist) und ihr Musikus Karl Höfling. Damit die Biertrinker ihren Krug nicht verwechselten, fertigte Siegfried Gramann für jeden ein Unikat an, das mit einem besonderen Zeichen nahe dem Henkel versehen war. So hatte zum Beispiel Manfred Hummel als Zeichen eine Hummel am Bierkrug, Dieter May einen Maikäfer oder Musikus Karl Höfling ein Schifferklavier usw.. Inwieweit die anderen Krüge noch existieren, ist dem Museum nicht bekannt, aber vielleicht haben Angehörige ein solches Unikat noch irgendwo stehen und es taucht irgendwann auf.
Bei der zweiten Rarität handelt es sich um ein „Kinderkarussell auf einem ehemaligen Grammophon“. Es ist eine Schenkung der Enkelin von Dr. Walter Hönn im Herbst 2020 an das Museum, erklärte Kerstin Schneider. Bereits im Museumsbesitz ist die „Hönn’sche Sammlung“, der anlässlich des 50-jährigen Jubiläums 2019 eine Sonderausstellung gewidmet wurde. Walter Hönn habe den Grundstein zum Museum in der Glücksburg mit gelegt, so Schneider. Walter Hönn (1906 bis 1980) war von 1931 bis 1971 Arzt in seiner Heimatstadt und fühlte sich stark mit den Menschen und der Geschichte der Region verbunden. Seine Sammlerleidenschaft erwies sich als Glückstreffer für die Stadt Römhild und das Museum. Er sammelte viele kulturhistorische Objekte, insbesondere zur Landwirtschaft und zum Handwerk und eröffnete 1969 im Unteren Stadtturm eine Ausstellung, die zehn Jahre später im Museum als „Handwerkerausstellung“ neu eröffnet wurde.
Stets habe durch das Museum ein enger Kontakt zur Familie Hönn, insbesondere zur Frau Hönn (2005 verstorben) bestanden, der im Laufe der Jahre auch zu den Kindern und zur Enkeltochter nicht abriss. Und so kam es, dass nach dem Besuch der Museumsnacht 2019 anlässlich „50 Jahre Hönn’sche Sammlung“ die Enkeltochter diese Sammlung, die auch Spielzeug enthielt, im vorigen Herbst mit dem „Kinderkarussell“ die Spielzeugausstellung bereicherte. Das Kinderkarussell, das auf dem Grammophon, ähnlich einer Schallplatte, aufgesetzt wurde, dreht sich natürlich. Eine Kurbel dient zum Aufziehen und dann entwickelt das Karussell sogar eine ziemliche Geschwindigkeit. Das Ausstellungsstück stammt aus der ersten Hälfte des 20.Jh., am wahrscheinlichsten schon aus den Jahren um 1920.