Stichwörter
475 Jahre Kermes in Gleichebarch
Das zweite November-Wochenende wurde in Gleichamberg der 475-jährigen Wiederkehr der Kirmes (Kirchweih) gewidmet.
Gleichamberg – Denn es war nicht irgendeine Kirmes, sondern die „Gleichebarcher Jubiläumskermes“, die es nach Recherchen schon vor 475 Jahren gab. Sie dürfte nicht nur den Kirmesreigen im Kreis als letzte Kirmes abgeschlossen haben, sondern mit dem Ausklang am Montag, nach der offiziellen „Beerdigung der Kermes“ am Sonntag um Mitternacht, nahtlos zum 11.11. übergeleitet haben. Das am Donnerstagabend pünktlich
Um 19.00 Uhr traditionell mit einem Choral vor der Gaststätte „Zum Goldenen Hirsch“ (Gaststätte Schüler) von den „Gleichberg-Musikanten“ eingeleitete Antrinken der Kirmes, fand also am Montag mit dem nochmaligen Verlesen der Kirmespredigt (für Säumige) in den Gasthäusern des Ortes seinen Abschluss.
Doch dazwischen liegen turbulente und ereignisreiche Tage, mit allem, was so eine „Burschen- und Hanswurst-Kermes“ zu bieten hat. Denn eine solche Kirmes stellt neben der ansonsten traditionellen Pärchenkirmes eine Besonderheit im Kreis dar. An eine solche hat man sich das letzte Mal vor 75 Jahren probiert, was aber nicht die allgemeine Zustimmung fand. Noch verbliebene Fotos aus dem Jahr 1949 zeigen die Kirmesgesellschaft der Paare und das wiederum traditionelle Bild mit den bei der Kirmes bestimmenden Hanswürsten kurz vor dem Umzug. Ein in Kloster Veßra vorhandenes Ölgemälde des Gleichamberger Malers Walter Wagner aus dem Jahr 1960 zeigt einen Kirmesumzug seines Heimatortes.
Dieser Umzug ist zugleich bis heute ein ganz besonderer Höhepunkt der Gleichamberger Kirmes, der jährlich ein großes Publikum aus Gleichamberg und Umgebung anlockt. Allerdings bedarf es für Besucher im Bekanntenkreis eine kleine Erklärung, um das Umzugsritual mit Bückele, Hemmerleuter und Hanswürsten zu verstehen. An den Umzug schließt sich schließlich die wie stets mit Spannung erwartete Kirmespredigt an, die von der großen Politik über das örtlich-regionale Geschehen bis zu den persönlichen Missgeschicken, die so manchen widerfahren, vorausgesetzt, der Kirmespfarrer und sein Team haben davon erfahren.
Natürlich steht bereits am Freitagvormittag der traditionelle Kirmesgottesdienst an, schließlich geht die Kirmes ja auf die Kirchweihe zurück. Zur Eröffnung der drei Tanzabende marschieren am Freitagabend dann die Kirmesburschen (dieses Jahr 30) ein und eröffnen mit den Mädchen, Freundin oder Mutter den Kirmestanz, bevor Punkt 24.00 Uhr mit geballter Kraft ca. 25 Hanswürste den Saal erstürmen. Mehrere Kapellen sind am Samstag dann dabei, vor jedem Haus ein Kirmesständchen zu spielen, in der Hoffnung auf einen wohlwollenden Opolus, während im Landgasthaus von Gleichamberg die „Gleichberg-Musikanten“ zum musikalischen Frühschoppen und Gastwirt Ottmar Winkler zum Mittagstisch einladen.
Was die Recherchen zur Gleichamberger Kirmes betrifft, so ergibt sich für die Ortschronisten noch ein weites Feld, Bisher tauchten nur wenige Fotos auf, die die ältere Zeit beleuchten. Lediglich die Jahreszahl sei bisher aufgetaucht, wie es hieß. Und natürlich fand die Kirmes nicht schon 475 Mal statt, denn Kriege und andere mögliche Ereignisse verhinderten so manche Kirmes. Doch die Zahl 475 soll auf eine erste Kirchweihfeier verweisen.