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Die „Gleichberg“ im Fokus der Kapitäne a.D.

Erstellt von Kurt Lautensack | | Gleichamberg

Das Ro-Ro-Schiff „Gleichberg“ und die Patenschaftsbeziehung zu Gleichamberg weckten das Interesse ehemaliger Schiffs-Kapitäne, die kürzlich in Römhild weilten und Gleichamberg einen Besuch abstatteten.

Gleichamberg – Was führte eine ehemalige Studiengruppe nautischer Offiziere der 1970er Jahre überhaupt nach Römhild und somit auch nach Gleichamberg? Eigentlich sind es zwei Gründe. Die ehemaligen Studienkollegen, eine Gruppe von Kapitänen/Schiffsoffizieren, treffen sich je nach Situation alle drei bis fünf Jahre, erklärte Kapitän a.D. Andreas Reichel. Da ihr ehemaliger Studienkollege Ralf-Rainer Hermann Geburtstag hatte und krankheitsbedingt nicht mehr außer Haus könne, hätten sie sich kurz entschlossen für einen Besuch in Römhild entschieden. Gastgeberin war die Schwester des erkrankten Ralf-Rainer, Kati Müller aus Römhild, da sie ihren Bruder pflegt.

Bei einem solchen Treffen stehe auch oftmals die Frage im Raum, was ist sehenswert oder was könnte für eine Gruppe von Kapitänen/Schiffsoffizieren a.D. interessant sein, meinte Kati Müller. So sei der Auslöser für den Besuch in Gleichamberg der Beitrag über die Geschichte der „Gleichberg“ in Freies Wort und nun im Nachgang aktuell im Gleichberg-Kurier der Stadt Römhild gewesen. Die „Gleichberg“, nach dem Hausberg von Gleichamberg, dem Großen Gleichberg benannt, war das erste 1982 in der ehemaligen DDR neu entwickelte und auf der Mathias-Thesen-Werft Wismar gebaute Ro-Ro-Schiff. Da sie in den 1980er Jahren und auch nach der Wende selbst als Kapitän oder Steuermann auf den Weltmeeren unterwegs waren, war ihnen auch der Name „Gleichberg“ bekannt. Insbesondere auch die Geschichte ihrer Jungfernfahrt.

So war das Interesse am Besuch in Gleichamberg groß, auch deshalb, weil sie von den außergewöhnlich engen Patenschaftsbeziehungen zwischen der Gemeinde Gleichamberg und der Schiffsbesatzung erfahren haben. Zustande gekommen ist der Besuch schließlich in Absprache von Kati Müller mit der Ortschronistin Regina Kupfer, die die Patenschaftsgeschichte überhaupt erst wieder hervorgeholt hatte. So war beim Besuch das Musikzimmer der „Gleichberg-Musikanten“ ein Anlaufpunkt, wo man sich den Erinnerungen hingab, sich alles intensiv zu Gemüte führte, von den von der Schiffsbesatzung gestalteten Foto-Alben bis hin zu den Utensilien, dem Modell der „Gleichberg“ bis zu Steuerrad und Rettungsring. Dass es solche Patenschaften gab, war ihnen allen bewusst, aber über diese Intensität der Beziehungen staunten sie dann doch.

Natürlich gab es Gelegenheit zu Gesprächen über ihren Werdegang als nautische Offiziere und schließlich als Kapitän oder wer wie lange als Kapitän oder Steuermann zur See gefahren ist. So gab für Hartmut Ehrlich ein Artikel in der damaligen Jugendzeitschrift „Junge Welt“ den Ausschlag für ein Studium als nautischer Offizier, in der es geheißen habe: „Mit dem Arbeitsplatz um die Welt“. Es sei in der DDR eine der wenigen Möglichkeiten gewesen, erzählte er, um wirklich von der sogenannten „weiten Welt“ etwas zu sehen. Zu erfahren war auch, dass die Deutsche Seereederei Rostock Ende der 1970er Jahre fast 200 Schiffe besaß oder die Reederei Leonhardt & Blumberg in Hamburg im September 2023 ihr 120-jähriges Jubiläum feiert, wie Jürgen Thomas es wusste, der bis 2019 zur See fuhr. Während Robert Kühne 2003 von Bord ging, verließ Rüdiger Gutmann erst 2022 die Kommandobrücke eines Tankers.

Selbstverständlich kam man nochmals auf die Jungfernfahrt zu sprechen, bei der die „Gleichberg“ auf einem Riff festsaß. Es gehörte zu jenen Schiffsunglücken der DDR-Handelsflotte, die eine Stange Geld gekostet haben. Sie machten auf das Buch „Katastrophen auf See“ aufmerksam, in dem „Seeunfälle der zivilen DDR-Schiffe“ beschrieben werden. Darin schildert Harald Mertin, der auf dem Semicontainerschiff „Suhl“ 1982 als 3. Technischer Offizier gefahren ist, die Begegnung mit der „Gleichberg“ am Havarie-Ort in der Straße von Tiran, durch die man den Golf von Akaba erreicht. Während die „Gleichberg“ mit einer Ladung LKW „W 50“ in den Hafen von Akaba (Jordanien) wollte, kam die „Suhl“ von dort und hatte ebenfalls LKW’s hingefahren. Von der „Suhl“ aus, die aber nicht helfen konnte, hatte er die „Gleichberg“ fotografiert und schrieb u.a. dazu: „Es bot sich uns ein imposanter Blick. Die ‚Gleichberg‘ saß hoch herausragend, weithin sichtbar, mit LKW’s beladen auf dem Riff fest“. Die von ihm geschilderte Geschichte ist äußerst interessant und lohnt sich, sie zu lesen. Zu finden im Internet unter den bereits genannten Buchnamen oder unter dem Titel „Das Gleichberg-Grounding“.

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