60-jähriges Musikantenjubiläum „Die Gleichberg-Musikanten“
Ein Jubiläum bietet stets die Gelegenheit für einen Rückblick auf die vergangenen Jahre, bevor dann der eigentliche musikalische Höhepunkt steigt.
Gleichamberg – Gründungsväter der Blaskapelle, KAP-Ensemble, Musikerlegende Erich Schumann, Dirigentenstabwechsel, Thüringisch-Fränkischer Musikantenstadel, Musik- und Dorffeste, „Little German Band & Dancers“, Jubiläen oder Gipfelkonzerte sind Stichworte und zugleich Stationen, die in der Geschichte „Die Gleichberg-Musikanten“ verankert sind. Doch können sie natürlich nur andeutungsweise mit „Sieben-Meilen-Stiefeln“ auf einen Werdegang und auf einer erfolgreichen Entwicklung dieses Blasorchesters verweisen.
„Musik bringt die Menschen zusammen und erleichtert das Zusammenleben“ dachten sich wohl auch die 10 Musiker, als sie sich im Herbst 1963 in Linden zusammentaten, um aus Freude zur Blasmusik ihre Idee vom gemeinsamen Musizieren umzusetzen. Einmal wöchentlich trafen sie sich, um zu proben, wobei sie außer ihren Instrumenten keine weitere Technik besaßen, ausgenommen die Atemtechnik, wie ein Musiker einmal scherzhaft hinzugefügt haben soll. Und nicht jeder habe über sichere Notenkenntnisse verfügt, wie es in den Aufzeichnungen zum 30-jährigen Jubiläum der Gleichberg-Musikanten erwähnt wird, aber schließlich hatte man ein musikalisches Gehör und Rhythmusgefühl.
Der erste Auftritt der noch namenlosen Kapelle erfolgte zur Vollversammlung der LPG im Februar 1964 in Linden. Es war die Geburtsstunde der heutigen „Gleichberg-Musikanten“. Obwohl inzwischen alle Gründungsmitglieder verstorben sind, sollen sie ehrenhalber noch einmal genannt werden, denn die Älteren werden sich noch an sie erinnern können. Es waren Otto Titel (Kapellenleiter), Horst Hanff, Herbert Freeß, Helmut Lang, Gerhard Fuchs, Helmut Büttner, Willi Kamp, Siegfried Krüger, Kurt Spiske und Kurt Fleischmann. Später übernahm Musikfreund Erich Schüler aus Gleichamberg die Leitung der Kapelle.
Ende der 1960er Jahre war es der Berufsmusiker und Musikerlegende Erich Schumann aus Gleicherwiesen, der die künstlerische Leitung der Kapelle übernahm. Die Kapelle wuchs zahlenmäßig an, da weitere Musiker ab Mitte der 1970er Jahren aus dem Gleichberggebiet hinzukamen, so unter anderem Edwin Müller (später Leiter der „Straufhain-Kapelle), Siegfried Erdenbrecher, Dietmar Bähr, Wolfgang Reinhardt, Olaf Kühnhold oder Bodo Müller, um nur wenige zu nennen. Sie wurde als „Blaskapelle der sozialistischen Landwirtschaft“, kurz als KAP-Kapelle bezeichnet. Der Name KAP ergab sich aus der Zusammenarbeit mehrerer LPG-en (von Streufdorf über Linden bis Gleichamberg, Bedheim) in einer „Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion“, die als Förderer galt.
Klangkörper mit hoher Qualität und einem Gesangsduo
Längst hatte ab Mitte der 1970er Jahren Erich Schumann junge Musiker des 1971/72 gemeinsam mit Gustav Siebensohn (Lehrer in Gleichamberg) aufgebauten Schülerblasorchesters in die KAP-Kapelle integriert, so dass aus der heutigen Besetzung bereits Gerald und Norbert Florschütz, Andreas Erbach, Udo Frank (nicht mehr dabei), Dieter Schubart, Bernhard Schüler, Joachim Seifert, Bernd Wachenschwanz und Hartmut und André Wiener dabei waren. Die Liste derer, die in der Vereinschronik der Gleichberg-Musikanten stehen, würde mehrere Seiten füllen. Erinnert sei an dieser Stelle an Matthias Schüler und Andreas Weiße. Sie alle prägten die die Entwicklung der Kapelle in den vergangenen Jahrzehnten mit.
Bei Musik-, Dorf-, Kinder- und Sportfesten sowie bei früheren LPG-Feiern machte die Blasmusik aus Gleichamberg weit über die Kreisgrenzen hinaus auf sich aufmerksam und einen Namen. Es hatte sich unter der künstlerischen Leitung von Erich Schumann ein Klangkörper entwickelt, der nicht nur die Handschrift des Vollblutmusikers trug, sondern der Kapelle beim Wertungsmusizieren 1985 das Prädikat „Oberstufe sehr gut“ einbrachte. Aufgrund mehrfacher Belastungen als Berufsmusiker übergab Erich Schumann 1986 die organisatorische Leitung der Gleichberg-Musikanten an seinen Schüler Bernd Wachenschwanz, der bis heute als 1. Vorstand das Zepter in der Hand hält.
Es war zugleich die Zeit einer Neuorientierung und Umbenennung und aus der „Blasmusik der sozialistischen Landwirtschaft“ wurden „Die Gleichberg-Musikanten“, da alle Kapellenmitglieder zu jener Zeit aus Orten südlich und östlich der Gleichberge kamen, von Gleichamberg bis Streufdorf/Seidingstadt und von Bedheim bis Eicha. Außerdem wurde im Februar 1987 mit Ina Wachenschwanz und Siegfried Erdenbrecher/später Joachim Seifert erstmals ein Gesangsduo präsentiert. Von Juli 1998 bis zur Gleichamberger Kirmes 2008 war Sabine Both die Sängern, die als Duo abwechselnd mit Musikkollegen aus der Kapelle auftrat. Ab März 2009 konnte Marlies Hack als Sängerin gewonnen werden, die im Duo mit Wilfried Schumann auftritt, sofern er als Elektrofachmann nicht gerade am Schaltpult sitzt und durch Joachim oder Norbert vertreten wird.
Unvergessliche Höhepunkte und Auftritte über Ländergrenzen hinweg
Auch bei der künstlerischen Leitung traten im Lauf der Zeit Veränderungen ein, da Erich Schumann aus gesundheitlichen Gründen 1991 zunächst zurücktrat und Musikkollege Andreas Erbach die Verantwortung übertrug. Nach einjähriger Pause nahm er seine Gleichberg-Musikanten nochmals in die Pflicht, bevor er 1996 den Dirigentenstab endgültig abgab. Für drei bzw. vier Jahre hatte Helmut Mitzenheim und Thomas Gütter (Leiter des KJOG) die Aufgabe übernommen, wobei es zwischenzeitlich ohne gehen musste. Seit 2005 ist Andreas Erbach erneut der musikalische Leiter der Gleichberg-Musikanten. Für seine musikalischen Verdienste wurde Erich Schumann 1994 zum 30-jährigen Jubiläum mit dem Ehrenbrief und der goldenen Ehrennadel der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände geehrt und mit dem goldenen Dirigentenstab ausgezeichnet. Er verstarb am 8. Mai 2003.
Wenn ein solches Blasorchester auf 60 Jahre zurückblickt, dann sind musikalische Höhepunkte und Auftritte kaum zu zählen und würden wohl ganze „Notenbücher“ füllen. Trotzdem sollen aus den hunderten von Auftritten einige in Erinnerung gerufen werden. Erste große Höhepunkte waren ein Auftritt auf der „Agra“ in Leipzig/Markkleeberg 1975 und bei den Arbeiterfestspielen 1978 im damaligen Bezirk Suhl. Erfolgreiche Teilnahme an Blasmusikfesten, verbunden mit Wertungsmusizieren 1981 in Gleichamberg, 1983 in Heubach, 1984 in Marisfeld und Sachsenbrunn oder 1985 in Themar. Selbst Kirmesfeste waren absolute Höhepunkte. Hinzu kamen vor allem in den letzten 30 Jahren die Kapellenjubiläen 1994, 2004 und 2014 sowie die Gipfelkonzerte auf dem Großen Gleichberg.
In musikalischer Hinsicht sollte sich vor allem der Mauerfall 1989 positiv auswirken. Fortan war die Kapelle in Ost (Thüringenweit) und West (Bayern und Hessen) bei Festen aller Art gleichermaßen gefragt. Höhepunkte waren das Blasmusikfest 1990 in Alsleben, der thüringisch-fränkische Musikantenstadl in Bad Rodach, Gräfenroda und Gleichamberg in den 1990er Jahren, zwei CD-Produktionen 1997 und 2005, Auftritte in Oberröblingen (Sachsen-Anhalt), in Jena, der Partnergemeinde Knetzgau, das „Buschfest“ in Kirchtimke bei Bremen/Rhön oder als Vorkapelle bei Auftritten der Alpenrebellen und der Kastelruther Spatzen. Selbst Auftritte im Ausland werden allen in Erinnerung bleiben wie beispielsweise auf dem Keukenhof, dem Tulpenparadies Hollands, beim Almabtrieb in Söll am Wilden Kaiser, Konzerte in Lungau/Österreich oder in Tschechien.
Unvergesslich, auch für viele Gleichamberger Musikfans die ihre Reise mit den Gelchberg_Musikanten 2003 über den Atlantik hinweg nach Raleigh, der Hauptstadt von North Carolina (USA) zur befreundeten „Little German Band & Dancers“. Bei mehreren Konzerten, unter anderem in der „Greenshields Brewery & Pub“, einer großen Brauerei, in der City von Raleigh, in einer „Middle School“ oder vor einem Baseballspiel im „Five Country Stadion“. Bei all ihren Auftritten, wo immer sie auch mit viel Beifall und Sympathie aufgenommen wurden, wissen aber auch die Gleichamberger ihre „Gleichberg-Musikanten“ als Kulturträger der Region hoch zu schätzen.
Als Höhepunkt des Jubiläums erlebten die Gleichamberger und ihre Gäste ein durchweg musikalisches Wochenende (15. Und 16. Juni) mit „Holger Mück und seiner Egerländer Blasmusik“ (20-jähriges Jubiläum) und den Gleichberg-Musikanten.