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Audioguide von Kindern für Kinder

Erstellt von Kurt Lautensack | | RömhildGlücksburg

Viele Gäste waren am vergangenen Mittwoch der Einladung ins Museum Schloss „Glücksburg“ gefolgt um eine besondere Präsentation mitzuerleben.

Römhild – „Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben…“, so beginnt ein Zitat von Ernst Reinhardt, das gerne angewandt wird, wenn jemand mit einer völlig neuen Aufgabe konfrontiert wird. Auf die Schülerinnen und Schüler der jetzigen Klasse 8b der Herzog Bernhard-Regelschule Römhild trifft dieses Zitat auf jeden Fall zu, zumindest bezogen auf ihr Projekt „Hör Mal“. Dass sie mit und an dieser Aufgabe gewachsen sind, wird deutlich, wenn man bereits bei der ersten Vorstellung ihres noch unvollständigen Projektes dabei sein durfte und nun, acht Monate später, miterleben durfte, wie sie diese Aufgaben inhaltlich und sprachlich gemeistert und sich auch als Schülerpersönlichkeit weiterentwickelt haben.

Der Präsentation voraus ging natürlich die Begrüßung durch den Beigeordneten des Stadtrates, Wolfgang Sontag, in Vertretung des Bürgermeisters Heiko Bartholomäus. „Es ist schön, dass für die Stadt ein Medium geschaffen worden sei, dass es ermöglicht, ohne Stadtführer (in Person) das frühere Leben etwas nahezubringen“. Heute wie früher, so Sontag, sei es immer noch der Lehrer, dem es gelingen müsse, die Schüler für etwas zu begeistern. Dies sei dem Geschichtslehrer Kai Storch, sicher auch in guter Zusammenarbeit mit Schulleiter Ralf Schellenberger und den Eltern der Kinder aus seiner Sicht gut gelungen. Sein Dank ging auch an Museumsleiterin Kerstin Schneider und Mitarbeiterin Hella Licht sowie an die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und an die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), als Förderinstitution.

Dessen Vertreter, Andrea Bätzig TLM) und Michael Kraus, konnte Wolfgang Sontag willkommen heißen. Es sei ein Anliegen der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen/Thüringen in Zusammenarbeit mit der TLM, solche Projekte zu fördern, so Michael Kraus. Sie würden dem kulturellen Leben neue Impulse geben und zum anderen das kulturelle Erbe beider Länder erhalten und pflegen. Wichtig sei es dabei, dass auch gerade die Eltern eine solche Arbeit mit unterstützen. Dem pflichtete auch Kai Storch bei, der froh sei, dass nach acht Monaten ein fertiges Projekt präsentiert werden könne. Er habe noch genau die Worte seines Schulleiters im Ohr, als dieser an einem Freitag, es sei am 7.10.2021 vor der letzten Stunde gewesen, gefragt habe: “Wie spontan ist die 7b und ihr Klassenleiter?“. Sie seien es gewesen und seien in ein Projekt eingestiegen, das anstrengende Wochen mit sich gebracht habe. Es folgten Absprachen mit dem Museum und eine intensive Zusammenarbeit, Material wurde zusammengetragen, Zeitungsausschnitte gesichtet, Bücher gelesen und Leute wurden befragt. Auch die letzte Woche sei für die Beteiligten nochmals anstrengend gewesen, als es im Endspurt über die Ziellinie ging.

Bei der Erarbeitung des Audioguides „Römhild im Mittelalter – eine Zeitreise“ wurden die damals Siebt- und nun Achtklässler natürlich nicht alleine gelassen, so Kai Storch. Sein Dank galt deshalb auch Jörg Wagner von der Mobilen Museumspädagogik der LAG Jugendkunstschulen Thüringen e.V. und der Medienpädagogin Florence von der Weth von Radio LOTTE e. V. für die Unterstützung. Denn ein Highlight bei der Produktion der Audioguides vor Ort war natürlich auch die Aufnahmetechnik. Da ging es darum Geräusche aufzunehmen bzw. einzuspielen, manches mit Musik zu unterlegen oder saubere Dialoge zu sprechen. Gerade die Schülerinnen und Schüler haben erfahren und gelernt, was da alles dazugehört. Sie selbst mussten das richtige Sprachtempo finden, laut und deutlich sprechen. Besonders dankte er auch Doris Hochstrate aus Haina, die einige Texte in Mundart „übersetzte“ und sie den Schülern sprechen ließ. Kein einfaches Unterfangen, wie sie später im Gespräch sagte, „weil es für die Sprecher zum Teil wie das Erlernen einer Fremdsprache war“. Sie bedauerte auch, dass Mundart in den Familien immer weniger gesprochen werde, sich teilweise in der Region vermischt und wohl irgendwann verloren gehen wird.

Das Schülerprojekt bezieht sich auf vier Schwerpunkte der Stadt. Auf dem „Markt“ erfährt der Hörer einiges über die einstigen Märkte in Römhild und fühlt sich auch dorthin versetzt, während in der „Stiftskirche“ neben den Orgelspiel von Claudia Bari die Stimmen der „Grafen von Henneberg“ zu hören sind. Im „Stadtturm“ wird auch einiges über die Stadtmauer zu bei einem Gespräch mit dem Turmwächter zu erfahren sein, währen im „Schloss Glücksburg“ in den Keller hinabgestiegen wird zu einer Reise ins Mittelalter. Kein Schlossgeist, sondern Maurerlehrling Hugo Westenfeld (fiktiv) berichtet da von Bauarbeiten. Jeweils zwei Mädchen/Jungen stellten diese vier Stationen bei der Präsentation vor, die von viel Beifall der Besucher begleitet wurde. Für die Schüler selbst war es äußerst interessant, lehrreich und hat vor allem viel Spaß gemacht, den Lernort außerhalb der Schule zu verlegen.

Für Andrea Bätzig, die schon mehrere Audioguides-Präsentationen miterleben konnte, „entsteht immer ein einzigartiges Projekt“, so auch in Römhild. „Ihr wisst jetzt, was alles bei der Produktion eines Hörspiels oder einer Radioaufnahme dazugehört“. Anders als bei Film und Fernsehen werde hier etwas „Besonderes im Gehirn erzeugt“, weil hier eigene Bilder oder Vorstellungen einfließen. „Was ihr gelernt habt, werdet ihr so schnell nicht vergessen. Es ist lobenswert, was hier entstanden ist, darauf könnt ihr stolz sein“. Die anschließende Hörprobe zum „Schloss“ bestätigte das bisher Gesagte und ein Schmunzeln ließ sich beim Hören der Mundart nicht vermeiden.

Dieses Audioguide (im Sinne eines Museumsführers als Hörspiel) „Römhild im Mittelalter“ ist ein medienpädagogisches Projekt, das zwar von Kindern gemacht wurde, aber keinesfalls nur für Kinder gedacht ist. So werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen begeistert sein. Es lohnt sich, es einmal auszuprobieren, denn es kann ab sofort im Museum genutzt bzw. ausgeliehen werden. Für Smartphone-Nutzer gibt es an den jeweiligen Stellen Tafeln mit einem QR-Code, so dass man es auch auf seinem eigenen Gerät hören kann.

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