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Aus der Feuerwehrarbeit der Wache 1

Erstellt von Kurt Lautensack | | RömhildFeuerwehr

Wie sieht eigentlich die Arbeit der FFw in dieser gegenwärtigen Zeit aus, in der es nach wie vor eine Menge zu tun gibt? Freies Wort ging der Frage nach und besuchte die Wache 1 der FFw in Römhild.

Römhild – Lockdown bei der Freiwilligen Feuerwehr? Das wird es ja wohl nicht geben, wo doch die bezahlten Fußballer Woche für Woche über den Platz rennen, trainieren, spielen und spucken, um sich schließlich beim Torjubel traubenförmig in den Armen zu liegen. Außerdem hört man ja oft genug die Sirene heulen, wenn die Feuerwehrleute ausrücken, ob zu einem Verkehrsunfall, zu Bränden, zu wetterbedingten Havarien oder zu einer anderen Art technischer Hilfeleistung. Oder ist es etwa nicht so?

„Ja und nein“, sagen Wehrführer Oliver Thein und sein Stellvertreter Kai Lamping von der Wache 1, der FFw Römhild, die beide die Qualifikation „Verbandsführer“ besitzen. „Wir befinden uns gewissermaßen in einem Teil-Lockdown“, erklärte Oliver Thein die gegenwärtige Situation bei der FFw der Stadt Römhild. „Wir rücken nur zu Einsätzen raus, ansonsten ist alles runtergefahren. Es gibt keine Ausbildung und keine Zusammenkünfte“. Ein solcher Umstand befriedigte die Führungskräfte und aktiven Kameradinnen und Kameraden der Wache 1, bestehend aus 30 Leuten, in keiner Weise. „Bereits beim ersten Lockdown haben wir überlegt“, so Kai Lamping, „was können wir machen, um neben den Einsätzen einen gewissen Ausbildungsstand zu halten und die fehlenden praktischen Stunden in irgendeiner Form zu ersetzen bzw. auszugleichen“.

So hatte er zunächst im Frühjahr Fragebögen erarbeitet, mit seinem Wehrführer abgestimmt und an alle Kameradinnen und Kameraden in Papierform verschickt. Die Fragebögen bezogen sich auf alle wichtigen feuerwehrtechnischen Themen, beispielsweise zur Fahrzeugkunde, zur technischen Hilfeleistung, zu Gefahren an der Einsatzstelle oder zu Fragen der FwDV 3 (Feuerwehr-Dienstvorschrift Nr. 3), um einige Themen zu nennen. So bestand beispielsweise der dreiseitige Fragebogen zur Fahrzeugkunde aus 13 Fragen mit fünf vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, von denen durchaus zwei oder drei Antworten als richtig angekreuzt werden konnten. So wurde unter anderem nach den Fahreigenschaften von Feuerwehrfahrzeugen (straßenfähig, geländegängig usw.) gefragt, nach der richtigen Fahrzeugaufstellung am Einsatzort oder nach der Nennrettungshöhe bei Hubrettungsfahrzeugen. Andere Aussagen wiederum, bezogen sich auf ein TLF 3000 (Tanklöschfahrzeug), auf die Mindestmenge von Schaummittel bei einem HLF 20 oder auf mögliche Sonderrechte nach der StVO. Damit soll lediglich einmal der inhaltliche und zeitliche Umfang der Vorbereitung verdeutlicht werden, den ein solches aufgegriffenes Thema mit sich bringt. Da steckt Engagement, Einsatzfreude und die Liebe zur Feuerwehr drin.

Das Ergebnis seiner Aktion habe sich gut angefühlt, meinte Kai Lamping im Gespräch. Alle Fragebögen gingen bei der Wache mit Ergänzungen und Hinweisen ein. Alles wurde gründlich ausgewertet, in einer Statistik erfasst und Vorschläge beachtet. Eine solche Auswertung sei ab Mai 2020 im Rahmen der wieder möglichen praktischen Ausbildung in kleinen Gruppen erfolgt, erklärte Oliver Thein. Doch mit dem zweiten Lockdown wurden die Kameraden wieder ausgebremst. Inzwischen waren die beiden Brandmeister (Dienstgrad) nicht untätig und hatten überlegt, wie das Zauberwort „Home Office“, das ja längst in aller Munde war, in ihrer Wache 1 effektiv umgesetzt werden kann. Es gebe zwar einen Ausbildungsplan, erklärte der Wehrführer, doch sei dieser nicht starr und man reagiere auf Veränderungen in der Themenauswahl.

Um die Ausbildung im Home Office zu verbessern, war Kai Lamping auf der Suche nach einer dafür geeigneten Plattform. Persönliche Kontakte zu Kameraden in Erfurt-Marbach, Fambach oder Sachsenbrunn halfen ihm dabei. „In Facebook hatte ich außerdem einen Beitrag entdeckt, in dem von einer Fortbildung über die Plattform „Zoom“ die Rede war“, so der stellvertretende Wehrführer. Doch die sei teilweise kostenpflichtig und nur bedingt kostenlos gewesen und so ging seine Suche weiter. Er habe weitere Plattformen wie Skype, Microsoft Teams oder Discord gefunden. Über diese Online-Dienste können Chats, Sprach- oder Videokonferenzen durchgeführt werden. Eine dieser Plattform wird inzwischen genutzt, um mit den Kameraden Ausbildungsinhalte über den häuslichen Rechner, über Laptop oder Handy durchzuführen.

Die erste Veranstaltung auf dieser Art habe bereits am 8. Januar 2021 stattgefunden. Von allen Führungskräften der Wache 1, vom Gruppenführer über Zugführer bis zu den Gerätewarten sei diese Art Fortbildung für gut befunden worden, erklärten beide. Die Beteiligten erhalten einen Link, über den sie sich einloggen und an der Ausbildung teilnehmen können. Inzwischen ist für diese Woche bereits die 5. Onlinekonferenz vorgesehen. Das Feedback sei bisher durchweg positiv, denn es werden auch Videos eingespielt, die Leute können auf Fragen eingehen und auch aktiv eingreifen. Die Beteiligung liege bei 90 %. „Alle Teilnehmer bekommen natürlich diese Stunden auf das Jahressoll von 40 Ausbildungsstunden angerechnet“, so Oliver Thein, „und wir bieten genügend an, so dass jeder auf seine Stunden kommt“.

Dabei sei die Vorbereitungszeit für eine Ausbildungsstunde nicht unerheblich, denn sie betrage zwei bis drei Stunden, meinte Kai Lamping. So habe er z. B. ein Video in der Fahrzeughalle aufgenommen, das dann in der Video-Schaltung genutzt wurde. Das brauche für die technische Umsetzung eben alles seine Zeit, aber es lohne sich. Zwar ersetze diese Form keineswegs die praktische Ausbildung vor Ort, darüber waren sich beide einig, sie sei aber ein wichtiger Baustein, zumal auch die Kreisausbildung zurzeit ruhe.

Übrigens würde auch der Jugendfeuerwehrwart der Wache 1, Andreas Stadtherr über Skype diese Möglichkeit mit dem Feuerwehrnachwuchs nutzen. Natürlich sind sie gerne bereit, betonen Lamping und Thein, die anderen Wachen der FFw Römhild zu unterstützen, wenn das Interesse daran besteht. Denn die gewohnte Ausbildung in der FFw Römhild könne momentan nicht stattfinden, bestätigte auf telefonischer Rückfrage auch Stadtbrandmeister Stefan Laube. Aber, so Laube, gegenwärtig seien auch die anderen Wachen dabei, Möglichkeiten über die Online-Plattform vorzubereiten. Doch diese Form der Ausbildung, wie sie in der Wache 1 durchgeführt werde, finde an anderen Standorten bisher nicht statt. Aber Lockdown hin oder her, die FFw muss täglich einsatzbereit sein und das verlangt eine hohe Verantwortung bei allen Feuerwehrleuten.

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