75 Jahre Kleintierzuchtverein Haina
Am 12. April 2025 feierten Vereinsmitglieder des KTZV gemeinsam mit befreundeten Züchtern und Gästen im Kulturhaus Haina ihr Vereinsjubiläum.
Haina – Es ist wohl ziemlich einmalig bei den Vereinen in unserer südthüringischen Region, zumindest aber äußerst selten, dass ein Verein in seinen 75 Jahren seines Bestehens 70 Jahre von nur zwei Personen als Vorsitzende geführt wird. Beim Kleintierzuchtverein T624 Haina gibt es eine solche Beständigkeit, denn seit 38 Jahren führt Wilfried Bock seinen Verein, dem vorher sein Vater Erich 32 Jahre vorstand. Nur in den ersten fünf Jahren haben die Vorsitzenden mehrmals gewechselt. Dabei führte ihn Wilfried Bock bisher ziemlich lautlos und bescheiden durch die Jahre, aber mit einer Liebe und innerer Begeisterung, die bei Begegnungen mit ihm immer zu spüren ist.
Umso größer war die Freude bei Wilfried Bock, was er auch als Anerkennung für seinen Verein wertete, dass er neben seinen Mitgliedern und benachbarten Vereinen Römhilds Bürgermeister Heiko Bartholomäus einschließlich Stadtrat Ralf Bernhard, Vizelandrat Dirk Lindner, den ehrenamtlichen Beigeordneten David Wiedemann, Michael Kümpel vom Landesvorstand der Rassegeflügelzüchter Thüringen e.V. sowie den Vorsitzenden des Kreisverbandes Schmalkalden-Meiningen, Mario Arnold begrüßen konnte. Zum Verständnis sei angemerkt, dass auf Grund der festen Bindung des Vereins seit der Gründung zu Meiningen, der „Kleintierzuchtverein Haina e. V.“ beim LK Schmalkalden-Meiningen verblieben ist. Das brachte er auch in seinem Rückblick zum Ausdruck.
Begeisterung für die Kleintierzucht von Anfang an
„Als der Verein am 1. April 1950 gegründet wurde“, so Wilfried Bock, „sind 32 Bürger dem Verein beigetreten“. Die Begeisterung sei sofort dagewesen und bereits im November 1951 sei die erste Kleintierschau mit 265 Geflügel und 181 Kaninchen im Gasthaus Gabler durchgeführt worden. Und im Dezember waren bereits auf der Rammlerschau in Erfurt drei Züchter mit ihren Tieren vertreten. Zum Verein hätten damals auch Ziegenzüchter gehört. 1959 wurde der Verband der Kleintierzüchter, Siedler und Kleingärtner (VKSK), so dass die Vereine Fachverbänden angehörten. Das habe zur Bildung der Sparten Geflügel-, Kaninchen- und Ziegenzüchter in Haina geführt. In größeren Zeitschritten sprach Wilfried Bock weitere Eckpunkte ihrer Arbeit an. So führten 1971 die Vereine aus Milz, Mendhausen, Römhild und Haina eine gemeinsame Kleintierschau in Römhild und darauffolgend in Milz und Haina durch.
Eine Bezirksschau unter führender Mitwirkung des Hainaer Vereins und des damaligen Kreiszuchtwartes des Kreises Meiningen, Eberhard Gundelwein, fand im Januar 1973 in Meiningen statt. 804 Züchterinnen und Züchter haben nach den Worten von Bock damals insgesamt 2863 Geflügel und Kaninchen ausgestellt. Gemeinsame Schauen habe es in den 1980er Jahren bis zur Wende auch zusammen mit Themar und bis 1997 mit Wasungen gegeben. Haina hatte sich inzwischen einen Namen erarbeitet und die Vereinsmitglieder kehrten erfolgreich als Deutscher, Thüringer oder Kreismeister von Ausstellungen zurück. Dabei konzentrierte sich der Verein immer mehr auf die Rassegeflügelzucht, da die Rassekaninchenzüchter im letzten Jahrzehnt kaum noch ausstellten. Heute zählt der Verein 25 Mitglieder, wobei es Wilfried Bock besonders freut, mit Anne Kopp und Elias Meißmer auch wieder zwei Jungzüchter dabeizuhaben.
In seiner Aufzählung verzichtet hat Bock dabei auf die jährlichen Lokalschauen im Kulturhaus Haina, die bis heute einen Blick auf die züchterischen Leistungen ermöglichen. Dabei galt sein Dank Ralf Bernhard als Vorsitzender des Dachverbandes „Heener Vereine“ für die Bereitstellung des Saales. Denn früher wie heute war und ist die Frage der Räumlichkeiten immer wieder ein Problem. So ist bereits auf Initiative von Eberhard Gundelwein und durch den Einsatz der Hainaer Züchter in Meiningen in Eigenleistung eine Ausstellungshalle errichtet worden, in der 1984 die erste Ausstellung stattfand. Auf Grund seiner Verdienste um den Bau sei ihm zu Ehren später das Gebäude in „Eberhard Gundelwein-Ausstellungshalle umbenannt worden. Die Halle sei auch ein Grund mit, warum man nach der Kreisreform bei Meiningen geblieben sei.
Anlage mit Erholungseffekt
Besonders stolz ist der Verein auf seine Gemeinschaftsanlage an der Landstraße L 1131 am Ortsausgang von Haina gelegen. Um 1970 zeigten 20 Jugendliche Interesse an der Geflügelzucht (wünschten sich viele Vereine heute noch), doch zu Hause seien ihren Möglichkeiten beschränkt gewesen, erinnert Wilfried Bock an die Situation. So sei der Gedanke aufgekommen, eine Gemeinschaftsanlage zu bauen. Doch es habe die Frage gestanden, wie sollen wir das finanzieren. Sie fanden gemeinsam eine Lösung. Sie benutzten eine leerstehende Stallanlage und zogen 1300 Masthähnchen, die sie an den damaligen Geflügelschlachthof in Schleusingen lieferten. Das wiederholten sie ein Jahr später und erzielten somit einen Reingewinn von 8000 Mark (das Finanzamt hielt damals die Hand nicht auf). Später verlegten sie sich auf die Aufzucht von Junghennen und Gänse um weiteres Geld zu erwirtschaften. Der Bau der Anlage, wo früher ein Sumpfloch gewesen sei, kam schrittweise voran und konnte 1978 zu den Arbeiterfestspielen im Bezirk Suhl (auch Römhild) mit weiterer Unterstützung eingeweiht werden. Hinzu kam das heute unverzichtbare Vereinsheim.
Natürlich müsse ständig etwas für Anlage und Vereinsheim etwas getan werden, erklärte Wilfried Bock. Manche (angehende) Abgeordnete hätten vor der Wahl ihre Unterstützung zugesagt, „aber dann ?“, ließ Bock die Antwort offen. Lediglich die damalige Abgeordnete Kristin Obst habe sich für Zuwendung von Lottomitteln eingesetzt. Der Verein habe zwischen 2004 und 2024 weitere 62000 Euro in Anlage und Vereinsheim Euro investiert. Diese sehr idyllisch gelegene weitläufige Gemeinschaftsanlage sei über Kreisgrenzen hinaus einmalig und biete alle Voraussetzungen für die Haltung von Gänsen, Enten und Hühnern. Darüber hinaus sei sie für alle, die die Anlage besuchen, eine Oase der Erholung. Auf keinen Fall versäumen wollte Wilfried Bock, allen Frauen des Vereins oder deren Mitglieder, die ständige Unterstützung bei allen Veranstaltungen, ob bei Ausstellungen, bei Sommerfesten in der Gemeinschaftsanlage oder anderen Tätigkeiten. Sein Dank galt auch den Frauen des Chores, die sich am Jubiläumsabend um die Versorgung kümmerten, die natürlich zu einem solchen festlichen Anlass dazugehört.