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100 Jahre Gemeinde der Steinsburgfreunde

Erstellt von Kurt Lautensack | | Römhild

Der Konferenzsaal der Raiffeisenbank Römhild erwies sich am Samstag als ein geeigneter Treffpunkt, um 100 Jahre Geschichte der Steinsburgfreunde vorüberziehen zu lassen.

Römhild –Für den Vereinsvorsitzenden der Gemeinde der Steinsburgfreunde, Johannes Bäumert, war es eine besondere Freude, aus diesem festlichen Anlass viele Persönlichkeiten zu begrüßen. Unter ihnen Landrat Sven Gregor, Bürgermeister Heiko Bartholomäus, vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) Thomas Grasselt, Bertram Lucke und Mathias Seidel sowie Historikerveteran Bernd Bahn. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch Michelle Weingarten, Melissa Möhrimng und Julius Kämpe vom Jugendorchester Römhild.

  „Man kann sich in unserem Landkreis an zwei bedeutsamen Punkten orientieren“, sagte Sven Gregor in seinem Grußwort, an den Gleichbergen und am Bleßberg, weil sie weithin sichtbar sind“. Einer der beiden Gleichberge, der Kleine Gleichberg, auch Steinsburg genannt, stehe seit mehr als 100 Jahren im Fokus der Steinsburgforschung. Dabei komme der Gemeinde der Steinsburgfreunde „eine wichtige Rolle in unserem Landkreis“ zu, da sie ihren Beitrag zum kulturellen Leben leisten. Deshalb freue er sich, bei diesem bedeutsamen Jubiläum dabei zu sein. Aus seiner Sicht hat die Gemeinde der Steinsburgfreunde, so führte Heiko Bartholomäus aus, „den Grundstein gelegt für die Erforschung der Steinsburg, aber auch für den Bau eines Museums“. Sie habe von Anfang an Menschen vereint, die sich nicht nur für die Erforschung, sondern auch für den Schutz der Steinsburg und ihrer Natur einsetzten. „Die Steinsburgfreunde sind oft unter dem Radar gelaufen und verdienen eine weit größere Anerkennung als bisher“. Sie seien ein unverzichtbarer Verein in unserer Region und er hoffe auf weitere 100 Jahre, natürlich im Laufe der Zeit mit anderen Leuten.

Die Zeit war reif für ein handeln

  Für einen Rückblick auf ihr Tun und Wirken der Steinsburgfreunde sei keine Person besser geeignet als der langjährige Vorsitzende des Vereins und Mitglied der Wiedergründung vor 30 Jahren, Horst Worliczek, ist sich Johannes Bäumert sicher. Vor ihm habe nun die schwierige Aufgabe gestanden, so Worliczek, „was bringen, was auslassen“. Selbst nur 5 Minuten für ein Jahr aufgewandt, würde einen Tag ausfüllen, meinte er. So könnten es nur wenige Stationen durch ein Jahrhundert sein. „Die gute Nachricht vorweg, die Gemeinde lebt“. Begonnen habe es 1900, als Alfred Götze erstmals Römhild und den Kleinen Gleichberg besuchte, ohne die Vorreiter, wie den Prähistoriker Gottlieb Jacob und andere zu vergessen. Die Archäologie erlebte eine Blüte und findet in Apotheker Carl Kade, Georg Griebel (Bürgermeister von Römhild), in Personen aus Hildburghausen und Meiningen Mitstreiter, führte Worliczek weiter aus. Man traf sich im legendären Waldhaus, redete miteinander und der Gedanke einer Steinsburg-Gemeinde kam auf. Am 25.11.1925 wurde im Sattel der Gleichberge die Gemeinde der Steinsburgfreunde gegründet. Damals wie heute gehörten und gehören zum Verein heute Naturkundler und Forstbeamte, Archäologen, Bodendenkmalpfleger und Historiker sowie engagierte Freunde der Gleichberglandschaft.    

  Willfried Büttner, ein unermüdlicher Kämpfer für den Schutz der Steinsburg, habe in der Gründungsversammlung zur Wiedergründung der Gemeinde der Steinsburgfreunde am 23.4.1995 rückblickend auf die damalige Zeit formuliert: „Aber die Zeit für die Gründung unserer Gemeinde war reif, es gab wie heute auch, eine große Öffentlichkeit und ein starkes Interesse“. Es ging um den Schutz des Berges mir seinen Anlagen, um die Pflanzen und Tierwelt. Der Bau des Steinsburgmuseums sei trotz Rückschläge vorangetrieben worden, finanziert von in die USA ausgewanderten und späteren Brauereibesitzer Christian Heurich aus Haina ((1842 – 1945). 1929 wurde das Steinsburgmuseum eingeweiht und der Verein zählte im Jahr 1930 433 Mitglieder. Die Forschung und die Vereinsarbeiten sei vorangekommen, so Worliczek. Dann sei der Krieg gekommen und die Vereinsarbeit musste eingestellt werden. 

Mit Mut in eine neue Zeitepoche

  Ende des Krieges, Deutschland wurde aufgeteilt, erfolgte die Auflösung des Vereins, doch die Arbeit ruhte nicht. 1948 stirbt der unvergessliche Steinsburgforscher Alfred Götze, Carl Kade übernimmt kommissarisch die Leitung des Steinsburgmuseums und Gotthard Neumann die wissenschaftliche Leitung. Nachkriegszeit und Besuchersperre (Sperrgebiet) ließen die Mitgliederzahlen sinken. Wie ging es weiter? Von 1958 bis 1990 bestand der Kulturbund der DDR. Bernd Bahn, der von 1968 bis 1973 Leiter des Steinsburgmuseums war, erinnert sich: „Das Interesse war für die Fortführung von Arbeiten an der Steinsburg war“ und so habe man sich bemüht, über den Kulturbund die „Fördergemeinschaft Steinsburg“ als Verein zu gründen. Das sei am 20.4.1958 erfolgt. Um den Verein nach außen zu präsentieren, wurde ein Symbol entworfen, das bis heute das Markenzeichne der Gemeinde der Steinsburgfreunde ist. In den Folgejahren wurde der „Weg des Gedenkens“ angelegt, Friedhöfe und Stollen am ehemaligen Arbeitserziehungslager am Großen Gleichberg freigelegt. Ein erster großer Einsatz an der Steinsburg sei 1976 erfolgt. Die Arbeit wird bis heute weitergeführt.

  „Es war eine interessante und wichtige Zeit für unsere Arbeit“ nahm Horst Worliczek den Faden wieder auf und meinte die Zeit vor und nach der Wende. Mit der Übernahme des Steinsburgmuseums durch das TLDA war sein Fortbestand gesichert und der Gedanke der Reaktivierung des Vereins erwachte. „Seiner Realisierung widmete sich mit besonderem Engagement der damalige ehrenamtliche Bodenpfleger des Kreises Meiningen und heutige Leiter des Steinsburgmuseums Willfried Büttner“ schrieb die Landesarchäologin Sigrid Dušek in ihrem Grußwort zur Gründungsversammlung 1995. Die Arbeit der Steinsburgfreunde habe Fahrt aufgenommen, „von Null auf 100“, weiß Horst Worliczek aus eigenem Erleben. „Die Programme der Steinsburgfreunde sind legendär und eine Sammlung bunter Mosaiksteine“ fast er die Arbeit zusammen. Frühjahrs- und Herbsttagungen, Arbeitseinsätze an der Steinsburg, Aufstellung von vier Panoramatafeln auf beiden Gleichbergen, Führungen im Gleichberggebiet, Schulprojekte oder die Sommerexkursionen als eine Reise durch die Geschichte von Nebra (Himmelsscheibe von Nebra) bis Manching (Kelten- und Römermuseum) seien nur als Stichworte genannt. Nicht zu vergessen seien vor allem diejenigen, die oft „hinter den Kulissen“ gearbeitet und uns unterstützt haben, wie Thomas Grasselt (Leiter Fachbereich Archäologische Denkmalpflege), Sven Ostrowski (Präsident des TLDA), Ingrid Dušek und weitere Fachleute. Sein Dank galt besonders auch dem gesamten Vorstand und den vielen Unterstützern. Sie alle machen die Gemeinde der Steinsburgfreunde zu einem „lebenswichtigen Verein“, schloss Worliczek.

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