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500 Jahre Magdalenen-Kirche Milz

Erstellt von Kurt Lautensack | | Milz

Am ersten Juli-Wochenende feiert die evangelische Kirchgemeinde Milz ihr „Kirchenjubiläum 500 +2“gemeinsam mit dem Heimatverein, den Einwohnern und hoffentlich vielen Gästen.

Milz – Malerisch in einer Aue ähnlichen Landschaft hebt sich die Silhouette von Milz mit Kirche und Kirchturm vor der Kulisse der Gleichberge ab. Nähert sich der Spaziergänger, Wanderer oder der Durchreisende dem Ort, so fällt dabei unweigerlich der Blick auf den imposanten Kirchturm, der sich mit seinem Satteldach von den meisten Kirchtürmen der Umgebung unterscheidet. Im Ensemble von Kirchen-Hauptbau, Chor und Kirchturm sind sie nicht nur ein Wahrzeichen von Milz, sondern verleihen dem Dorf, das in seiner Anlage ein sogenanntes „Rundlingsdorf“ ist, sein charakteristisches Gesicht.

Noch heute macht die Magdalenen-Kirche durch ihre idyllische Anlage auf Besucher einen fesselnden Eindruck. Bereits das an der Westseite über den Wallgraben führende „Kirchbrückle“ bildet einen besonderen Zugang zum Kirchhof und ist ein vielbeachtetes Fotomotiv. Die aufwendig sanierte Wehrmauer gibt dabei den Blick in den Kirchhof frei, der in der Vergangenheit mehrfach umgestaltet wurde, nachdem der Friedhof bereits 1844 am Ortsrand neu angelegt wurde. An der Ostseite (Hauptstraße), wo einst der Weg durch ein Torhaus führte, das 1858 abgerissen wurde, wurde dadurch der Blick auf die Kirche freigegeben. Als die ältesten Bestandteile der gesamten Anlage wurden zwei der einst fünf „Gaden“ erhalten und beherbergen heute das Milzer Heimatmuseum.

Die Kirchgemeinde hätte eigentlich den 500. Jahrestag des Bestehens der Magdalenen-Kirche 2020 feiern wollen – eigentlich. Doch die Corona-Pandemie machte, wie so oft in den zurückliegenden zwei Jahren, auch den Milzern einen Strich durch die Rechnung. Und so entschied man sich, das Kirchenjubiläum zwei Jahre später nachzuholen. Dabei fand die Kirchgemeinde und Pastorin Irene Wiertelorz im 2021 neu gegründeten Heimatverein und seinem Vorstand einen aus aktueller Sicht unverzichtbaren Partner. „Ich bin sehr glücklich“, schreibt die Pastorin im Gemeindebrief, „dass der Heimatverein zu diesem Jubiläum eine ‚kleine‘ Chronik zusammengestellt hat und veröffentlicht. Dem Verein gilt unser großer Dank für dieses schöne und informative Büchlein, das gar nicht so klein, sondern großartig ist“. „Uns vom Heimatverein ist diese verspätete Jubiläumsfeier sogar recht“, erklärte Vereinsvorsitzender Henri Eppler. „Denn zum eigentlichen Jubiläum 2020 hätte es unseren Heimatverein noch gar nicht gegeben“ und somit wohl auch nicht diese umfängliche, höchst interessante Chronik von knapp 270 Seiten. „Für uns vom Heimatverein war dieses verspätete Jubiläum ein willkommener Anlass, in alten Chroniken, Büchern und Aufzeichnungen nach historischen Informationen zur Magdalenen-Kirche in Milz zu stöbern“, erklärten Henri Eppler und Viola Friedrich. So seien Kirchenbücher ausgewertet worden, sind statistische Daten zusammengetragen und bereits vorhandene Schriften aktualisiert und eingearbeitet worden. Dabei sind die Chronisten und Vereinsmitglieder auf interessante Geschichten, Fakten und Personen gestoßen. Die volle Unterstützung ihrer Pastorin Wiertelorz stand natürlich außer Frage.

Wer die Chronik in die Hand nimmt und durchblättert, Freies Wort durfte es vorab schon einmal tun, wird feststellen, dass hier in Zusammenarbeit von Kirchgemeinde mit dem Heimatverein und ihren Vorständen Henri Eppler (Vorsitzender und Beherrscher modernster Technik) und Viola Friedrich (2. Vorsitzende) eine Schrift gelungen ist, die weit über eine Kirchengeschichte hinaus in das vergangene Dorfgeschehen eingreift und es aufleben lässt. Der äußerst interessante Kirchengeschichte und dem Kirchenbau geht natürlich die Siedlungsgeschichte voraus, die auf die urkundliche Erwähnung der Klostergründung von 783 durch die Äbtissin Emhild zurückgeht. Viele, viele andere Ortsjubiläen in unserer Region gehen auf die Namenserwähnung in Verbindung mit den zahlreichen Besitztümern der Äbtissin zurück.

Viel andere Einzelheiten, ob es um die Glocken, um die Turmuhr, um die erwähnten Gaden, Wehrmauer, Kirchbrückle, um bunte Kirchenfenster, den Orgelprospekt oder um die Denkmäler vor und in der Kirche geht, es wurde scheinbar nichts vergessen. So ist z.B. zur Orgelgeschichte zu lesen, dass die erste Orgel in der Magdalenen-Kirche Milz, zugleich die erste Orgel vom Orgelbauer Nikolaus Seeber (vermutlich 1680 – 1739) im Jahr 1716 gebaut wurde. Die Nachfolger-Orgel, erbaut in den Jahren 1852 bis 1853, stammt aus der Werkstatt von Johann Michael Schmidt aus Schmiedefeld. Eine Restaurierung erfolgte 1989 für 5000 Mark. Eine Besonderheit sind auch die fünf bunten Kirchenfenster mit verschiedenen Motiven. Von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen wurde beispielsweise das Fenster „Kreuzigung Christi“ gestiftet oder die „Auferstehung Christi“ von der Familie Robert und Regilde Wildfeuer zur Erinnerung an ihren „gefallenen Paten Robert Frebel 1917“. Das „Geburtsfenster“ wurde von Familie Ferdinand Rudolf Frank 1919 zu Ehren ihres gefallenen Sohnes gestiftet.

Auch sind lückenlos alle in Milz eingesetzten Pfarrer und Pastorinnen genannt, von einem Eucharius Nun bis zu heutigen Pastorin Irene Wiertelorz. Ausführungen zum Dorfleben, von Erntefesten über die Kermes oder Ausflügen bis zu unvergesslichen Konzerten. Hinzu kommt ein kompletter Abdruck der Festschrift „Aus der Vergangenheit und Gegenwart des Dorfes Milz“ von Pfarrer Hönn aus dem Jahr 1910, die er anlässlich eines Trachtenfestes verfasste. Darin geht es um Kirche und Schule, um Klostergründung, Mundart kirchliche und Dorfordnung. Komplettiert wird die Jubiläumschronik mit einer Vielzahl von Fakten und historischen Daten sowie einem reichen Bildmaterial. Bis zum Jubiläums-Wochenende werden wohl schon viele Milzer die vorbestellte Chronik in den Händen halten, die inzwischen druckfrisch schon beim Heimatverein vorliegt. Zum Festgottesdienst werden auch noch einige Exemplare zum Verkauf vorliegen, so die beiden Akteure, denen sowie allen an der Chronik Beteiligten höchste Anerkennung ausgesprochen werden darf.

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