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Backen wie zu Urgroßmutters Zeiten!

Erstellt von Kurt Lautensack | | Mendhausen

Backhäuser spielten seit anno dazumal auf dem Land eine wichtige Versorgungsrolle. Freies Wort möchte mit seiner Backhaus-Serie in loser Folge Backhäuser des Landkreises vorstellen. Heute das Backhaus in Mendhausen.

Mendhausen – „Brot essen ist keine Kunst, aber Brot backen“, so heißt es in einem Spruch, bei dem es sich wie bei vielen anderen Zitaten, Aphorismen, Redensarten oder Sprichwörter um das Brot dreht. Auch sie sollen uns hin und wieder ganz nebenbei bei der Backhausserie begleiten, ob es tiefsinnige oder schöngeistige, ironische oder freche sind. Aber sie stellen oftmals Lebenserfahrungen dar oder beruhen bzw. beruhten auf Beobachtungen im Alltag, wobei auch schon immer Spaß und Humor nicht ausgeschlossen waren.

Um auf den obigen Spruch zurückzukommen, war und ist das Beherrschen des Backofens im Dorfbackhaus wahrhaftig eine Kunst. Denn Brot ist nicht gleich Brot, das spielen Backzeit, Ober- und Unterhitze, die Teigart und einiges mehr eine Rolle und natürlich die Erfahrung derjenigen, die am Ofen stehen. Das gilt ebenso für die verschiedenen Kuchenarten, die bei Backhausfesten in den Ofen geschoben werden. Ein solches Backen im Dorfbackhaus hat eine sehr lange Tradition und war für die bäuerliche Selbstversorgung sehr bedeutend. In Mendhausen soll es neben dem Gemeindebackhaus teilweise auch „hauseigene Backöfen“ gegeben, die aber Anfang des 20. Jh. alle verschwanden.

Seit wann genau es in Mendhausen ein öffentliches Backhaus gegeben habe, konnte Bärbel Freund im Gespräch mit dem Autor des Beitrages nicht sagen, weil es darüber leider keine Unterlagen existieren, zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt. Ihre Vermutung, etwas in en Kirchenbüchern darüber zu finden, hat sich ebenfalls nicht bestätigt. Doch bei ihren Recherchen und beim Blättern in der Vereinschronik ist die Vorsitzende des „Heimatverein Mendhausen-Mönchshof e.V.“ auf eine alte Feuerwehrordnung gestoßen. In einem Schriftverkehr von 1822 wird darauf verwiesen, dass Mendhausen ein Backhaus mit zwei Backöfen und zwei Schornsteinen besitzt, aber nur ein Backofen in Gebrauch sei. Außerdem sei vermerkt, dass täglich drei Mal 40 Laiber Brot gebacken würden. Gebacken wurde aber schon viel früher, wahrscheinlich schon um 1700.

Weitere Unterlagen habe sie nicht gefunden, so Bärbel Freund. Aber es existiere noch ein Plan von 1863, in dem das Backhaus in seiner heutigen Form aufgezeichnet sei. Dazu muss man wissen, dass das Gebäude neben dem Backhaus noch andere Räumlichkeiten hat und zu frühen DDR-Zeiten ein Anbau hinzugekommen war. Über die Gemeinde incl. Fördermittel erfolgte ab 2003 eine komplette Rundum-Sanierung mit Rückbau zur früheren historischen Form, verbunden mit einer Freilegung des Fachwerkes.

Zuvor aber beherbergte neben dem Backhaus das Gebäude nach dem Krieg Flüchtlinge bzw. Vertriebene, erklärte Bärbel Freund. In den 1950er Jahren sei es Milchsammelstelle und Poststelle gewesen und zeitweise befand sich auch eine Wohnung darin. Im Gebäude war sogar das Gemeindeamt bis zur Auflösung der Schule untergebracht. Nach der Sanierung wurde neben dem Backraum eine Küche eingerichtet, neue Toiletten installiert und im Dachgeschoss ein Raum für den Heimatverein eingerichtet. Der Backofen selbst sei letztmalig 1947 aufgearbeitet worden und bedarf dringend einer Sanierung, waren sich die Backhausenthusiasten einig.

In den 1950er und 1960er Jahren sei vor allem Walter Eppler als Backhausmeister tätig gewesen. Mit zunehmendem Wohlstand verflachte allerdings die Backhaustätigkeit, weil sich die Leute statt des mühevollen und zeitaufwendigen Backens leisten konnten, ihr Brot beim Bäcker zu kaufen. Und einen solchen habe es sehr frühzeitig in Mendhausen gegeben, erklärte Freund. Lediglich zu bestimmten Festlichkeiten rauchte hin und wieder der Schornstein, bevor es ruhig wurde um das Backhaus. Erst mit der Gründung des Heimatvereins Mendhausen-Mönchshof im September 1999 wurde auch die Backhaustradition wieder lebendig.

Als eine der ersten Maßnahme wurde der Backofen wieder aktiviert und Günter Freund und Klaus Thomas schöpften aus ihren Erfahrungen und avancierten zu den Bäckern im Dorfbackhaus. Äußerst erfreulich sei es, so die Vereinsvorsitzende, dass sich mit Silvio Kling ein jüngerer Nachfolger fand, dem inzwischen das Backhaus ans Herz gewachsen sei. Als ein „Mann für alle Fälle“, der sich um viele organisatorische Dinge mit kümmert, steht Hartmut Krell bereit. Nachdem die ersten Backversuche sehr zufriedenstellend ausgefallen waren, hatte der Heimatverein alle Mendhäuser und Mönchshöfer zum ersten Backhausfest am 03.09.2000 eingeladen. Ein ungetrübtes Backvergnügen wäre natürlich nicht ohne ein großartiges Frauen- und Küchenteam möglich gewesen, zu dem erfreulicherweise ebenfalls jüngere dazu stießen. Und zu jedem Backhausfest gehörte bisher in Mendhausen natürlich auch eine Kapelle.

Zeitgleich mit der Einweihung des sanierten Backhausgebäudes fand 2004 auch die Einweihung des Dorfmuseums statt, das inzwischen weit über die Grabfeldregion bekannt ist. Da der Aufwand für Backhaus- und Museumsfest allmählich die Kräfte des Vereins überstieg, wird seit 2010 beides getrennt. Während das Backhausfest am ersten Sonntag im Mai stattfindet, ist das Museumsfest einen Sonntag vor dem Tag des Denkmals. Neben dem begehrten Brot werden in Mendhausen Zwiebel- und Petersilienkuchen (Grüne Kuchen) und inzwischen auch Pizzas gebacken. Eine besondere Mendhäuser Spezialität ist eine in Brotteig gerollte „Bratwurst im Schlafrock“. Leider hatte Corona das Backhausfest im vorigen Jahr verhindert, so dass nur ein Verkauf über die Straße nach Vorbestellung stattfinden konnte. Die Hoffnung auf ein Backhausfest im kommenden Mai ist beim Verein auf Null gesunken. Doch aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben, deshalb heißt es im Verein „mit mehligen Grüßen“ bis zum nächsten Fest.

 

Fotos:

  1. Der Ofen bleibt zurzeit kalt, bedauern Bärbel Freund, Klaus Thomas und Hartmut Krell, der Mann für alle Fälle (r.).

  2. Backprobe bestanden: Ofenmeister Silvio Kling und Altmeister Klaus Thomas

  3. Ein Küchenteam mit Nachwuchskräften vor fast genau 10 Jahren

  4. Das sanierte Backhausgebäude nach der Einweihung

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