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Bleiplomben als Mosaiksteine der Wirtschaftsgeschichte

Erstellt von Kurt Lautensack |

Am Tag des Denkmals weckte das Steinsburgmuseum zur Eröffnung einer Sonderausstellung im Foyer mit anschließendem Vortrag das Interesse zahlreicher Besucher.

Römhild-Waldhaus – „Die Bleiplomben sind eine interessante Fundgattung, die bisher in der Bodendenkmalpflege kaum beachtet wurde“, sagte der Leiter des Steinsburgmuseums, Dr. Mathias Seidel, der zusammen mit seinem Museumsmitarbeiter Eugen Pietschmann die Besucher begrüßte. Die Geschichte der Plomben habe bereits vor 4000 Jahren im Vorderen Orient begonnen, als man Warenlieferungen mit Tonplomben versiegelt habe, erklärte Seidel in seinen einführenden Worten. Ihre Bedeutung und ihr Einsatz reicht bis in die heutige Zeit hinein, wofür es viele Beispiele gibt, auch wenn sich das Material der Plomben verändert hat.

Die Geschichte der Bleiplomben geht nach den gegenwärtigen Erkenntnissen bis in das 2. Jahrhundert zurück, als in Trier die bisher ältesten gefunden wurden. Sie wurden in der Folgezeit vor allem zum Versiegeln von Münzsäcken verwandt und enthielten das Bildnis des Kaisers. Sicher sei, dass die Bleiplomben seit dem 13. Jh. mehr und mehr auch als Qualitätssiegel und zur Warenkennzeichnung verwendet wurden. Vor allem bei der Tuchmacherinnung nahm die Tradition der Tuchsiegel zu. Mit zunehmenden Waren- und Gütertransporten über weite Entfernungen nahmen im 17. Und 18. Jh. auch die Verplombungen von vielen Handelsgütern deutlich zu.

Der Museumsleiter richtete schließlich den Blick nach Südthüringen, wo inzwischen schon 156 Plomben gefunden wurden. Bei den Funden arbeite die Bodendenkmalpflege eng mit den Detektorengängern zusammen, so dass sich die Zahl der Funde in Südthüringen deutlich erhöht habe. Etwa 95% seien Detektorfunde, die vor allem auf den Äckern auftauchen, weil sie über die Haushalte oft durch die Bauern dorthin gelangten. Alle ausgegrabenen Stücke werden fotografiert, unter die Lupe genommen und genau untersucht, katalogisiert und in einer Datenbank erfasst.

Intensiv mit der Geschichte, den Formen und Arten der Plomben hat sich Eugen Pietschmann auseinandergesetzt. Bei seinen Erklärungen ging er zunächst auf die in einer Vitrine ausgestellten Beispiele kurz ein. Darin enthalten ist z. B. eine Salzsteuerplombe mit einem Wappen, ebenso eine Tuchplombe wie sie auch in Preußen ab 1713 für Exportgüter verwendet wurde. Beide sind aber noch nicht bestimmt, weil es oft sehr schwierig sei, da nicht auf allen Plomben Schriften oder Zeichen zu erkennen sind. Es steht also noch einiges an Arbeit bevor.

In seinem anschließenden Vortrag erfuhren seine Zuhörer in Wort und Bild viele Informationen über die Vielseitigkeit sowie interessante Einzelheiten der verwendeten Plomben. Dabei ging es beispielsweise um die Fundorte bzw. Herkunft, um die Arten der Plomben, um die Produktgruppen sowie um die Frage, wozu die Plomben dienten. Eugen Pietschmann sprach dabei von Gütesiegel, wie sie von der Weberinnung für ihre Stoffe oder von anderen aufkommenden Wirtschaftszweigen verwendet wurden, um die Qualität der Stoffe, Größe oder Färbung zu kennzeichnen. Mit dem Warensiegel der Firmen (auch Firmenlogo) sollten Manipulationen verhindert werden bzw. wurden Produktgruppen gekennzeichnet. Schließlich gab es auch Steuersiegeln mit einem herrschaftlichen oder Landeszeichen (Landeswappen), um den Nachweis der Steuerzahlungen zu belegen.

Interessant waren auch einige statistische Angaben. So konnten von den 156 aufgenommenen Plomben 16 Fundorte Südthüringen zugeordnet werden. Fündig geworden war man vor allem im Gebiet zwischen Meiningen und Suhl sowie in Sonneberg. Weitere 34 waren inländische Herkunftsorte, andere Herkunftsgebiete waren Polen (4), Frankreich, Niederlande und Spanien. Interessant auch die Zuordnung zu den Produktgruppen. Zugeordnet konnten die gefundenen Plomben am häufigsten dem Mehl (58), gefolgt von Salz (12), den Plomben der Eisenbahn (11) oder Tuche (7), um nur einige zu nennen. Alle diese Fundstücke, so Pietschmann, seien wertvolle Mosaiksteine der Wirtschaftsgeschichte.

Wie bereits erwähnt, haben Plomben bis in die heutige Zeit ihre Bedeutung. So sind sie in jedem Haushalt bei den Stromzählern, also in der Energiewirtschaft zu finden. Aber auch bei Warentransporten wird die Unversehrtheit kontrolliert (Zoll) oder eine gesamte LKW-Ladung wird versiegelt. Dabei wurden die Bleiplomben zunächst durch Aluminium ersetzt und in jüngster Zeit sind es vor allem Kunststoffplomben. Da seine Ausführungen großes Interesse fanden, ließ Eugen Pietschmann seinem ersten gleich einen zweiten Vortrag folgen. Zusehen ist die Sonderausstellung noch bis Jahresende. Vielleicht lässt sich ja der Besuch mit einer Wanderung zur Steinsburg verbinden.

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