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Als Mahnung für den Frieden

Erstellt von Kurt Lautensack | | Gleichamberg

Zum Volkstrauertag fanden überall in Deutschland offizielle Veranstaltungen und Gottesdiensten zum Gedenken der Opfer beider Weltkriege und der Gewaltherrschaft in der Welt statt, auch in Gleichamberg.

Gleichamberg – Bläserklänge, Chorgesang und tief gehende, berührende Worte am Denkmal am Fuße des Großen Gleichberges, verbunden mit Kranzniederlegungen, eine Tradition, der sich die Einwohner von Gleichamberg mittlerweile seit 30 Jahren treu geblieben sind. Mit „Heilig, heilig, heilig“, einem Choral von Franz Schubert, eröffnete eine Bläsergruppe der Gleichberg-Musikanten die feierliche Gedenkstunde, der sich der Männerchor mit „Sag mir wo die Blumen sind“, einem Antikriegslied, dem Marlene Dietrich vor fast 60 Jahren eine Stimme gegeben hat, anschloss. Noch heute ist der Text aktueller denn je, betrachtet man das Geschehen in der Welt, ebenso wie das Lied „Die Antwort weiß ganz allein der Wind“ (Wie viele Straßen auf dieser Welt), ebenfalls vom Chor gesungen.

Begrüßt wurden die Anwesenden von Bürgermeister Heiko Bartholomäus zum „gemeinsamen Gedenken der Opfer der Kriege der Vergangenheit und der Gegenwart“. Kriege seien das Grausamste, was Menschen anderen Menschen antuen können, so Bartholomäus. Deshalb stehe er auch für die Erhaltung einer solchen Mahn- und Gedenkstätte, wie sie in den 14 Ortsteilen der Stadt einmalig sei, ein. „Es muss die Aufgabe der Gesellschaft, es muss unsere Aufgabe sein, für Frieden und Verständigung einzutreten, gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt“. In diesem Sinne gelte es auch unsere Kinder zu erziehen. Dabei erinnerte er daran, dass sich zum 100. Mal der Friedensvertrag von Versailles und die Entstehung der 1. Deutschen Nationalversammlung jährt. Vor 70 Jahren sein zwei deutsche Staaten entstanden, Familien getrennt und auseinandergerissen worden. So etwas dürfe nicht mehr geschehen.

Dem pflichtete auch Pfarrer Michael Buchholz bei, der im Anblick des Denkmals feststellte, dass es jährlich weniger werden, die „einen persönlichen Bezug zu den damals Geschehenen“ haben. Gerade weil es immer weniger werden, die davon Ahnung haben, was Krieg bedeutet oder Großmütter noch davon erzählen können, wie es den Leuten in den beiden Kriegen erging, darf es nicht in Vergessenheit geraten. Zu den wenigen, der diese Zeit aus eigenem Erleben noch kennt, ist er 93-jährige Armin Schmidt aus Gleichamberg, der bei der Kranzniederlegung dabei war. Ein anderer war Ewald Schmidt (79), der zwar erst die diese schlimme Zeit hineingeboren wurde, dessen Erfahrungen aber in die Nachkriegszeit hinein reichen.

„Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone geben“, zitierte Pfarrer Buchholz einen Bibelvers. Das sei früher ein beliebter Tauf- und Konfirmationsspruch gewesen, weil er in Zusammenhang mit Gott stehe. Über diesen Vers sei er „gestolpert“, als er sich Gedanken machte, über seine Worte zur Gedenkstunde. Denn die Frage nach der Treue sei leider beim Kaiser und später bei Hitler anders verstanden worden. Umso mehr beschäftigte ihn die Frage, „was denken eigentlich die AFD-Wähler, die ihre Stimme einer Partei gegeben haben, an deren Spitze ein Faschist steht? Was passiert, wenn diese Partei in Thüringen an die Macht kommt, fragt sorgenvoll Pfarrer Buchholz. Wird dann in den Lehrplänen stehen „Sei getreu bis in den Tod. Heil Höcke?“ Die AFD habe nur plakative Antworten ohne Inhalt, aber keine einzige Lösung. Warum also fallen Menschen darauf rein? Eine Antwort sollte sich jeder selbst geben.

„Über 70 Jahre leben wir in Frieden hier in Europa. Davon können gegenwärtig viele Menschen auf der Erde nur träumen“, so Buchholz. Es werde gehetzt gegen ein einiges Europa, gegen den Euro, doch das seien Garanten für den Frieden. Und, so seine Aufforderung, „haltet fest an den Glauben, denn der, an den ihr glaubt, ist ein Gott des Friedens“. Was uns helfe, sei der Zusammenhalt gegen jene, die Hass streuen und vor Gewalt nicht zurückschrecken. Das seien wir denen schuldig, die ihr Leben in den Kriegen der Welt ließen und noch viel mehr unseren Kindern und Enkeln.

Unter den Bläserklängen des Liedes „Ich hat einen Kameraden“ legten Angehörige und Freunde der Gefallenen, die Sangesbrüder vom Gesangsverein „Sängerlust“, die Sportfreunde vom TSV 08, die Kameraden der FFw und die Kirmesjugend Kränze zum Gedenken und den Lebenden zur Mahnung nieder. Mit einem Gebet wurde die Gedenkstunde beendet.

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